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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sie vermochten nicht, das Glitzern der abscheulichen Sklavenkette um ihren Hals zu überdecken. In diesem Augenblick wurde D’arvan die Tiefe seiner Liebe zu dieser Frau mit einer geradezu erschreckenden Wucht bewußt. Er zog sie an sich und legte seine Wange auf ihr seidiges, duftendes Haar. »Ich werde dich für all das entschädigen«, versprach er. »Wenn ich dich hier rausgeholt habe und wir nach Nexis zurückkehren, wird diese verfluchte Kette abgenommen werden, und du wirst eine Königin sein.«
    »Wenn wir nach Nexis zurückkehren«, antwortete Maya nüchtern, »werde ich eine Verräterin sein.«

 
19
Flugzauber
     
     
    Die einzigen Laute, die in der dünnen Luft zu hören waren, waren das Heulen des Windes und der hohle Donnerschlag der gewaltigen, rotgoldenen Schwingen Sonnenfeders. Aus dieser Höhe schien es möglich, die ganze Welt mit einem Blick zu umfassen … Und eines Tages werde ich sie beherrschen, dachte Eliseth. Sie genoß die Erregung, in solch gefährlicher Höhe dahinzufliegen, unter sich nur einen Abgrund und die gezackten Felsen. Mit allen Sinnen gab sie sich der Kraft von Sonnenfeders starken Armen hin, die sie umfangen hielten und sicher emportrugen. Als Wettermagusch vermittelte der Flug ihr ein überwältigendes Gefühl der Macht – die Winde zu berühren, mit dem Sonnenschein zu flirten und die Wolken zu durchdringen, aus denen sie die Essenz ihrer Magie zog. Wie sehr die Magusch sich wünschte, ihre eigene Rasse hätte das Glück gehabt, das Geschenk des Fluges empfangen zu dürfen! Was ich dann hätte erreichen können, dachte sie. Nun, zumindest konnte sie sich Sonnenfeders Schwingen borgen, und er war so verrückt nach ihr, daß er ihrem Wunsch stets mit Freuden nachkam.
    Heute bedurfte sie der Kraft des Fluges mehr denn je; er schenkte ihr einen klaren Kopf und die Fähigkeit, die neuen Herausforderungen, die ihrer harrten, von allen Seiten zu beleuchten. Der vollkommen unerwartete Anblick Aurians hatte ihr tatsächlich einen Schock versetzt, denn in letzter Zeit war Eliseth so tief in ihre eigenen Pläne verstrickt gewesen, daß sie kaum noch an ihre Rivalin gedacht hatte. In der Tat hatte Aurian so lange gebraucht, um in die Welt zurückzukehren, daß die Wettermagusch beinahe aufgehört hatte, sie noch als Bedrohung anzusehen – bis jetzt.
    Ich kann von Glück sagen, daß ich rechtzeitig gewarnt wurde, dachte Eliseth, denn ich bin sicher, daß Aurian nicht die Absicht hatte, sich mir auf diese Weise zu zeigen. Es muß ein Unfall gewesen sein oder Sorglosigkeit ihrerseits. Die Magusch runzelte die Stirn. Aber wo war sie, verflucht noch mal? Was war das für ein farbloser, nebliger Ort? Aurians Umgebung hatte etwas seltsam Unnatürliches an sich gehabt … Ich habe nichts von alledem wiedererkannt. Und es war auch keine klare Vision, wie man sie beim Hellsehen erlebte – das Bild schien sich zu kräuseln, fast als hätte ich die Szene durch Wasser betrachtet, aber wie kann das sein?
    »Warum bist du heute so geistesabwesend?« murmelte Sonnenfeder der Magusch ins Ohr.
    Eliseth wollte ihm gerade eine schroffe Antwort geben, überlegte es sich dann jedoch anders. »Es ist nichts, was dich besorgen müßte. Würdest du mich jetzt bitte zurückbringen, Sonnenfeder?«
    »Wir haben es doch gewiß nicht so eilig?« flüsterte der Himmelsmann. Langsam ließ er die Hände über ihren Körper gleiten. »Ich hatte gedacht, wir würden vielleicht eine Weile hier draußen bleiben.«
    Eliseth war ernsthaft in Versuchung. Sie hatte nicht lange gebraucht, um den prickelnden Reiz einer Paarung mitten in der Luft zu entdecken. Nachdem sie es mit dem geflügelten Mann probiert hatte, fand sie es überhaupt nicht mehr merkwürdig, daß dies die Art war, auf die die Himmelsleute sich für gewöhnlich paarten. Heute mußte sie ihre Aufmerksamkeit traurigerweise anderen Dingen schenken. »Nein!« sagte sie kategorisch. »Das heißt – nicht heute, mein Liebster. Bring mich bitte zurück nach Aerillia. Ich habe noch zu arbeiten.«
    Nachdem ein bekümmerter und leicht gereizter Sonnenfeder sie zum Tempel Yinzes zurückgeflogen hatte, zog sich die Wettermagusch in ihr geheimes Quartier in den Katakomben unter dem Gebäude zurück. Sie versperrte die Tür hinter sich und streifte ihren pelzgefütterten Umhang ab. Die Räume waren groß und mit jedem erdenklichen Luxus ausgestattet – was tatsächlich ein Glück war, dachte die Magusch, denn sie verbrachte viel Zeit darin, lauerte in ihnen wie eine

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