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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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gewesen, als den dummen jungen Hund unter den Konsequenzen leiden zu lassen, die ein Diebstahl im Hause Lord Pendrals unweigerlich nach sich ziehen mußte.
    Jarvas fühlte sich für Grince verantwortlich, seit er ihn – einen wilden, ungehobelten Raufbold von damals vierzehn Jahren – dabei erwischt hatte, wie er eines Nachts versuchte, das Asyl auszurauben. Lord Vannor hatte, bevor er im Laufe dieses wahnsinnigen Feldzugs gegen die Phaerie verschwunden war, der Stadt zu neuem Wohlstand verholfen. Das hatte zu der Wiedereröffnung der Großen Arkade geführt, und weil die mit neuen Männern ausgestattete Garnison in jenen Tagen so erfolgreich gegen das Verbrechen in der Stadt vorgegangen war, hatte der Junge sein Heim und seinen Lebensunterhalt verloren und war in Not geraten. Er hatte Jarvas’ Asyl nicht für sich selbst überfallen, sondern in dem verzweifelten Versuch, seinem Hund etwas zu essen zu beschaffen.
    Bevor er Krieger sah und das Tier als einen unverkennbaren Sproß von Emmies Hund Sturm erkannte, war Jarvas nicht klar gewesen, daß es sich bei seinem jungen Einbrecher um Tildas Sohn handelte. Er und Benziorn waren davon ausgegangen, daß der Knabe bei der Zerstörung des Asyls vor etlichen Jahren ums Leben gekommen war, und ihn schmerzte der Gedanke, daß Grince seit jener Zeit sein Dasein in der Stadt als Verbrecher gefristet hatte. Seit damals hatte Jarvas versucht, dem Waisenknaben den Vater zu ersetzen, aber da Grince niemals wirklich von jemandem abhängig gewesen war – nicht einmal, als Tilda noch lebte –, blieb er so mißtrauisch und wachsam wie ein wildes Tier und reagierte weder auf Autorität noch auf Freundlichkeit. Emmie hätte es vielleicht vermocht, ihn für sich zu gewinnen, aber sie war bei den Schmugglern geblieben und hatte Yanis, den Anführer der Nachtfahrer, geheiratet. Schließlich hatte sie der zunehmend gebrechlichen Remana den größten Teil der häuslichen Pflichten in dem geheimen, unterirdischen Versteck abgenommen. Jarvas hatte gehört, daß sie glücklich sei, aber sie war seit Jahren nicht mehr in Nexis gewesen. Er hatte ihr nie mitgeteilt, daß der Junge wieder aufgetaucht war – sie hatte in diesen Jahren genug eigene Probleme gehabt, und wahrscheinlich hatte sie ihn ohnehin bereits vergessen.
    Auch in den folgenden Jahren hatte Grince sich nicht geändert und Jarvas’ Vorschlag, ein Gewerbe zu erlernen, beharrlich verweigert. Nichts hatte ihm seinen Stehltrieb austreiben können – weder Bitten noch Strafen. Als Jarvas aus reiner Verzweiflung sogar zum Stock gegriffen hatte, war Grince einfach immer wieder wochenlang verschwunden und erst zurückgekehrt, wenn er einen zwingenden Grund dazu hatte. Gewöhnlich ging es um irgend etwas, was er für Krieger brauchte, etwas, das nur Jarvas und sein Asyl ihm geben konnten. Im Herzen war der Junge nicht schlecht – wäre er wirklich von Grund auf böse gewesen, wäre es Jarvas leichtgefallen, seine Hände in Unschuld zu waschen. Aber im Grunde seines Herzens war Grince ein guter Kerl, vor allem, wenn man seinen Hintergrund bedachte. Diebereien waren für ihn lediglich eine Überlebenschance – aber traurigerweise war er obendrein noch stolz auf seine Tüchtigkeit und auf die Unabhängigkeit, die sie ihm verschaffte.
    Obwohl Jarvas fest entschlossen gewesen war, die zusätzliche Last der Verantwortung für den schwierigen Jungen auf sich zu nehmen, war es Grinces abgrundtiefer Haß auf jede Autorität, die ihm die größten Sorgen machte. Das provisorische Heim in der Großen Arkade war die einzige Sicherheit gewesen, die der Junge je gekannt hatte, und er gab die ganze Schuld an seiner Situation dem Hohen Herrn. Als Lord Pendral nach Vannors Verschwinden die Macht ergriffen hatte, hatte er den Diebstahl mit schweren Strafen belegt, und Grince so in ständige Gefahr gebracht. Jarvas seufzte. Der Dieb ging mit der Zeit immer größere Risiken ein – und in einer Stadt wie Nexis war es unvermeidlich, daß man ihn irgendwann auf frischer Tat erwischen würde.
    Aber das war noch nicht das schlimmste. Letztes Jahr war etwas geschehen, das Grinces Haß zu einer tödlichen Flamme entfacht hatte. Pendrals Truppen hatten den weißen Hund Krieger getötet. Eine Patrouille hatte den Dieb erkannt und ihn gejagt, und Krieger, der damals zehn Jahre alt gewesen war, konnte nicht rechtzeitig entkommen. Bevor Grince ihm zu Hilfe eilen konnte, hatte ein Soldat den flüchtenden Hund mit einem Pfeil durchbohrt.
    Eine Weile hatte Jarvas

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