Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
Kurz zuvor hatte sie sich mit einiger Überraschung erklären lassen, daß viele der Jongleure, Akrobaten, Geisterbeschwörer und sonstigen Schausteller aus ähnlichen Verhältnissen kamen, angelockt durch die Romantik eines Lebens auf Wanderschaft.
    Der Wachposten vor dem Wagen schien von den Jahrmarktleuten weniger beeindruckt zu sein. »Ach, wirklich?« fragte er höhnisch. »Nun, Meister Mandzurano, seid doch bitte so freundlich, Eurer außergewöhnlichen Truppe mitzuteilen, daß jeder auf der Stelle seinen Arsch aus diesen Wagen schwingen soll. Wir suchen nach dem Dieb, der Lord Pendral beraubt hat. Na los, nicht so langsam! Ich muß meinen Auftrag erfüllen, und ich habe nicht die ganze verdammte Nacht Zeit.«
    »Mein guter Mann, willst du vielleicht andeuten …«
    »Nein – ich deute nichts an, ich drücke mich ganz klar aus. Kein achtbarer Mensch würde einen zwingenden Grund sehen, mitten in der Nacht die Stadt zu verlassen. Ihr Vagabunden führt doch nie etwas Gutes im Schilde, und ich wette, die heutige Nacht ist da keine Ausnahme. Laß deinen Pöbel aussteigen – sofort –, oder ich werde euch allesamt verhaften.«
    In der Dunkelheit des Wagens lächelte Aurian. Augenscheinlich hatte Mandzurano eine besonders starke Wirkung auf Amtspersonen. Es tat gut, wenigstens über irgend etwas lächeln zu können, dachte sie kläglich. In ihrem Versteck war es zum Ersticken heiß und grausam eng, da sie sich zusammen mit Hargorn und all ihren Gefährten zusammendrängte. Auch der kleine Dieb, den sie in der vergangenen Nacht gerettet hatte, war bei ihnen. Wenn es ihnen gelang, aus der Stadt herauszukommen, hatte sich all die Unbequemlichkeit gelohnt. Und genau das würden sie bald herausfinden.
    »Na kommt schon, ihr da. Alles raus aus den Wagen!« Die Wachen gingen an den Wagen entlang und schlugen mit ihren Schwertgriffen gegen die Holzbretter. Aurian hörte einen müden Chor von Klagen und Flüchen, als die Jahrmarktleute sich widerwillig aus ihren Wagen schleppten. Zornige Anschuldigungen und wütende Proteste begleiteten die Suche. Als die Wachen sich langsam ihrem Versteck näherten, ballte Aurian die Fäuste um den Griff ihres Schwerts; die qualvolle Anspannung dieser langen Wartezeit war ihr schier unerträglich.
    Der Wachposten hatte ihren Wagen erreicht. Die Magusch konnte seine Stimme direkt auf der anderen Seite hören. »Und was ist da drin, daß Ihr den Wagen so gründlich versperrt habt? Kommt, laßt uns mal sehen!«
    »Bitte, Herr – öffne diese Tür nicht, wenn dir dein Leben lieb ist«, protestierte Mandzurano. »Da drin sind gefährliche wilde Tiere!«
    »Gefährliche wilde Tiere, daß ich nicht lache! Erzähl das jemand anderem, ›Meister‹. Als ob so eine lausige, zerlumpte Horde reisender Vagabunden echte wilde Tiere besäße …«
    Im Wagen warteten Shia und Khanu, bis die Hand des Mannes wirklich auf dem Riegel lag. Als er den Bolzen zurückzog, verfielen sie in ein ohrenbetäubendes, grauenerregendes Brüllen und Fauchen.
    »Bei Tharas Titten!« kreischte der Wachposten. Trotz des Lärms hörte Aurian, wie der Bolzen wieder in seinen Sockel krachte. Als die Wagen wieder anfuhren, vergrub sie das Gesicht in ihrem Ärmel und zitterte vor Lachen.
     
    Die Mittagssonne, die durch den offenen Eingang eines kleinen, fröhlich gestreiften Zeltes fiel, weckte Aurian. Sie fühlte sich herrlich geborgen und wohlig entspannt in ihrem Kokon aus Decken, gewärmt von den beiden Wächterkatzen, die links und rechts neben ihr schliefen. Im Hintergrund hörte sie das beruhigende Plätschern eines Baches, in das sich leise Stimmen und das scharfe Prasseln brennender Zweige mischten. Der herrliche, klare Gesang einer Lerche tröpfelte wie ein silberner Regenguß vom Himmel auf sie herab. Die Magusch spürte, wie sich bei diesem Geräusch ihre Laune besserte. Wie herrlich es doch war, wieder in der Welt der Lebenden zu sein!
    Der Duft von gebratenem Schinken trieb Aurian jedoch bald aus ihren Decken. Als sie schließlich ins Freie trat, war sie überrascht von der Kühle der Moorluft. Es mochte zwar Spätsommer sein, aber in diesem nördlichen Hochland hoffte man selbst in der Mittagssonne vergeblich auf Wärme. Der Lagerplatz lag in einem kleinen, geheimen Tal, das von drei sanften, grünen Hügeln gebildet und abgeschirmt wurde. Es gab einen kleinen Bach, Brombeersträucher, Ginster und anderes Gestrüpp, das als Brennholz dienen konnte. Auch wenn es schnell herunterbrannte – für ein kleines

Weitere Kostenlose Bücher