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Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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es Sklave oder Herr, erreichte er das andere Ende der Tafel. Inzwischen hatten sie sich alle wieder ihren Vergnügungen oder Pflichten zugewandt, und Blaisses exotische junge Begleiterin war die einzige, die Subzweis Annäherung beobachtete. Sie sah ihn aus großen, ängstlichen Augen an.
    Blaisse blickte matt auf und machte eine vage Handbewegung zu den Polstern und Kissen an seiner Seite. Er war bereits unter dem Einfluß irgendeiner Droge, die Subzwei nicht kannte und nicht kennen wollte. »Setzen Sie sich, setzen Sie sich«, murmelte Blaisse, bedeutete den Bediensteten, dem Neuankömmling Getränke einzuschenken, und kehrte zurück zu seinem Gespräch mit der goldgrauhaarigen Frau zu seiner Rechten. Die Bedienungssklavin kam unnötig nahe heran und goß drei Schichten verschiedenfarbiger Flüssigkeiten in ein erwärmtes Glas, worin sie sich langsam vermischten. Der Effekt war ekelerregend. Die Sklavin rieb ihre nackte Hüfte an seiner Schulter. Subzwei ignorierte sie, und sie ging fort. Ein Sklave nahm ihren Platz ein, aber Subzwei ließ auch ihn unbeachtet. Am anderen Ende der langen Tafel lachten und flüsterten Subeins und Clarissa zusammen, Subeins fummelte mit beiden Händen in ihren Kleidern, und die Herzogin hatte ihre Rechte unter seinen Fellschurz geschoben.
    Subzwei saß zwischen weichen, goldfarbenen Polstern und versteckte seine Mißbilligung hinter einer betont aufrechten Haltung. Die Gäste in der Nähe begannen ihn verstohlen zu beobachten, aber niemand redete ihn an. Die Gespräche und das Gelächter verschmolzen in ihrer Bedeutungslosigkeit zu einem leeren Auf und Ab, die kristallenen Kronleuchter brachen das Licht in Spektren und vermittelten den Eindruck einer Unterwasserbeleuchtung. Das Essen wurde aufgetragen. An synthetische Kost gewöhnt, vermochte Subzwei den Naturprodukten nicht viel abzugewinnen. Die verschiedenartige und ungeordnete Beschaffenheit der Speisen störte ihn, das Kauen des Fleisches machte seine Backenmuskeln schmerzen. Die wahrscheinlich horrenden Kosten des Banketts beeindruckten ihn nicht. Er aß langsam und mit Bedacht, kostete jeden Mundvoll eines jeden Ganges, um mögliche verdächtige Beimengungen herauszuschmecken, und wünschte destilliertes Wasser herbei, um den aufdringlichen Geschmack der Gewürze hinunterzuspülen. Er hielt nach Galathea Ausschau, aber sie war nicht anwesend. Er vermutete, daß sie sich in Rufweite aufhielt, wußte aber nicht, wie er sie rufen sollte, und sie war vielleicht die einzige Person, die er nicht herumkommandieren mochte.
    Als der Abend seinen Fortgang nahm, näherte sich der von den Feiernden veranstaltete Lärm seiner Schmerzwelle. Er war gelangweilt, aber viel zu unbehaglich, um imstande zu sein, seine Gedanken von diesem wüsten Gelage abschweifen zu lassen. Er bemerkte, daß Blaisses Sklavin ihn wieder oder immer noch beobachtete. Sie hatte blausilberne Haftschalen über den runden Augen, das Haar wie eine Mähne zurückgebürstet, die Brüste nur halb bedeckt. So lag sie hinter Blaisse, ließ seine Liebkosungen über sich ergehen und spähte über seine Schulter.
    Blaisse nickte Subzwei zu und lächelte, als wäre sein Gast gerade erst eingetroffen. »Haben Sie, was Sie wollen? Sind Sie mit Ihrer Bedienung zufrieden?«
    »Ich kann mich selbst füttern«, sagte Subzwei.
    »Ach, lieber Freund, bei diesen Zusammenkünften brauchen wir alle jemanden, der über uns wacht«, sagte Blaisse kichernd. »Für den Fall, daß die Anstrengungen des Festbanketts zuviel werden und uns unfähig machen sollten, uns aus eigener Kraft der Genüsse zu erfreuen.« Er schlürfte ein Getränk, in welchem silbrige Partikel funkelten; sie gehörten zu einer Lösung, die mit Alkohol synergetisch wirkte.
    »Ich ziehe es vor, meinen Körper nicht einer solch schimpflichen Behandlung auszusetzen, nicht einmal im Spiel.«
    »Was macht das schon aus? Wozu ist das Leben da, wenn nicht, um damit zu spielen? Andere verstehen das. Ihr Bruder ...«
    »Wir sind keine Brüder«, fuhr Subzwei ihn an.
    Die heftige Antwort entfachte einen Funken von Neugierde in Blaisse, der ihn teilweise zu ernüchtern schien. »Keine Brüder? Was dann?«
    »Der korrekte Begriff lautet Pseudozygote. Wir wurden getrennt, doch in identischer Umgebung und unter identischen Verhältnissen ohne menschliche Einmischung aufgezogen. Unsere Reaktionen waren verbunden.«
    »Ich hatte Sie für Zwillinge gehalten.«
    »Nein, wir sind nur entfernt verwandt. Aber es war beabsichtigt, daß wir in

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