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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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alte Frau genutzt, um sich davonzustehlen und sich auf eigene Faust etwas umzusehen. Diese Magusch hat gut reden, mir zu erzählen, ich soll diesen Leuten vertrauen, dachte er, aber ich will lieber zuerst ein wenig mehr über sie in Erfahrung bringen. Wo soll ich denn an einem solchen Ort meinen Platz finden?
    Er ging denselben Weg zurück, den er gekommen war, und gelangte schließlich in die riesige Höhle, die die Flotte der Nachtfahrer beherbergte. Die Schiffe hatten ihn fasziniert und begeistert – nicht einmal, als Nexis noch einen Fluß hatte, waren ihm solche Schiffe untergekommen, Schiffe mit kunstvollen Galionsfiguren und glatten, schnittigen Linien. Und es konnte auch nicht schaden festzustellen, was diese Ballen enthielten, die die Männer zuvor abgeladen hatten …
    Auf dem belebten Strand nahm niemand von einer zusätzlichen Gestalt Notiz. Grince lungerte eine Weile in der Nähe der Männer herum, die die Fracht von Bord holten, aber zu seiner Enttäuschung wurden keine einzige Kiste und kein einziger Ballen geöffnet; alles wurde, so wie es war, weggetragen. Nach einer Weile verlor er das Interesse und schlenderte den Strand hinunter. Dabei machte er einen großen Bogen um einen alten Mann, der am Rand des Wassers auf einem niedrigen Hocker saß und einen Haufen schleimiger, übelriechender Fische ausnahm. Dann beobachtete er einige Zeit die Männer und Frauen, die die Netze und Segel flickten, aber es war eine monotone Tätigkeit, die ihren Reiz schon bald verlor. Der Dieb wollte die Nachtfahrer gerade ihrem Werk überlassen und sich etwas Eßbares suchen, als von einem der in der Nähe vor Anker liegenden Schiffe ein ganzer Schwall von Flüchen kam.
    »Verdammt noch mal! Die elende Gaffel sitzt fest!«
    »Na dann kletter rauf und mach das elende Ding wieder los.«
    »Ich? Da hast du dich aber geschnitten, Kumpel. Die Tage, an denen ich irgendwelche Masten raufkletterte, sind lange vorbei. Das ist ein Spiel für junge Männer.«
    »Na, da ist doch ein junger Mann, gleich drüben am Ufer. Du! He, du! Spring in ein Dingi und schwing deinen faulen Hintern hier rüber!«
    Zu seinem Entsetzen wurde Grince klar, daß die Männer ihn meinten. »Ich?« Hastig trat er vom Wasser zurück. »Aber ich habe doch gar keine Ahnung, wie …«
    Die beiden alten Schiffsbauer tauschten einen angewiderten Blick. »Das werde ich nicht dulden. Fahr rüber und hol ihn.«
    »Nein, fahr du doch.«
    Der Graubart, der die Fische ausnahm, blickte von seiner Arbeit auf und spuckte ins Wasser. »Überanstrengt euch nur nicht!« rief er verächtlich. »Ich bringe den Jungen rüber.« Er packte Grince, bedeckte dessen Gewand mit stinkenden Fischschuppen und verfrachtete ihn in ein kleines Boot. Bevor der Dieb wußte, wie ihm geschah, oder Zeit fand, zu erklären, daß er nicht einmal schwimmen konnte, saß er im Boot und fuhr auf das tiefere Wasser der Bucht zu.
    Ungeachtet seiner Proteste hievten die Schmuggler ihn an Bord. Einer der alten Männer sah ihn mit einem leichten Stirnrunzeln an. »Zu wem gehörst du?« fragte er verwirrt. »Ich kann dich irgendwie nicht richtig unterbringen …«
    »Ach, komm schon, Jeskin«, warf der andere ein, »sonst sitzen wir noch die ganze verdammte Nacht hier. Was spielt das schon für eine Rolle, zu wem er gehört, solange er nur klettern kann.« Er wandte sich an Grince. »Junge, kannst du klettern?«
    »Ob ich klettern kann?« Der Dieb konnte sein Grinsen nicht verbergen. Vielleicht hatten diese Nachtfahrer doch Verwendung für seine ungewöhnlichen Talente. »Kann ein Fisch schwimmen?«
    Seine Worte schienen die beiden alten Männer nicht im mindesten zu beeindrucken. »Nun, klettere diesen Mast rauf und schneide die Gaffel los.«
    In diesem Augenblick bedauerte Grince seine Prahlerei auch schon. Was, im Namen aller Götter, war denn bloß eine Gaffel? Warum klemmte sie am Mast fest, und wie war das passiert? Außerdem schien der Mast schrecklich hoch und spindeldürr zu sein, und das Schiff schaukelte auf höchst beunruhigende Art und Weise hin und her …
    Aber plötzlich bemächtigte sich ein neues Gefühl des jungen Diebes. Hier stand er nun an einem fremden Ort, an dem seine frühere Geschichte unbekannt war, einem Ort, an dem er einen neuen Anfang machen konnte. Mit einemmal überkam ihn die tiefe Entschlossenheit, diesen Leuten zu beweisen, was er konnte. Endlich einmal wollte auch er einfach dazugehören. Grince zog sein Messer heraus und klemmte es sich zwischen die Zähne. Dann

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