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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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Willens zu entwinden, die ihn umklammert hielten, aber sein Feind griff nur um so fester zu und hinderte ihn an jeder Flucht. Schließlich blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als in lautloser Qual aufzuschreien, als der andere seinen Geist in Stücke riß und wie mit Stahlkrallen seine geheimsten Gedanken entblößte. Ghabal konnte sich nur schreiend ducken, während seine ganze Existenz, seine inbrünstigsten Hoffnungen und schrecklichsten Ängste sich dem brennenden Blick des gnadenlosen Magusch enthüllten.
    Nach einer schier endlosen, peinigenden Ewigkeit war es endlich vorüber. Der Moldan schrak, wimmernd und in sich zusammengekauert, vor seinem Peiniger zurück und versuchte, die erbärmlichen Reste seiner Gedanken zusammenzuraffen wie die Fetzen eines zerrissenen Gewandes.
    »Gut«, knirschte die schreckliche Stimme. »Wirklich sehr gut. Ein Moldan – eins der legendären Erdelementarwesen von der anderen Seite des Ozeans, wie?« Die Stimme wurde plötzlich sanfter und beinahe mild, wie eine schauerliche Liebkosung. »Nun, Moldan – ich bin mir sicher, daß wir beide, du und ich, zu einer Art Übereinkunft gelangen können.«
    Mit einem Lächeln zog Miathan die Ketten seines Willens noch fester um das Bewußtsein des Moldan. Er hatte das Elementarwesen mit einem Überraschungsangriff besiegt, indem er sich die Überreste des uralten Maguschzaubers zunutze machte, mit denen es einst gefesselt worden war – und er schätzte sich glücklich, daß ihm dieser Triumph vergönnt war. Jetzt hing sein Überleben davon ab, sich das Geschöpf Untertan zu machen. Er mußte es unter seine Kontrolle bekommen, denn es konnte sich als die dringend benötigte Waffe in seiner Hand erweisen. Er wußte jetzt, was dieses Geschöpf mehr begehrte als das Leben selbst: jemanden, der es nach Hause brachte. Und nach den Gesetzen seiner Rasse würde es in der Schuld dessen stehen, der ihm half – einer Schuld von unermeßlichem Ausmaß.
    Also hatte Eliseth es tatsächlich gewagt, ihn zu hintergehen? Nun, die Gedanken des Moldans verrieten Miathan, daß sie irgendwo, irgendwie ihren Meister gefunden haben mußte. Das Schwächerwerden des Zauberbanns, der sie beide gefangengehalten hatte, bewies, daß in Nexis und Umgebung keine Magusch mehr existierten – bis auf ihn selbst natürlich. Aber obwohl es nicht weiter schwierig für ihn gewesen wäre, in die Akademie zurückzukehren, die Zügel seiner Stadt wieder in die Hand zu nehmen und einfach dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte, mahnte ihn doch irgend etwas zur Vorsicht. Er konnte unmöglich der einzige überlebende Magusch sein – selbst wenn es zu einer Konfrontation zwischen Aurian und Eliseth gekommen war, mußte eine der beiden Frauen doch überlebt haben. Und wie viele Artefakte der Macht besaß die Siegerin?
    Nein, ganz gleich, welche Magusch den Kampf gewonnen hatte, wenn der Erzmagusch in Nexis blieb, gab er ein leichtes Ziel ab. Er mußte von hier fort, mußte sich irgendwo verstecken – irgendwo, wo ihn niemand erwarten würde. Bevor er irgend etwas unternahm, mußte er herausfinden, was geschehen war, und entsprechende Vorkehrungen treffen. Aber auch dann konnte ein machtvoller Verbündeter nicht schaden – und Miathan nahm an, daß er mit ein wenig Einfallsreichtum, der Hilfe des Zeitzaubers und den speziellen Kräften des Moldan jedem Besitzer der Artefakte, der eine Rückkehr nach Nexis wagte, eine tödliche Falle stellen konnte.
    Der Moldan verfügte über eine gewaltige Zerstörungskraft – und der Erzmagusch wußte intuitiv, daß diese Kräfte auch in Abwesenheit des Moldan selbst entfesselt werden konnten. Das Elementarwesen brauchte dazu lediglich dem Gestein seinen Willen einzuprägen, ein Zauber, den es zu jedem beliebigen Zeitpunkt auslösen konnte. Miathans Zeitzauber konnte dieses Ereignis so lange hinauszögern, wie es seinen Zwecken dienlich war – und die Benutzung eines der Artefakte innerhalb der Akademie würde ihm als Auslöser dienen.
    Der nachdenkliche Gesichtsausdruck des Erzmagusch war verschwunden, und an seine Stelle trat nun ein kaltes, berechnendes Lächeln. »Moldan«, sagte er mit einer schmeichelnden Stimme, die nur so troff von falscher Freundlichkeit. »Wie würde es dir gefallen, nach Hause zu gehen?«

 
4
Die Jahre des Schweigens
     
     
    Das Flammenschwert wirbelte klirrend über glatten, weißen Stein davon. Der schwarz angelaufene Kelch der Wiedergeburt fiel scheppernd zu Boden, rollte im Kreis herum und blieb

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