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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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von der unterschied, die er in Erinnerung hatte. Das Windauge war zu schockiert, um taktvoll zu sein. »Das ist nicht Anvar«, stieß er hervor.
    Schiannath sah ihn seltsam an. »Wovon redest du, Chiamh? Kaum hast du deine Menschengestalt wiedergefunden, und schon fängst du wieder mit diesem schauerlichen Windaugen-Unfug an. Natürlich ist das Anvar! Das sieht man doch!«
    Der Schwertkämpfer sah Schiannath direkt in die Augen. »Nein, er hat recht«, sagte er kühn. »Ich bin nicht Anvar. Mein Name ist Forral.«
    Oh, vielen Dank, Forral. Vielen Dank, daß du es ihnen schonend beigebracht hast – du Idiot! Aurian barg das Gesicht in den Händen und ließ den Sturm über ihr zusammenschlagen.
     
    Gevan, der die ganze Nacht hindurch gesegelt war, war noch immer müde, aber die Gezeiten und die Strömungen waren auf seiner Seite gewesen, und ein starker, stetiger Wind hatte ihn schneller als erwartet von Osthafen weggeweht. Als er in den Hafen einlief, rieb sich der Schmuggler die heißen, müden Augen und lächelte grimmig. Es schien, als wären die Götter selbst seinem Plan geneigt gewesen. Er würde es ihnen zeigen – dieser schlangenzüngigen, maguschhörigen, kleinen Hexe, die sich als die wahre Nachtfahrerführerin sah und ihrem Mann, der ihn einmal zu oft herumgestoßen hatte – mit der Unterstützung dieses törichten Schwächlings Yanis, der ihm so etwas einfach durchgehen ließ. Er war nun mal kein Anführer – niemals würde er das Format seines Vaters haben!
    Der Schmuggler machte sein kleines Schiff zwischen den Fischerbooten fest, von denen gerade der nächtliche Fang abgeladen wurde, und kletterte auf den belebten Kai. Während er hastigen Schritts seinem Ziel entgegenstrebte, ließ er die Münzen in seiner Tasche klimpern. Das sollte ihm genügen, sich eine gute Mahlzeit und ein schnelles Pferd zu kaufen – und wenn er erst nach Nexis kam und mit Lord Pendral sprach, würde es ihm nie wieder an Wohlstand mangeln.

 
21
Die Alte Magie
     
     
    Derselbe Alptraum wiederholt sich, wieder und wieder. Vannor wälzt sich rastlos im Bett und wacht mit einem heiseren Entsetzensschrei auf. Die Hörner und Schreie sind jetzt unüberhörbar laut. Die Phaerie sind nach Nexis gekommen, um Rache zu nehmen. Er läuft zum Fenster. In der Stadt hat die Warnglocke der Garnison zu läuten begonnen, hat ihn auf die Gefahr aufmerksam gemacht, in der seine Stadt schwebt.
    Er hört den Tumult der Stimmen im Erdgeschoß, wo das Hauspersonal langsam in Panik gerät. Durch die Fenster sieht er sie nach draußen rennen, um das Geschehen zu verfolgen. »Rein mit euch«, brüllt er. »Geht ins Haus, ihr Narren – und bleibt da.« Dann reißt er sein Schwert an sich und läuft hinunter, froh darüber, daß Dulsina ihn verlassen hat. Bei den Nachtfahrern wird sie in Sicherheit sein.
    Vor Vannors Augen gehen die Phaerie über der Stadt nieder. Die jubilierenden Hörner nehmen einen tieferen, drohenderen Klang an. Der Maguschturm erstrahlt in grellem Licht, als die Unsterblichen vorüberreiten; das Licht breitet sich in der ganzen Akademie aus. Ein ähnliches Leuchten verbreitet sich hastig überall in der Stadt, überall dort, wo die Phaerie niedergehen – dann schießen hungrige Flammen auf, und das Schrillen der Hörner geht in Schreien unter.
    Vannor läuft durch brennende Straßen, seine Stiefel gleiten auf Blut und Eingeweiden aus. Er sieht einen Mann, der von einem Phaerieschwert in zwei Hälften gespalten wurde; seine Gedärme ergießen sich über die Pflastersteine. Ein Kind mit einer Stoffpuppe weint über dem kopflosen Leib seiner Mutter. Ein junge läuft aus einem brennenden Haus, einen Flammenschwanz hinter sich herziehend; er stürzt zu Boden, verschlungen von einem Feuerball. Eine Frau kreischt auf, als eine Phaeriekriegerin mit brennenden, saphirfarbenen Augen ihre Kinder wegreißt. Anblicke von Folter, Qual und Gemetzel, wieder und wieder, während die Phaerie kaltäugig und furchterregend durch die Straßen stolzieren …
    Wie aus dem Nichts geht ein Schwert in einem glitzernden Bogen nieder, und die blauäugige Phaeriefrau stürzt zu Boden; goldenes Blut rinnt aus einem tiefen Riß in ihrem Fleisch. Die Kinder sind frei und rennen zurück zu ihrer Mutter, die sie mit einem Freudenschrei in die Arme schließt. Der hochgewachsene Kämpfer, dessen Identität von einem schimmernden Nebel verborgen wird, zieht sich mit schwungvoller Gebärde einen schweren Umhang von den Schultern, wirft ihn auf den brennenden

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