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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Willenskraft besaß, um seinen arroganten Vater zu der Einsicht zu zwingen, daß Sterbliche nicht als Sklaven mißbraucht werden sollten. »Wir sind mehr als stumpfsinnige Tiere«, flüsterte sie bei sich. »Wir sind nicht auf der Welt, nur um den Phaerie zu dienen.« Sie war jedoch realistisch genug und wußte genau, daß die Frage von gut und böse, richtig und falsch in dieser Welt nur wenig Bedeutung hatte. Abermals griff sie nach der Kette, die sie um den Hals trug. Sklave, sagte die Kette. Niederes und nichtswürdiges Tier. Zu guter Letzt war doch alles eine Frage der Macht. Die Phaerie haben die Macht, die Sterblichen zu versklaven, dachte Maya, und wir können sie nicht aufhalten. Das Schicksal unserer Rasse liegt ausschließlich in ihren Händen, und unsere einzige Hoffnung besteht darin, sie irgendwie dazu zu bringen, uns zu verschonen.
     
    Der hohe Turm bildete die Krone von Hellorins Palast, und als solcher war er auch der einzige Ort in der Phaeriestadt, von dem aus man alle Seiten des Phaerieterritoriums einsehen konnte. D’arvan blickte von dem südlichen Fenster hinunter auf die Stadt, das Symbol des Reichtums und des Luxus der Phaerie, des greifbaren Beweises für ihre Überlegenheit und Macht. Das Nordfenster mit Blick auf das tiefe, grüne Tal zu Füßen des Gebirges zeigte ein ganz anderes Bild: Hellorins Steinbrüche und Minen, die halb verborgen zwischen den dicht bewaldeten Hängen lagen, und sein Ackerland, das sich, gerodet und bestellt, dem Tal entgegenwölbte. Alles in allem ein einziges Symbol menschlicher Sklaverei.
    Als D’arvan mit der Weitsichtigkeit, die das Vermächtnis seines Vaters war, durch das Nordfenster blickte, beobachtete er die sterblichen Gefangenen, die sich wie ein Ameisenvolk abmühten, während die Phaerie es sich Wohlsein ließen, in dem nahen Wald jagten oder mit kleinen Schiffen auf dem Fluß segelten. Ein leises Schuldgefühl regte sich in ihm wie eine winzige Schlange, als er daran dachte, daß die Magusch, sein eigenes Volk, vor der Verheerung die Sterblichen auf genau dieselbe Art und Weise versklavt hatten – in dem festen Glauben, dies sei die natürliche Ordnung der Dinge.
    Weder die Rasse seiner Mutter noch die seines Vaters war ohne Fehl und Tadel, und D’arvan spürte sengenden Zorn und Scham angesichts solcher Niedertracht. Verflucht sollten sie sein, diese Phaerie! Hellorin hatte ohne einen Hauch von Gewissensbissen die Menschlichkeit der Xandim wie eine Kerze ausgelöscht. Jetzt hatte er sich auf dieselbe herzlose Art und Weise eine andere Rasse unterworfen. Und was hatte er mit Maya gemacht?
    D’arvan rüttelte an der versperrten Tür und hämmerte, wie es ihm schien, zum hundertsten Mal mit den Fäusten dagegen. »Antwortet mir, verdammt noch mal – ist überhaupt jemand da draußen? Wie könnt ihr es wagen, mich so einzusperren – wißt ihr denn nicht, wer ich bin? Laßt mich hier raus, ihr Bastarde mit dem Gehirn einer Schnecke! Holt meinen Vater her – sofort!«
    Die Pest mochte die verfluchten Phaerie holen! Bei all seinen Flüchen und Beteuerungen war es D’arvan vollkommen klar, daß man ihn auf Hellorins Anweisung hier eingesperrt hatte. Man ließ ihn in diesem luxuriösen Gemach hoch oben im höchsten Turm des Palastes seines Vaters, damit sein Zorn verrauchen konnte, bevor der Waldfürst sich dazu herabließ, sich um ihn zu kümmern. Es war ein Machtspiel, das Hellorin da spielte, um von Anfang an seine Überlegenheit zu demonstrieren. Nun, wenn er die Absicht hatte, D’arvan zu demütigen und ihm das Gefühl der Hilflosigkeit zu geben, dann hatte seine Strategie langsam Erfolg.
    »Ich werde es nicht zulassen«, murmelte D’arvan in grimmigem Zorn. »Ich werde mich nicht von ihm unterkriegen lassen!« Er wußte, was Maya getan hätte, so selbstverständlich, als hätte ihre Stimme es ihm ins Ohr geflüstert. Wenn er nicht den Mut verlieren wollte, mußte er sich mit seinem ganzen Zorn gegen die Situation zur Wehr setzen. Er ging in dem mit vielen Fenstern versehenen Raum auf und ab, zerfetzte mit seinen Stiefelabsätzen den moosigen Teppich und fachte seinen Zorn an wie eine rote Flamme, trat Stühle und Tische um, weil ihm ein besseres Ziel für seinen Zorn nicht zu Gebote stand, und verwünschte seinen Vater mit geflüsterten Schimpfworten.
    »Sei vorsichtig mit den Möbeln – sie könnten eines Tages dir gehören.«
    D’arvan fuhr herum und sah Hellorin in der Tür stehen. Sein Vater grinste ihn bösartig an. »Du!« fuhr er

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