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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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sämtliche Rippen«, protestierte Chiamh mit erstickter Stimme.
    »Na gut«, sagte Aurian mit plötzlicher Entschlossenheit. »Laß ihn aufstehen, Shia. Aber Chiamh – ich hoffe, du hast eine gute Entschuldigung parat. Ich habe mir nämlich angewöhnt, dir zu vertrauen, und ich fände es schrecklich, jetzt plötzlich damit aufhören zu müssen.«
    Das Windauge mühte sich auf die Füße und tastete zaghaft seine Rippen ab. »Oh, meine Entschuldigung ist tatsächlich gut, mehr als gut. Ich glaube nämlich, ich habe gerade eine Möglichkeit gefunden, uns nach Dhiammara zu bringen. Ich habe lediglich an dir geübt – und du mußt zugeben, es hat funktioniert. Du hattest nicht die leiseste Ahnung, daß ich da war.« Er sah die Magusch an und grinste. »Vertrau mir, Aurian – du wirst einfach begeistert sein.«

 
32
Die Stadt der Drachen
     
     
    Skua stand hoch oben auf einem Balkon, der sich um die ganze Länge eines der vielen Türme von Yinzes Tempel zog. Er beobachtete, wie die Sonne unterging, und lauschte dem Wind, der durch den grotesken Bau schrillte und jenes unheimliche Heulen produzierte, das als Incondors Klage bekannt war. Das zermürbende Geräusch war Musik in den Ohren des Hohenpriesters. Incondors Klage gehört mir, dachte er. Dieses Geräusch ist ein Teil von Aerillia, und jetzt gehört es mir – mir! – zusammen mit dem Rest der Stadt.
    Die letzten Strahlen der Herbstsonne verschwanden hinter den Bergen, und das goldene Licht hüllte die zahllosen Türme und Türmchen Aerillias ein. Skua warf einen letzten Blick auf sein Reich. Jetzt, da die Magusch fort war, konnte er es wahrhaft sein eigen nennen. Die Stadt der Geflügelten war kaum von Bedeutung für Eliseth – jetzt, da sie und Sonnenfeder Dhiammara eingenommen hatten, würden sie gewiß nichts dagegen haben, Aerillia ihm, Skua, zu überlassen.
    Skua seufzte glücklich. Sein ganzes Leben lang war er ein frommer und treuer Diener Yinzes gewesen, und endlich hatte sein Gott ihm seinen geziemenden Lohn gegeben. Wie viele Jahre er auf diesen Augenblick gewartet hatte! Er hatte als Schüler dem habgierigen und machtsüchtigen Schwarzkralle geduldig gedient und sich später mit den Launen, dem Wankelmut und dem Mißtrauen des unerfahrenen Kindes abgegeben, das den Thron bestiegen hatte. Von Zeit zu Zeit plagte ihn für einen Moment das Gewissen – immerhin hatte er seine Königin verraten –, aber er tröstete sich stets mit dem Gedanken, daß er die verlorenen und gottlosen Bürger Aerillias wieder auf den wahren Weg Yinzes zurückführte. Schon formulierte er im Geiste eine Reihe neuer, strenger Gesetze, um seine Herde vor Sünde zu bewahren – war es nicht besser, ihre Körper zu bestrafen und ihre Seelen zu retten? Skua schauderte, als ein scharfer, eisiger Wind von Norden aufkam. Seltsam, dachte er. Das Wetter scheint sich zu ändern. Vielleicht sollte ich hineingehen …
    Als Skua um die Biegung des Balkons trat, bemerkte er in weiter Ferne eine gewaltige schwarze Wolke, die mit unheimlicher Geschwindigkeit von Norden heranzog. Nun, dachte er, das erklärt auf jeden Fall diese unnatürliche Kälte – sieht so aus, als stünde uns ein schweres Unwetter bevor. Aber nicht einmal der nahende Sturm konnte seinen Jubel dämpfen. Aerillia hatte schon früher Unwettern standgehalten, beruhigte er sich. Ich bin sicher, die Stadt wird damit fertig.
    Wieder kam dieser Wind auf, der so feucht und übelriechend war wie der Luftzug aus einem offenen Grab. Ein Schauder des Unbehagens durchlief die Gestalt des Hohenpriesters, aber er sagte sich, daß wohl seine Phantasie mit ihm durchgehen müsse. Was konnte nun noch schiefgehen? Yinze würde niemals zulassen, daß seinem bevorzugten Diener etwas zustieß. Aus der Stadt unter ihm ertönte das Donnern vieler Flügel, als die Leute in Panik gerieten und scharenweise die Stadt verließen, um Richtung Süden zu fliehen. Narren, dachte Skua. Dieser Sturm wird sie mitten in der Luft erwischen …
    Die gewaltige schwarze Wolke wurde von Sekunde zu Sekunde größer, erstreckte sich, fast über den ganzen Himmel … Obwohl Skua mittlerweile begriffen hatte, daß dies kein natürliches Phänomen sein konnte, blieb er, wo er war, gelähmt vor Entsetzen, wie ein Vogel, den der funkelnde Blick einer Schlange in seinem Bann hielt; maßlos entsetzt in dem Wissen, daß Yinze ihn doch verraten hatte, genauso wie Skua seine Königin verraten hatte. Als die Nihilim sich wie ein großer schwarzer Umhang über Aerillia

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