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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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hatte, erkannte Chiamh Aurians Sohn dennoch auf den ersten Blick. »Nein, das ist ja Wolf!« rief er voller Freude. Dann sah er Yazour verwirrt an. »Aber wer ist das Kind?«
    Das Kind kam zu ihnen und zupfte Yazour am Ärmel. »Papa?« sagte er.
    »Was?« stieß Chiamh staunend hervor. »Er ist dein Sohn?«
    Yazour war mittlerweile sehr rot geworden. »Ich …«
    Er sah die Lady Eilin an. »Sieh nicht mich an«, sagte sie. »Er ist dein Freund, also erklär du’s ihm. Ich werde schon genug zu tun haben, wenn ich Aurian beibringen muß, daß sie einen Bruder hat.«

 
20
Wiedersehensfreude
     
     
    Der Morgen war grau, und ein feiner Regen, getrieben von einem launischen Wind, fegte über das Tal; der Wind verwandelte die Oberfläche des Sees in feingeriffeltes Zinn. Eilin schlüpfte lautlos aus dem Turm, darauf bedacht, nur ja kein Geräusch zu verursachen – obwohl nur die Götter wissen, warum ich mir solche Mühe gebe, dachte sie trocken. In der vergangenen Nacht waren so viele Geschichten erzählt und so viele Pläne geschmiedet worden, und alle waren so spät zu Bett gegangen, daß ihre Vorsicht kaum notwendig zu sein schien. Eilin war die einzige, die überhaupt nicht geschlafen hatte, und nun gewann sie den Eindruck, als sei sie der einzige Bewohner dieses Planeten.
    Als sie die den Elementen preisgegebene Brücke überquerte, nahm der Wind an Kraft noch zu. Eilin zog sich die Kapuze ihres braunen Umhangs tiefer in die Stirn, damit sie ihr nicht ständig vom Kopf geweht wurde. Es war nicht der richtige Morgen für einen Spaziergang, aber sie brauchte den Trost ihres geliebten Tals. Sie wollte nachdenken – aber im Grunde gab es kaum etwas zu überlegen. Yazour würde heute morgen mit den anderen fortgehen – ja, er würde sogar Wolf und Iscalda mitnehmen. Er wollte mit Aurian in seine südliche Heimat zurückkehren, und sie, Eilin, würde ihn nie wiedersehen. Wieder einmal würde sie allein sein, so wie sie es den größten Teil ihres Lebens gewesen war. Und genau wie damals bei Aurian, würde sie auch dieses Kind allein großziehen müssen.
    Warum, dachte die Magusch verzweifelt. Warum passieren mir immer wieder solche Dinge? Nach Geraints Tod hatte sie sich geweigert, auch nur den Gedanken an einen anderen Seelengefährten in Betracht zu ziehen. Nie wieder hatte sie einen solchen Verlust erleben wollen – und, wie recht sie damit hatte! Trotzdem fühlte sie sich von Anfang an zu ihm hingezogen – von jenem allerersten Tag an, an dem er Iscalda und den kleinen Wolf zu ihr gebracht hatte. Damals war ein Funke zwischen ihnen aufgesprungen – aber sie hätte niemals zulassen dürfen, daß dieser Mann sie derart bezauberte. Der junge Krieger hatte lange gebraucht – fast zwei Jahre –, um sie für sich zu gewinnen, aber – bei Iriana –, wie hartnäckig er gewesen war! In mancher Hinsicht schien er älter zu sein, als seine Jahre es vermuten ließen – er war stark, tüchtig und verläßlich, und sogar inmitten ihrer Gefühlsstürme und Zweifel hatte er immer die Ruhe bewahrt. Trotzdem war er auf andere Weise so jung gewesen, so voller Begeisterung und Lebensfreude … Er hat mir meine Jugend wiedergegeben, dachte Eilin. Er hat mir so viele verlorene Jahre zurückgegeben. Und sie war mit offenen Augen in ihr Unglück gerannt, hatte sich sogar von dem Gedanken an ein zweites Kind hinreißen lassen … Oh, Eilin, du Närrin. Du arme, mitleiderregende alte Närrin!
    Es war zu feucht und zu windig für einen Spaziergang. Eilins Umhang konnte wenig gegen die Feuchtigkeit und Kühle des Morgens ausrichten. Die Magusch suchte Zuflucht in dem Birkenwäldchen auf der landeinwärts gelegenen Seite der Brücke und lehnte sich gegen den kräftigen, trostspendenden Stamm eines tropfnassen Baumes. Zum ersten Mal bemerkte sie nun, daß die Blätter langsam gelb wurden. Ja, der Sommer war wahrhaftig zu Ende.
    Nun, sie besaß genug Mut und Entschlossenheit, um ihrem Verlust ins Auge zu sehen. Nur die Götter wußten, daß sie auch genug Übung darin hatte. Sie würde nichts tun, um Yazour zu behindern oder festzuhalten – er mußte seinem eigenen Weg folgen und gehen, wohin sein Herz ihn führte. Sie hatte gestern nacht sein Gesucht gesehen, als sie mit D’arvan, Parric und den anderen gesprochen hatten – hatte den Kampf gesehen, den zu verbergen er sich bemühte. Er wollte Aurian helfen, wollte wieder mitten im Gedränge der Ereignisse stehen: wollte in die Welt zurückkehren, die Welt mit ihren Aufregungen und

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