Die Asche der Erde
daß es von einem Patrouillenschiff der Sphäre aufgebracht wurde.« Er winkte zu den übrigen Sitzgelegenheiten. »Setzen Sie sich. Haben Sie Namen?«
»Ich bin Subzwei. Mein Pseudozygote ist Subeins.«
Blaisse hob die Augenbrauen, doch ob er es tat, weil ihm die Bezeichnungen seltsam vorkamen, oder weil er von ihnen gehört hatte, vermochte Subzwei nicht zu beurteilen. Er setzte sich auf eine Couch und ließ genug Platz, daß Subeins sich neben ihm niederlassen konnte, aber sein Partner setzte sich weiter weg, beobachtete die junge Wächterin und lächelte dabei, so daß seine Zähne zwischen den dünnen Lippen sichtbar wurden.
»Wir wollen etwas trinken. Saita!«
Sofort kam die Sklavin wieder zum Vorschein, angetan mit einem Lendenschurz und reichhaltigem Schmuck aus Silber und Saphiren. Sie servierte einen dickflüssigen blauen Likör, zuerst Blaisse, dann den Besuchern. Der Wächterin bot sie nichts an.
Blaisse nippte an seinem geschliffenen Kristallglas. Subzwei hob das seine, um die flüchtigen Duftstoffe zu riechen: schwer verdaulich, aus verschiedenartigen Stoffen, unverträglich mit organischem Leben. Er trank nicht; es fiel ihm nicht ein, seine Gehirnzellen mit Äthanol aufzulösen. Aber Subeins kostete von dem Getränk.
»Nun«, sagte Blaisse, »kommen wir zur Sache.«
»Sie sind unverteidigt. Wir haben unsere ganze Mannschaft.« »Ich bin nicht allein.«
»Zwölf Leute machen kaum eine Armee aus.«
Blaisse hob den Kopf; es war eine unfreiwillige, doch verräterische Geste der Überraschung. Augenscheinlich glaubte er jetzt, daß die Piraten sein Schiff aufgebracht hatten, nicht die Sphäre.
»Ihre Bewachung ist während des Winters ausreichend. Sobald meine Schiffe im Frühjahr zurückkehren, werden meine Streitkräfte mehr als genügend sein.«
»Die Besatzungen – sogar die Charterreeder – würden uns folgen.«
Blaisse lehnte sich im Sessel zurück, nippte von seinem Glas und rieb sich die Oberlippe mit dem Zeigefinger, als sei er in tiefes Nachdenken versunken. »Da bin ich nicht so sicher.«
»Sie würden uns folgen. Sie würden demjenigen folgen, der ihren Zufluchtsort beherrscht, gleich wer er ist.«
»Ja, das ist durchaus richtig«, sagte Blaisse. »Bis auf einige wenige, vielleicht, aber die könnte man leicht loswerden.«
Die Wächterin hinter ihm bewegte sich unruhig, als hätte auch sie die Kapitulation aus den Worten des Herrschers herausgehört. Subzwei lächelte, bereit, eine unblutige Unterwerfung zu akzeptieren.
»Auf der anderen Seite«, fügte Blaisse hinzu, »hätten Sie dann gegen die Familien zu kämpfen.«
Subzwei machte keine unwillkürlichen Überraschungsgesten, aber dies war neues Datenmaterial, das verarbeitet werden mußte. »Wir sind Opposition gewohnt.«
Subeins schien dem Gespräch keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken; Subzwei fühlte sich allein. Er wünschte, sein Pseudozygote würde aufhören, mit der Wächterin zu liebäugeln; ihre Miene schwankte zwischen Zorn und Besorgnis.
»Sie verstehen nicht ganz.«
»Verstehen ist nicht notwendig.« Subzwei zeigte wieder sein gut einstudiertes Achselzucken. »Wenn sie sich uns entgegenstellen, werden wir sie zerstören.«
Ein kleines, genießerisches Lächeln umspielte Subeins' Lippen, und Yales Finger befühlten nervös ihre Waffe.
»Wenn Sie auf totaler Macht beharren, werden Sie das Zentrum vernichten.« Blaisse schien unbekümmert.
»Sie haben sich zum Herrscher über diese ›Familien‹ gemacht.«
»Nein, das war mein Vater, vor Jahren. Er war ... ah ... ein sehr ehrgeiziger Mann.« Blaisse schaute selbstzufrieden drein. »Ihre Information ist unvollständig.«
»Wirklich ?«
»Sehen Sie, meine Anwesenheit nimmt den Schiffscharterern die Mühe, sich mit wechselnden Allianzen hier im Zentrum herumzuschlagen, aber meine Verbindungen sind darüber hinaus unentbehrlich. Ein Angriff auf mich ist ein Angriff auf die Familien. Und sie sind es, nicht ich, die die Stadt beherrschen.«
»Verbindungen lassen sich unterbrechen und neu herstellen.«
»Nicht, wenn sie durch Blutsbande gefestigt sind.«
Subzwei dachte an geheimnisvolle Rituale, das Durchbohren von Adern, an Vampirismus. »Blutsbande?«
»Da ich den Verkehr und Zugang zu anderen Welten beherrsche, war es zweckmäßig, daß ich das älteste Kind der Familie zur Partnerin nahm, die den Zugang zum Rest der Erde außerhalb des Zentrums kontrolliert. Mein Bruder wiederum lebt bei ihren Leuten.« Während Blaisse das Verhältnis erläuterte,
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