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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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zutiefst erschüttert. Sie nahm noch einen langen Schluck aus dem Becher, den sie mit zitternden Händen umfaßt hielt, und versuchte, ihre in alle Winde verstreuten Gedanken zu sammeln. Ihr Plan, hierzubleiben und von der Akademie aus die Stadt zu beherrschen, gehörte damit der Vergangenheit an. Eines stand fest, dachte sie grimmig – bevor sie nicht Miathans Aufenthaltsort entdeckt hatte, war es schon gefährlich für sie, überhaupt in Nexis zu bleiben. Sollte der Erzmagusch sie unvorbereitet antreffen, konnte sie ihr Leben – wenn sie Glück hatte – in Minuten messen.
    Sobald der erste Schreck sich gelegt hatte, vermochte Eliseth ein wenig ruhiger zu denken. Es schien zweifelhaft, daß Miathan gegenwärtig hier war. Dann hätte er sie mittlerweile doch gewiß entdeckt? Ihr Erscheinen durch den Riß in der Zeit hatte eine gewaltige Wöge der Macht aufgewühlt, die er, hätte er in oder unter der Akademie gelauert, gewiß gespürt hätte. Vielleicht blieb ihr doch noch genug Zeit, sich um Vannor und Anvar zu kümmern – und sobald ihre Marionetten ihre Stellung bezogen hatten, spielte es keine Rolle mehr, ob sie die Stadt verlassen und sich irgendwo anders in Sicherheit bringen mußte. Alles hing von Vannor ab. Wenn sie nur schnell genug handeln konnte …
    Traurigerweise war ein sofortiges Handeln unmöglich. In Wirklichkeit sollten drei oder vier angsterfüllte Tage vergehen – Eliseth hatte soviel zu tun, daß sie kaum mehr mitzählen konnte –, bevor die Magusch bereit war.
     
    Endlich! dachte Eliseth voller Erleichterung. Nach der heutigen Nacht kann ich mir ein sicheres Versteck suchen. Die Nacht war schon weit fortgeschritten, und es blieb ihr nur noch etwa eine Stunde, bevor der Himmel langsam hell werden würde. Ungesehen glitt Eliseth in der Dunkelheit über den moosbewachsenen Pfad, der vom Fluß hinauf und durch die Gärten von Vannors Herrenhaus führte. Die Magusch war nur um Armeslänge von dem Wachposten entfernt, an dem sie vorbeikam, aber der Mann bemerkte sie trotzdem nicht. Bei den Göttern, wie war es diesen jämmerlichen Geschöpfen nur je gelungen, ihre, Eliseths, Stadt unter ihre Herrschaft zu bringen? Die Wettermagusch streckte im Vorübergehen eine Hand aus und berührte den Mann im Gesicht.
    »Scheiße!« Der Wachposten zuckte zusammen und wirbelte herum. Mit einer einzigen fließenden Bewegung hatte er sein Schwert aus der Scheide gezogen. Er sah nichts. Mittlerweile war die Magusch bereits fort. Aus sicherer Entfernung hörte sie die Stimme seines Gefährten. »Bei Tharas Titten! Was ist denn in dich gefahren, so mit dem Schwert herumzufuchteln?«
    »Aber ich habe deutlich gespürt, wie etwas mich berührt hat«, beteuerte der andere. »Etwas hat mein Gesicht gestreift.«
    »Ach, du liebe Güte, sei doch nicht so ein erbärmlicher Feigling – es war wahrscheinlich nur eine Motte. Es ist schon schlimm genug, in diesem Regen Dienst zu tun, auch ohne daß du plötzlich anfängst, irgendwelche verdammten Gespenster zu sehen …«
    Ihre Stimmen verklangen in der Ferne, während Eliseth sich abwandte und durch das Gebüsch auf das große Haus zusteuerte. Sie war dankbar für die dichte Bewölkung, die die Finsternis der Nacht noch verstärkte. Mit einem Luftzauber konnte sie das Licht, das sie umgab, zerstreuen, und solange der Mond nicht hinter den tiefhängenden Wolken auftauchte, würde man sie wohl kaum entdecken.
    Eliseth hatte lange und sorgfältig über diesen Plan nachgedacht. Vannor war zu gut bewacht, um sich ihm direkt zu nähern – sie würde ihn nie allein zu fassen bekommen, so wie es ihr bei Bern gelungen war, und daher würde sie ihn auch nicht mit magischen Waffen töten können. Außerdem wollte sie nicht, daß die Sterblichen von ihrer Rückkehr in die Welt erfuhren, und wenn sie ihre Zauberkraft gegen diesen unverschämten Herrscher von Nexis richtete, würde sie damit ihr Geheimnis preisgeben. Und sie war natürlich zu klug, um einen körperlichen Angriff auf Vannor zu wagen. Selbst mit einer Hand war er stärker und kampferfahrener als sie. Es konnte einfach zu viel schiefgehen.
    Es gab jedoch noch eine andere Möglichkeit, einen Sterblichen zu töten – und tatsächlich war es Berns verstorbene und unbeweinte Ehefrau, die sie auf diese Idee gebracht hatte. In der Tasche der Magusch befand sich eine kleine Phiole mit Gift, dessen Zusammensetzung sie einer der Schriftrollen in der Bibliothek entnommen und das sie mit Zutaten aus Meiriels Krankenstube

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