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Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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gegen die Tür geworfen hatten, brach irgendwo im Inneren rostiges Metall, und sie schwang langsam auf. Die muffige Luft, die ihnen entgegendrang, schien unglaublich wohlriechend, süß und rein.
     
    Subzwei floh voller Ekel den Tümpel der Verwesung. Selbst das Atemgerät, das er trug, konnte den Gestank nicht fernhalten. Er fühlte, daß sein Körper ihn im Stich ließ. Er würgte und riß sich die Atemmaske vom Gesicht, um sie nicht mit seinem Erbrochenen zu verstopfen. Er mußte innehalten und stand mit wankenden Knien vornübergebeugt, während sein Magen sich in schmerzhaften Krämpfen zusammenzog. Er versuchte seine Gedanken vom Körper loszulösen, um sich Ekel und Erniedrigung zu ersparen, doch alles schien vergebens.
    Sobald er die Schwäche überwunden hatte, eilte er blindlings weiter, ohne recht zu bemerken, daß der schwammige Bewuchs seinen Schritt nicht länger hemmte, daß er sich nicht mehr in einer natürlichen Höhle bewegte und daß seine Leute ihm nicht mehr folgten. Erst allmählich, als der Verwesungsgeruch nachließ, begriff er, daß er entkommen war. Seine erste bewußte Wahrnehmung war die Reinheit der Luft: muffig und abgestanden, aber rein. Er blieb stehen und sah sich um.
    Der Korridor, in dem er stand, war mit weißen, glatten und völlig regelmäßigen Kunststoffflächen ausgekleidet. Seine Helmlampe zeigte ihm einen Ort nach seinem Geschmack: sauber, von kahler Schönheit und eleganter Leere. Er drückte Hände und Stirn gegen die kühle Oberfläche der Wand. Ihre feine Glätte beruhigte ihn ein wenig; aufatmend hob er den Kopf. Er war allein. Die offene Tür am Ende des Korridors schien sehr weit entfernt, und er war entschlossen, nicht zu ihr zurückzukehren. Seine Leute .. .
    Sie hatten die kristallinen Stalaktiten in einer Zerstörungsorgie, die Subzwei weder hatte mäßigen noch unter Kontrolle bringen können, von der Decke geschlagen und zerbrochen. Dennoch hatte ihn die kindische Gewalttätigkeit trotz des schrecklichen Lärms, den sie erzeugte, zunächst nicht allzu sehr gestört. Es war allemal besser, die scharfkantigen, spitzen Kristalle unter den Stiefelsohlen zu haben als über dem Kopf, und Subzwei hatte es eilig.
    Er bemerkte die von der Zugluft aufgewirbelten Wolken kristallinen Staubes und trat zurück, wie es seiner umsichtigen Natur entsprach. Dennoch bekam er etwas davon in Mund und Nase und kostete von dem bitteren, auf den Schleimhäuten brennenden Geschmack. Augenblicke später krümmte sich Draco, der das Zerstörungswerk an der Spitze der Leute leitete, und wurde von Hustenanfällen geschüttelt. Das Gelächter erstarb.
    In einem kurzen, schreckerfüllten Augenblick der Stille zwischen dem Ende der Zerstörung mineralischer und dem Beginn der Zerstörung organischer Materie riß Subzwei einen der Transportbehälter auf und fand die Atemschutzgeräte. Er legte eines an und rief seine Leute zum Rückzug.
    Draco brach am Rande des Teppichs aus zersplitterten Kristallen zusammen. Subzwei schleifte ihn zu einer Stelle, wo die Luft frei vom mineralischen Staub war. Die Männer, die weiter rückwärts gearbeitet hatten und von der chemischen Einwirkung weniger betroffen waren, halfen jenen, die inmitten der Staubwolken gestanden hatten. Draco griff sich an die Kehle, würgte und rang nach Atem. Es gelang Subzwei, seinem Leutnant einen Atemschlauch durch die geschwollenen Rachenschleimhäute zu stoßen, ihm die Schutzmaske anzulegen und eine Injektion mit Antihistaminen zu verabreichen. Der Trupp war gut ausgerüstet, aber der Bordarzt war bei Subeins geblieben. Draco wand und krümmte sich, und Subzwei mußte ihn mit reiner Körperkraft ruhig halten, um ihm die Spritze geben zu können.
    Drei Männer erstickten jämmerlich, bevor ihnen geholfen werden konnte. Es gab nicht genug Atemschutzgeräte, und mehr als die Hälfte von Subzweis Leuten litt unter Erstickungsanfällen und Vergiftungserscheinungen und bedurfte einer Hilfe, die nicht geleistet werden konnte. Er wütete gegen sich selbst wegen seiner Unvorsichtigkeit und gegen das Geschick, das ihm eine so tückische Falle gestellt hatte. Sein Zorn war so heftig, daß er es nicht mehr nötig hatte, von Subeins' Erbitterung zu zehren. Und sein Zorn war bei weitem stärker als der seines Partners. Er war immer der Stärkere gewesen, schon in den frühen Jahren ihres Lebens, als keiner von des anderen Existenz wußte, aber jeder den anderen kontrollierte.
    Diejenigen seiner Leute, die noch einsatzfähig waren,

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