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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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andere auf der Welt?
    Eliseth lachte laut auf. Ich werde meine helle Freude haben, dachte sie. Aber sie wußte, daß sie sich dieses Vergnügen noch für eine Weile versagen mußte. Schließlich war Aurian noch nicht hier – aber Vannor war es. Durch ihn wollte sie ihre Eroberung von Nexis in die Tat umsetzen. Und gab es einen besseren Zeitpunkt, damit zu beginnen, als den heutigen Abend?
    Irgendwie vermochte es die Magusch jedoch nicht, sich in den Gemächern des Erzmaguschs wohl zu fühlen. Vielleicht lag es daran, daß sie die Nacht in seinem Bett verbringen sollte – jedenfalls wurde Eliseth von unangenehmen Gedanken an Miathan heimgesucht, und sie konnte nicht umhin, an diesen letzten Ausdruck von Zorn und Haß zu denken, der sich unauslöschlich in sein Gesicht eingemeißelt hatte, als sie ihn verraten und aus der Zeit genommen hatte. Eine unleugbare Unruhe bemächtigte sich ihrer. Angenommen, ihr Zeitzauber war in ihrer Abwesenheit schwächer geworden? Was dann?
    Was für ein absoluter Unfug! Eliseth versuchte, ihre törichten Phantasien mit einem Lachen abzutun, aber irgendwie hatte ihr Gelächter einen hohlen Klang. Es gab eine einfache Möglichkeit, sich in dieser Hinsicht zu beruhigen, sagte sich die Magusch mit der für sie typischen Entschlossenheit – sie brauchte lediglich in die Katakomben hinunterzugehen, wo sie Miathans unbewegliche Gestalt sicher in einer der Archivkammern untergebracht hatte. Sie würde sich davon überzeugen, daß er immer noch da war, immer noch in ihrer Gewalt war, und damit wäre die Sache erledigt. Trotzdem ging Eliseth unruhig in dem Schlafgemach auf und ab und zögerte den Augenblick hinaus, da sie sich in das dunkle Labyrinth der verlassenen Tunnel hinabwagen mußte. Schließlich gab es außer Miathan noch einige andere unangenehme Dinge dort unten. Sie erinnerte sich an die Todesgeister und wünschte, diese Erinnerung wäre ihr erspart geblieben.
    Mittlerweile war Eliseth jedoch zornig auf sich selbst – so sehr, daß ihr Ärger schließlich ihre Furcht überwog. Die Magusch riß eine Lampe vom Tisch, lief mit eiligen Schritten die steinerne Wendeltreppe hinunter, warf die Tür des Maguschturmes laut hinter sich zu und marschierte ohne einen Blick zurück quer durch den Hof und in die Bibliothek hinein.
    Sobald sie in die kalten, feuchten Archive kam, fiel Eliseth wieder ein, warum es ihr so verhaßt gewesen war, soviel Zeit hier verbringen zu müssen, während sie die Zaubermacht des Grals erforscht hatte. Ihre Schritte, die jetzt weit weniger energisch und selbstsicher klangen, hallten hohl in den schmalen Tunneln und auf den schräg abfallenden Steinböden wider, die viele Generationen von Archivaren abgetreten hatten. Die Wände glitzerten feucht und spiegelten das Licht ihrer Lampe wider; die Wettermagusch zitterte in der dumpfigen, kühlen Luft. Hätte sie doch nur daran gedacht, ihren Umhang mitzunehmen. Aber egal, beruhigte sie sich, ich werde nicht lange hier unten sein. Ich brauche mir lediglich Miathan anzusehen, dann gehe ich wieder. Wenn ich mich recht erinnere, liegt der Raum, in dem ich ihn zurückgelassen habe, gleich hier an diesem Korridor …
    Er war weg. Sie konnte es nicht glauben. Miathan war ihr entkommen. Zuerst dachte sie, sie müsse sich verirrt haben und in die falsche Kammer getreten sein – aber ein Irrtum war ausgeschlossen. Um ganz sicher zu sein, hatte sie damals die Tür markiert, und als sie nun zurücktrat, konnte sie die Runen im Lampenlicht deutlich sehen. Eliseth blickte in den leeren Raum, und die Furcht durchschoß sie wie ein eiskalter Blitzschlag. Wo war er? Plötzlich erinnerte sich die Magusch daran, was Bern ihr erzählt hatte – daß die Sterblichen sich fürchteten, in die Nähe der Akademie zu gehen, weil hier angeblich Miathans Geist spukte. Konnte er immer noch hier sein? Konnte er vielleicht gerade jetzt in diesen dunklen Tunneln lauern? Und sich an sie anschleichen? Mit einem entsetzten Aufkeuchen drehte Eliseth sich um und floh.
    Der Wein, den sie von Bern mitgenommen hatte, war von schlechterer Qualität, als sie es gewohnt war, aber ausnahmsweise einmal scherte Eliseth sich nicht darum. Sobald sie wieder in der sicheren Zuflucht ihrer Gemächer angelangt war – Miathans Gemächern, wie sie sich mit einem Schaudern ins Gedächtnis rief –, hatte sie die Tür verriegelt und versperrt und das Schloß mit jedem Wachzauber verstärkt, den sie ihrem von Panik umnebelten Geist abringen konnte. Die Wettermagusch war

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