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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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verschwand, bewegte Eliseth sich schnell wie der Blitz. Sie schlüpfte durch die Hintertür, sprenkelte ihre tödliche Flüssigkeit über den Brotteig auf dem Tisch und war schon wieder draußen, bevor der Koch zurückkehrte. Als sie lautlos durch die Gärten glitt, warf sie noch einen letzten Blick zurück. Der Mann stand, einen Teller in der Hand, in der offenen Tür und rief nach der Katze, die nicht mehr da war – und nie da gewesen war.
    Der Ort Zwischen den Welten war eine einsame Stätte. Forral hatte keine Ahnung davon, wieviel Zeit in der Sterblichenwelt verstrichen war, während er hier festgesessen hatte. Denn im Reich des Todes war die Zeit nicht von Bedeutung, und die silbrige, nebelüberhauchte Landschaft sanft gewellter Hügel und sternenbesetzter Himmel blieb unveränderlich und wandelte sich auch nicht, um dem Vergehen der Stunden oder dem Wechsel der Jahreszeiten Ausdruck zu verleihen. Jetzt, da der Schnitter der Seelen ihm den Zugang zu dem geheiligten Wäldchen auf dem Hügel und dem dazugehörigen Portal verwehrt hatte, waren Forrals einzige Verbindungen mit der Welt, die er verlassen hatte, die Geister, die einzeln oder in Gruppen durch diese Zwischenwelt wanderten. Sie waren auf dem Weg von der Pforte Zwischen den Welten zum Brunnen der Seelen, wo sie wiedergeboren werden würden. All diese Geschöpfe wurden jedoch vom Geist des Todes bewacht und geleitet, der dazu seine Maske des alten Eremiten mit der Lampe überstreifte. Der Schnitter gestattete es Forral nie, den Schatten zu nahe zu kommen oder sie mit seinen Fragen aufzuhalten.
    Mehr und mehr schien es dem Schwertkämpfer, als würde er zu dem Geist in dieser Landschaft der Toten, denn je länger er hier verweilte, um so weniger schienen ihn die Schatten der einstmals Lebenden, die auf dem Weg zu einer neuen Existenz kurz an ihm vorbeikamen, noch wahrzunehmen. Als er seinerzeit hierher gekommen war, hatten die anderen ihn wenigstens gesehen oder seine Stimme gehört, obwohl ihr schauerlicher Wächter sie, wenn dies geschah, jedesmal schnell weiterführte. Jetzt jedoch schienen seine Mitgeister die Gestalt des einsamen Schwertkämpfers überhaupt nicht mehr zu bemerken, obwohl er sich doch stets angstvoll in der Nähe hielt – denn er hoffte verzweifelt auf Nachrichten von Aurian. Am schmerzlichsten war es jedoch, wenn eine vertraute Gestalt erschien; ganz gleich, ob es der Schatten eines Freundes oder sogar eines Feindes war. Mit ansehen zu müssen, wie jemand, den er einst in der Sterblichenwelt gekannt hatte, ohne die leiseste Spur des Wiedererkennens an ihm vorbeiglitt – es war fast, als müsse er immer wieder von neuem sterben.
    Die unbarmherzige Einsamkeit nagte an seiner Zuversicht und seinem Mut, und Forral fühlte sich zunehmend elender. Es gab nichts, womit er sich über diese zeitlose Gefangenschaft hinwegtrösten konnte – er konnte weder essen noch trinken, noch schlafen, und es gab nichts zu tun, nichts Neues zu sehen. Er konnte nichts berühren, nichts spüren – nicht einmal seinen eigenen Körper. Gelegentlich setzte Forral sich in Bewegung oder rannte sogar voller Verzweiflung los, um zu versuchen, dieser trostlosen, monotonen Landschaft zu entrinnen. Aber er wurde niemals müde, und seine dahinfliegenden Schritte führten ihn nur um die Hügel, die ihn umgaben, herum, zurück zu dem Ort, von wo er losgelaufen war – dem Tal unterhalb des heiligen Hains. Der Weg zum Brunnen der Seelen war ihm jetzt durch eine Barriere verwehrt, die von einer unsichtbaren Kraft geschaffen wurde. Dasselbe galt für die Pforte Zwischen den Welten. Nicht einmal der Tod selbst ließ sich noch auf ein längeres Gespräch mit Forral ein; der Geist verschwand einfach, wann immer der zornige und verbitterte Schwertkämpfer ihn zur Rede stellen wollte. Forral wußte, daß der Schnitter darauf wartete, daß er endlich aufgab, daß er früher oder später dieses elenden Halblebens müde wurde und sich freiwillig der Wiedergeburt fügte.
    Hätte er nicht solche Angst um Aurian und ihr Kind gehabt – sein Kind –, hätte Forral mit Freuden kapituliert. Aber wie konnte er mit dem Wissen fortgehen, daß er vielleicht eine Chance verlor – eine einzige, winzige Chance –, ihnen zu helfen? Trotzdem erschreckte ihn der Gedanke, daß seine Erinnerung an die Magusch langsam verblaßte, daß die endlose Formlosigkeit und Einsamkeit seiner Umgebung diese Erinnerung langsam aushöhlte. Wie lange, fragte er sich, konnte es noch dauern, bevor Aurian

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