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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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des Moldan glomm auf und begann langsam, ach so langsam anzuschwellen; die Gedanken kehrten zurück und mit ihnen die Kraft. Die Bannflüche der Unterdrückung zerfielen – die endlose Nacht seiner Gefangenschaft näherte sich ihrem Ende. Und nach all dieser Zeit gab es immer noch so etwas wie Rachsucht.
    Einen kleinen Schritt um den anderen streckte Ghabal seinen Willen aus und drängte mit aller Macht gegen die engen Fesseln des leblosen Steins, der ihn umgab. Seine suchenden Gedankenfühler trafen auf einen Riß, einen haarfeinen Fehler im Felsen, der sich zu einer schmalen Spalte verbreiterte. Der Moldan konzentrierte seine ganze Macht auf diese eine Stelle und schob mit aller Kraft, die ihm zu Gebote stand. Der Stein setzte sich knirschend zur Wehr, dann aber dehnte sich die Spalte mit einem lauten, widerhallenden Donnerschlag aus, und der immer breiter werdende Riß schlängelte sich wie ein gezackter Lichtblitz durch den einstmals massiven Stein.
    Völlig verausgabt, mußte der Moldan sich erst einmal ausruhen. Ein Rinnsal uralten Staubs rutschte die neue Felsspalte hinunter und wisperte im Fallen mit einer leisen, zischelnden Stimme seine Geheimnisse. Als Ghabal seine Kraft wiedererlangt hatte, schob er von neuem und dehnte den Riß ein wenig weiter aus. Dann hielt er abermals inne, um sich zu erholen. Die Freiheit vor Augen – und das nach so langer Zeit – war es schwierig, Geduld zu beweisen, aber er wußte, daß er sich so viel Zeit lassen mußte, wie nötig war. Es konnte sich als fataler Fehler erweisen, sich an dieser Stelle zu überanstrengen – vielleicht würde er dann auf ewig hier unten gefangen bleiben.
    Nach einer Weile nahmen die Bemühungen des Moldans ein rhythmisches Muster von Mühsal und Rast an. Seine Gedanken versanken in einer schläfrigen Leere und führten ihn niemals weiter als bis zu seiner nächsten gewaltigen Fron, die die millimeterweise Ausdehnung seines Risses für ihn bedeutete. Alle Hoffnungen und Pläne mußten für den Augenblick beiseite treten – sie würden ihn nur von seiner alles entscheidenden Aufgabe ablenken. Wenn er sich endlich aus seinem steinigen Gefängnis befreit hatte – ah, dann würde noch genug Zeit sein für Pläne, für Pläne und mehr! Dann konnte er sich endlich einen Vasallen suchen, irgendein Gefäß, das seinen Geist über die Meere zu seinem geliebten Berg trug, wo er wieder er selbst werden würde, geheilt und eins mit sich.
    Ghabal hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Es mochten Stunden vergangen sein, seit er begonnen hatte, seine Kraft bis an ihre äußersten Grenzen zu treiben, Stunden – oder Äonen. Er hatte seine Ungeduld bezwungen und setzte nun seine Kraft wohlerwogen ein, wobei er versuchte, so viel Energie wie möglich zu sparen. Er konnte bis in alle Ewigkeit so weitermachen, wenn er das wollte – und wenn es notwendig gewesen wäre. Statt dessen traf er mit einem jähen Schock, wie ein Sturz aus gewaltiger Höhe ihn verursachen konnte, ins Leere. Der Wille des Moldans, der ganz auf seinen Ansturm gegen die steinerne Barriere konzentriert gewesen war, fand sich plötzlich seiner Fesseln ledig, und die Wucht seiner eigenen Kraft, die keinen Widerstand mehr fand, schlug wie in einer schrecklichen Explosion auf ihn zurück. Sein Bewußtsein jagte taumelnd durch eine Spirale aus Dunkelheit hinab.
    Frei – er war frei! Dieser Gedanke durchzuckte Ghabals finsteres Unterbewußtsein wie ein einzelner greller Sonnenstrahl, der seinen schwächlichen Geist sicher zurück ins Licht führte. Er raffte die Fetzen seines zerrissenen und zermürbten Bewußtseins zusammen und ruhte sich einen Augenblick lang aus, um sich wieder zu fangen. Obwohl er sich verletzt hatte, als sein Wille nach außen explodiert war, konnte er keinen Schaden feststellen, der nicht mit der Zeit heilen würde. Die machtvollen Energien der elementaren Erde würden ihn erneuern, würden ihn nähren, ihn heilen. Und während das geschah, konnte es nicht schaden, sich ein klein wenig umzusehen, nur ein klein wenig …
    Bei der Mutter-Erde, die ihn hervorgebracht hatte – seit man ihn unter diesem Hügel eingesperrt hatte, war wahrhaftig manches anders geworden! Zaghaft streckte Ghabal sein Bewußtsein in das Gewirr von Tunneln, Durchgängen und Kammern aus, die den Felsvorsprung unter den Maguschquartieren durchzogen. Unglaublich! Diese verfluchten Magusch mußten jahrhundertelang so geschäftig gewesen sein wie eine Horde Maulwürfe, um all das fertigzubringen. Dann

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