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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Maya mußte sich alle Mühe geben, um mit ihr Schritt zu halten. Ein Soldateninstinkt sagte ihr, daß sie beobachtet wurde, und nach und nach wurde sie sich der verstohlenen Bewegungen in der Düsternis einiger Steinhütten bewußt – hier der bleiche Schatten eines Gesichtes, da eine Hand, die um die Kante einer Tür gelegt wurde, das Aufblitzen eines Auges in einem Fenster, während ein Kopf sich hastig unter das Sims duckte. Allzubald war dieses Gefühl, heimlich beobachtet zu werden, nicht mehr ärgerlich, sondern beängstigend. »Licia …?« fragte sie beklommen, obwohl sie ihre Unruhe im Grunde nicht verraten wollte.
    »Keine Bange«, meinte die Spitzenklöpplerin achselzuckend. »Sie fürchten sich vor Fremden, das ist alles. Wir haben eine Regel, nach der nur einer von uns herauskommt, um einen Neuankömmling zu begrüßen – für gewöhnlich sind die Neuen entweder zu Tode erschrocken oder gefährlich. Wir wissen aus Erfahrung, daß es am klügsten ist, den neuen Gefangenen ein wenig Zeit zu lassen, damit sie sich einfügen können. Du wirst die anderen später kennenlernen, wenn die Arbeitstrupps von den Feldern zurückkehren. Dann können wir dich allen gleichzeitig vorstellen.«
    Bald darauf kamen sie an ein niedriges, tür- und fensterloses Steingebäude, das den anderen Unterkünften aufs Haar glich und ebenfalls am Ufer des Sees gelegen war. Licia führte die Kriegerin hinein, in ein einziges Zimmer, in dem es nichts gab, außer einer dicken Schicht von einem weichen, faserigen Material auf dem Boden. Dennoch war die Hütte makellos sauber und wurde von diesen funkelnden Goldgloben beleuchtet, die hier jedoch ein klares und ruhiges Licht abgaben, statt des gewohnten, verwirrenden Flackerns.
    Maya hob neugierig eine Hand, um die Phaerielampen zu berühren, die wie Ansammlungen fremdartiger Früchte von der Decke hingen. Ihre Finger wurden von einer tiefen, anhaltenden Wärme umhüllt wie von sommerlichem Sonnenlicht. »Warum sind diese Globen so anders als die in der Höhle?« wollte sie von Licia wissen.
    Die Spitzenklöpplerin schnaubte. »Diese elenden Mistkerle lassen die großen Höhlenlichter die ganze Zeit über so flackern, damit keiner von uns klar denken kann – du wärst überrascht, wie einem das mit der Zeit auf die Nerven geht. Aber hier drin können sie das wegen der Spitze nicht machen. Ich brauche klares, helles, ruhiges Licht für diese feine Arbeit, sonst würde ich erblinden, und – was den Phaerie größere Sorgen macht – die Spitze könnte ruiniert werden.« Ihr Gesicht verzog sich zu einem freudlosen Lächeln. »Ich bin die beste Spitzenklöpplerin in Nexis – oder war es jedenfalls.«
    Mit einer kurzen Handbewegung deutete sie auf einen schlichten Holztisch hinten im Raum, auf dem ein dicker Ballen Stoff lag. Daneben erkannte Maya eine Reihe zarter, spindelförmiger Klöppelhölzer und etliche Spulen mit einem schimmernden, regenbogenfarbigen Zwirn, der feiner als Spinnweben zu sein schien. »Meine Arbeit ist bei den Phaerie ungemein gefragt«, erklärte sie Maya ohne eine Spur von Bescheidenheit. »Sogar die Männer – und Fürst Hellorin ist da keine Ausnahme – legen größten Wert auf prunkvolle Gewänder. Auf diese Weise komme ich gelegentlich mal zu einer Vergünstigung. Und zumindest habe ich einen Tisch und einen Stuhl zum Arbeiten. Die meisten Leute müssen auf dem Boden hocken, wie Tiere in einem Stall.«
    Sie streckte die Hand aus und holte unterm Tisch einen Hocker mit langen Holzbeinen hervor. »Hier, Mädchen – setz dich. Du siehst ein wenig zittrig aus, aber da wundert mich nicht. Zieh dir den Hocker in die Ecke, damit du dich an der Mauer anlehnen kannst.« Licia griff tief in eine dunkle, aus dem dicken Stein der Mauer herausgehauene Nische und holte eine grobe Steinguttasse hervor. »Hier …« Sie reichte Maya einen Apfel und ein hartes Stück Brot. »Wir werden bis zum Abend nichts mehr zu essen bekommen. Dann kehren die Arbeiter von draußen zurück, aber ich hebe mir meist eine Kleinigkeit für den Notfall auf. Du wirst dich schon besser fühlen, wenn du erst einmal etwas im Magen hast. Ich werde inzwischen etwas Wasser holen. Ruh dich ein wenig aus – ich will dich nicht beleidigen, indem ich dir rate, dir keine Sorgen zu machen, aber schieb sie wenigstens für den Augenblick von dir. Sorgen sind wie Hefepilze – wenn man sie füttert, halten sie sich unbegrenzt. Ich bin im Handumdrehen wieder da.«
    Alleingelassen, aber mit einem Gefühl der

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