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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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den steilen, gewundenen Tunnel; die anderen schlossen sich ihnen an. Sie ließen ihre müden Reittiere in der Stallhöhle, wo ein junger Nachtfahrer sich sogleich ihrer annahm. Als Aurian sich noch einmal umdrehte, sah sie, daß der Junge ihnen mit unverhohlener Neugier und offenem Mund nachsah; zweifellos fragte er sich, wer diese seltsamen Besucher sein mochten.
    Die gewaltige, von Fackeln erleuchtete Höhle mit ihrem breiten Kiesstrand war voller Menschen, die eifrig ihr Tagewerk versahen, Fischernetze und Segel flickten, notwendige Reparaturen an den vor Anker Hegenden Schmugglerbooten vornahmen und Ballen und Kisten von einem der Schiffe ans Ufer beförderten. Anschließend wurden die Waren dann in Lagerhöhlen untergebracht, deren Tunneleingänge die hintere Wand der riesigen Höhle säumten. Tarnal hielt ein kleines Mädchen an, das mit der ernsten Miene eines Menschen, der einen wichtigen Auftrag zu erfüllen hat, an ihm vorbeilaufen wollte. »Kannst du Zanna holen …?« begann er, aber das Kind fiel ihm ins Wort. »Sie ist doch direkt da drüben.«
    Zanna war genauso gekleidet wie die anderen Nachtfahrer, mit weichen, wasserdichten Stiefeln und kräftiger Seemannskleidung. Sie beugte sich über einen der Ballen, der anscheinend beim Transport aufgebrochen war und schüttelte den Kopf. »Nein, hier hat das Wasser zu großen Schaden angerichtet. Dieser Stoff ist voller Flecken. Bei allem, was heilig ist, Gevan – kannst du nicht besser aufpassen? Der ganze Ballen ist ruiniert. Damit können wir nicht mehr handeln – wir müssen es wohl für uns selbst gebrauchen …« In diesem Augenblick schaute sie auf und sah die Magusch. »Aurian!«
    Zum ersten Mal kam Aurian wirklich zu Bewußtsein, wie viele Jahre während ihrer Abwesenheit verstrichen waren. Zanna war jetzt eine Frau: tüchtig, selbstbewußt und überaus dominant. Sie hatte sich das Haar kurz geschnitten, und ihre Haut war braun und wettergegerbt von Meer und Wind. Aber viele der feinen Linien, die ihr Gesicht zeichneten, rührten vom Lachen, und in ihren Augen standen Humor und Klugheit. Überglücklich fielen die beiden Frauen einander in die Arme, bis Zanna, als sei ihr die Neugier der Umstehenden plötzlich zu Bewußtsein gekommen, mit einemmal zu ihrem interessierten Publikum herumfuhr. »He, ihr da – kein Grund, mit offenem Mund hier rumzustehen. Ihr werdet unsere Besucher noch früh genug kennenlernen. Wenn irgend jemand keine Arbeit mehr hat, kann ich ihm schnell welche besorgen«, fügte sie drohend hinzu. Die Menge zerstreute sich wie durch Zauberhand.
    Aurian kicherte. »In diesen Worten erkenne ich Dulsina wieder«, neckte sie die andere Frau.
    Ein flüchtiger Schatten legte sich für einen Augenblick über Zannas Lächeln und war, fast bevor die Magusch ihn überhaupt bemerken konnte, gleich wieder verschwunden. Die Nachtfahrerfrau zuckte die Achseln. »Wenn ein Trick funktioniert, warum soll man ihn dann nicht übernehmen?« Danach wandte sie sich an die anderen. »Wie wunderbar, euch wiederzusehen, Anvar, Hargorn …« Ihre Worte verloren sich, als ihr Blick auf Grince und die stille, verhüllte Gestalt Finbarrs fiel.
    »Gehen wir irgendwohin, wo wir ungestört reden können«, schlug Aurian mit leiser Stimme vor. »Wir haben dir und Tarnal viel zu erzählen.«
    Zanna nickte. »Das kann ich mir vorstellen. Außerdem müßt ihr zu Dulsina gehen – ich sollte sie besser wissen lassen, daß wir Besuch haben, sonst erfährt sie es noch von jemand anderem. Yanis ist im Augenblick auf See, aber wir erwarten ihn in ein oder zwei Tagen zurück …« Während sie sprach, geleitete sie Aurian und die anderen auch schon den Strand hinauf und in einen der Tunnel, den Aurian wiedererkannte. Er führte in die behagliche Höhle mit der großen Feuerstelle, den die Nachtfahrer als Gemeinschaftsraum und Treffpunkt benutzten. Zanna legte eine Hand an den Türrahmen, hielt dann aber noch einmal inne. »Übrigens, ich habe eine Überraschung für euch. Vor wenigen Wochen ist noch ein Besucher angekommen.« Sie öffnete die Tür und trat zur Seite, um die Magusch vorgehen zu lassen.
    Aurian blieb wie vom Donner gerührt auf der Schwelle stehen. Dort am Feuer saß ganz allein ein Kind des Himmelsvolks.

 
16
Schneesilber und Frost
     
     
    Aurian sah die schlanke, junge Frau mit den braunen Flügeln erstaunt an. Irgendwie kam sie ihr seltsam bekannt vor … Die junge Frau hatte dagegen keinerlei Zweifel. Sie sprang auf und verbeugte sich tief. Ihr

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