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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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schwieriger war es dagegen, sich von der Arbeitskolonne wegzuschleichen, aber Linnet wählte den Zeitpunkt mit großer Sorgfalt. Sie stahl sich zwischen den Häusern hindurch und kehrte auf Umwegen zu ihrer kostbaren Beute zurück. Dann verteilte sie ihre Lasten so gut wie möglich an ihrem Körper und band sie mit einem Seil fest. Schließlich sah sie sich verstohlen um, um sicherzugehen, daß niemand sie beobachtete. Einen Augenblick später erhob sie sich in die Luft, flog ganz tief zwischen den Bäumen hindurch und mied den offenen Himmel, wo man sie leicht hätte entdecken können.
    Es mußte natürlich an einer Stelle geschehen, wo die Tarnung durch die Bäume dünn war, aber zumindest war das Geräusch fremder Hügel ihr Warnung genug Linnet blickte hinab und erkannte in der Ferne eine Patrouille geflügelter Krieger, die auf sie zukamen. Einen Augenblick lang setzte ihr Herzschlag aus. Man hatte ihren Diebstahl entdeckt und verfolgte sie! Da erst wurde ihr klar, daß die Patrouille aus Eyrie kam – aus der falschen Richtung. »Idiotin!« beschimpfte sie sich. Trotzdem würde es gewiß sehr peinliche Fragen geben wenn sie sich nicht rechtzeitig in Deckung brachte. Gehetzt sah Linnet sich um – dann bemerkte sie zwischen den Bäumen zu ihrer Rechten das Glitzern grauen Steins. Ein Gebäude? Hier, so weit jenseits der Siedlung? Yinzes sei gedankt für ein Wunder!
    Das Haus war eine ausgebrannte Ruine, aber unter den Trümmern ließen sich trotzdem jede Menge Verstecke finden. Linnet glitt in eine Nische hinter einer Reihe von eingeknickten Balken, die einander irgendwie abstützten, so daß sie nicht zu Boden fielen. Das geflügelte Mädchen hockte sich in die rußige, nach Rauch stinkende Dunkelheit und lauschte konzentriert, bis das Geräusch der Flügel am Himmel über ihr nicht mehr zu hören war.
    Als Linnet sich aus ihrem engen Refugium herauswand und mit einem Seufzer der Erleichterung ihre schmutzigen Flügel straffte, dämmerte es bereits.
    »Keine Bewegung, oder ich schieße!«
    Leise fluchend versteifte sich das geflügelte Mädchen. Nicht jetzt noch, wo sie so nah dran war …
    »Stell die Taschen ab und komm näher!«
    Plötzlich bemerkte Linnet, daß die Stimme furchtbar jung klang … Sie bückte sich, als wolle sie die Taschen von den Schultern streifen, streckte hastig die Hand aus und nahm einen Stein aus den Trümmern; dann drehte sie sich um und schleuderte ihn mit aller Macht in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Es folgte ein Schmerzensschrei, und ein Pfeil sirrte harmlos an ihrem linken Ohr vorbei, um klappernd auf dem Boden liegen zu bleiben – und als Linnet sich vollends umdrehte, sah sie zwei verängstigte Kinder in der Dunkelheit hocken.
     
    Aurian betrachtete die beiden jungen Geschöpfe und konnte es immer noch nicht fassen, daß dieses hübsche junge Mädchen das Kind war, das sie Nereni zu empfangen geholfen hatte. »Ich bin wirklich erstaunt, daß ihr beide überlebt habt«, sagte sie. »Ihr hattet unglaubliches Glück, daß ihr nicht in diesem Keller erstickt seid, als der Rest des Hauses über euch abbrannte.«
    »Es war der Weinkeller«, erklärte der geflügelte Junge. »Er war gut belüftet. Es kam die ganze Zeit über Luft von draußen rein.«
    Aurian hörte ihnen kaum zu. Sie erinnerte sich an Habichts Vater, Sturmvogel, und fragte sich, ob er wohl den Angriff überlebt hatte.
    »Aber es war furchtbar schwer, etwas zu essen zu bekommen«, fügte Amahli hinzu. »Wir konnten nur bei Dunkelheit hinausgehen und in den Wäldern Nahrung suchen …«
    »Ich bin froh, daß du gekommen bist.« Mit einemmal hatte Habicht seine Maske vorgetäuschter Reife fallengelassen. »Wir hätten ja nicht ewig dort bleiben können, aber ich wußte einfach nicht, was ich sonst hätte tun sollen oder wo ich hätte hingehen können.«
    Die Magusch wünschte, sie könnte auch so ohne weiteres einem anderen die Verantwortung für alles überlassen. Traurigerweise war ihr das seit Jahren nicht mehr gelungen, und wahrscheinlich würde es ihr auch in Zukunft nicht mehr vergönnt sein.
    »Lady«, riß Linnet sie mit eindringlichem Tonfall aus ihren Tagträumen. »Sie werden mich gewiß bald vermissen, die Leute da unten in der Siedlung. Wir sollten aufbrechen, bevor sie den Wald nach mir durchkämmen. Und wir können auch die beiden Kinder unmöglich hier zurücklassen.«
    »Du willst sie Heber geradewegs in eine Schlacht mitnehmen?« fragte Aurian sie gereizt – aber sie wußte, daß

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