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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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bündelte ihre Kräfte und ließ sie auf die am Boden liegende Gestalt niederfahren. Ein Knäuel rauchiger, mit grellen Fäden blauweißen Lichts durchzogener Schwärze schloß sich um Anvars Körper. Als der Zauber ihn traf, zuckte er wie unter Krämpfen zusammen, dann hüllte ihn die vibrierende Masse des dunklen, mit wabernden blauen Fäden durchzogenen Dunstes endgültig ein. Schließlich lag er, ohne zu atmen, vollkommen reglos da, eingesperrt in einen einzigen Augenblick und gestrandet außerhalb des Stroms der Zeit – bis Eliseth in Stimmung war, ihn zurückzuholen.
    Die Wettermagusch lachte triumphierend auf und trat an ihr Opfer heran. Einen Augenblick lang stand sie nur da und sah mit höhnischem Grinsen auf ihn herab. Wie leicht es gewesen war, ihn zu besiegen! Ohne Aurian als Beschützerin hatte der ehemalige Akademielakai schon bald seine niederen, halb sterblichen Ursprünge verraten. Nach der Gefangenschaft Miathans war es nicht weiter schwierig gewesen, einen weiteren Magusch aus der Zeit zu nehmen – und jetzt hatte sie Anvar in ihrer Gewalt, während sie selbst in aller Ruhe über seine Zukunft befinden konnte. Langsam dämmerten Eliseth die verschiedenen Möglichkeiten, die diese Situation ihr bot. Jetzt, wo sie den Geliebten ihrer Feindin in dem wabernden blauen Schimmer des Zauberbands gefangen wußte, hatte sie genug Zeit zum Nachdenken. Welche Vorteile seine Niederlage ihr im Kampf gegen Aurian verschaffen würde – gegen Aurian, die offensichtlich nicht den Mut aufbrachte, ihrem angeblichen Geliebten zu folgen, um sein Schicksal zu teilen. Aber irgendwann würde sie schon auftauchen – dessen war Eliseth sich absolut sicher. Und wenn sie es tat … Die Wettermagusch lächelte kalt. Aurian war eine jämmerliche Närrin mit ihrer weichherzigen Zuneigung zu diesem halb sterblichen Abschaum mit seinem verdorbenen Blut. Eliseth wußte, daß sie Anvar als Köder benutzen konnte, um sich für alle Zeit von ihrer Feindin zu befreien.
    Ohne einen Blick zurück ließ sie ihr Opfer dort, wo es auf den kalten Steinen des Daches lag – eingesperrt in ihren Zeitzauber konnte Anvar ihr dort oben kaum etwas anhaben. Mit langen Schritten ging Eliseth auf die Tür zu, die in den Turm hinabführte. Als sie jedoch an dem Riegel zog und nichts geschah, hob sie überrascht die Augenbrauen. Aber diese Tür war doch nie versperrt! Bei näherem Hinsehen stellte sie fest, daß der Riegel vollkommen verrostet war.
    »Aber ich war doch nur fünf oder sechs Tage fort«, murmelte die Magusch. »Wie konnte das elende Ding in so kurzer Zeit in so einen Zustand geraten?« Da es ihr widerstrebte, die Tür, die den Turm vor der Witterung schützte, vollkommen zu zerstören, trat sie einen Schritt zurück und ließ mehrere kurze, erfolgreiche Strahlen reiner Energie auf den widerstrebenden Riegel los, bis sich das Metall in seinem rostigen Mantel löste. Aber obwohl der Riegel nun frei war, leistete die Tür, deren angeschwollene Paneele rissig und zu einem faden Silberton verblichen waren, Eliseths Ansturm heftigen Widerstand.
    Endlich, als die Geduld der Magusch schon fast erschöpft war, schwang die Tür stöhnend und auf steifen, rostüberzogenen Angeln gerade so weit auf, daß Eliseth sich hindurchzwängen konnte. Als ihr die feuchten, klebrigen Fäden eines Spinnennetzes durchs Gesicht strichen, sprang sie mit einem unwillkürlichen Aufschrei zurück. Sie prallte gegen die Wand und stellte fest, daß sie sich unangenehm schleimig anfühlte. »Was hat denn das schon wieder zu bedeuten?« Mit einer angewiderten Grimasse wischte sie sich die Hände an ihrem Rock ab und tauchte das Treppenhaus dann mit einem zischenden Lichtstrahl in grelles Licht.
    Es war unglaublich. Noch lange nachdem die Helligkeit der Dunkelheit Platz gemacht hatte und Eliseth wieder etwas besser sehen konnte, stand sie wie gelähmt vor Schrecken da, außerstande zu akzeptieren, was sie gerade gesehen hatte. Der saubere weiße Stein des Treppenhauses war unter einer dicken Schicht aus Staub und Schmutz verschwunden, und auch die fehlenden Fußabdrücke sprachen eine deutliche Sprache. Hier war seit langer, langer Zeit keine Menschenseele mehr entlang gegangen. Die Decke war übersät mit Spinnweben, und auf den vorgewölbten Wänden glitzerte schwarzer, schleimiger Moder. Die Luft im Korridor war abgestanden und stank nach Vernachlässigung und Verfall.
    Benommen setzte die Wettermagusch sich auf die oberste Stufe der Treppe. Um den Schmutz und die

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