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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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einen Penny. Ich weiß, daß ich verdammt bin, aber das Wasser läuft mir links und rechts von der Zunge zusammen, und als ich meinen Penny für Miss Counihan auf den Ladentisch lege, verspreche ich der Jungfrau Maria, daß ich ihr vom allernächsten Penny, den ich kriege, eine Kerze anzünde, und ob sie bitte mit ihrem Sohn sprechen kann und die Verdammnis noch ein bißchen aufschieben.
    Für einen Penny Cleeves’ Sahnekaramel hält nicht ewig, und als es weg ist, muß ich daran denken, nach Hause zu einer Mutter zu gehen, die es meinem Vater gestattet hat, daß er seine Aufregung in sie reinschiebt, damit ich in der Hälfte der Zeit geboren werden und zum Bastard heranwachsen kann. Wenn sie jemals ein Wort über das rote Kleid oder über irgendwas sagt, werde
ich ihr sagen, daß ich alles über die Aufregung weiß, und das wird ihr einen Schock versetzen.
    Am Samstag morgen treffe ich mich mit den Red Hearts of Limerick, und wir wandern auf der Suche nach einer Fußballherausforderung die Landstraße hinaus. Die Jungs meckern immer noch, daß die Stücke von dem roten Kleid nicht wie Herzen aussehen, bis Billy ihnen sagt, wenn sie nicht Fußball spielen wollen, sollen sie nach Hause gehen und mit den Puppen ihrer Schwestern spielen.
    Auf einer Wiese in Ballinacurra spielen Jungens Fußball, und Billy fordert sie heraus. Sie haben acht Spieler, und wir haben nur sieben, aber das ist uns egal, weil einer von ihnen nur ein Auge hat und Billy uns sagt, bleibt auf seiner blinden Seite. Außerdem, sagt er, ist Frankie McCourt mit seinen beiden kaputten Augen fast blind, und das ist viel schlimmer. Die anderen sind alle piekfein mit blau-weißen Trikots und weißen Turnhosen und richtigen Fußballstiefeln ausgestattet. Einer sagt, wir sehen aus wie etwas, was die Katze reingeschleppt hat, und Malachy muß zurückgehalten werden, damit er sich nicht auf sie stürzt. Wir sind einverstanden, daß eine halbe Stunde gespielt wird, weil die Jungs aus Ballinacurra sagen, sie müssen dann zum Lunch. Lunch. Bei der ganzen Welt gibt es mitten am Tage Mittagessen, aber die müssen zum
Lunch. Wenn in der halben Stunde keiner ein Tor schießt, ist es unentschieden. Wir spielen hin und her, bis Billy den Ball kriegt und so schnell an der Seitenlinie entlangrast und -tanzt, daß keiner ihn aufhalten kann, und der Ball ist drin und Tor. Die halbe Stunde ist schon fast vorbei, aber die Jungs aus Ballinacurra wollen noch eine halbe Stunde spielen, und die zweite halbe Stunde ist schon ziemlich weit gediehen, als ihnen der Anschlußtreffer gelingt. Dann geht der Ball über die Linie ins Aus. Es ist unser Ball. Billy steht auf der Auslinie und hält den Ball über den Kopf. Er tut, als wenn er Malachy ansieht, wirft aber mir den Ball zu. Er fliegt auf mich zu, als wäre er das einzige, was auf der ganzen Welt existiert. Er kommt direkt auf meinen Fuß, und alles, was ich jetzt noch machen muß, ist eine Linksdrehung und dann auf geradem Weg hinein, mit dem Ball ins Tor. In meinem Kopf ist alles weiß, und ich fühle mich wie ein Junge im Himmel. Ich schwebe über das ganze Feld, bis die Red Hearts of Limerick mir auf den Rücken klopfen und mir sagen, das war ein tolles Tor, Frankie, deins auch, Billy.
    Wir gehen die O’Connell Avenue zurück, und ich denke immer daran, wie der Ball auf meinen Fuß kam, und er war bestimmt von Gott oder der Heiligen Jungfrau Maria gesandt, die eine solche Segnung bestimmt keinem zuteil werden läßt, der verdammt ist, weil er in der Hälfte der Zeit geboren
wurde, und ich weiß, so lang ich lebe, werde ich diesen Ball, wie er von Billy Campbell kam, nicht vergessen, dieses Tor.
     
     
    Auf der Gasse trifft Mam Bridey Hannon und ihre Mutter, und sie berichten ihr von Mr. Hannons schlimmen Beinen. Der arme John, es ist eine Prüfung für ihn, jeden Abend mit dem Fahrrad nach Hause zu fahren, nachdem er den ganzen Tag für die Kohlenhandlung in der Dock Road mit dem großen Pferdewagen Kohle und Torf frei Haus geliefert hat. Bezahlt wird er von acht Uhr morgens bis halb sechs, obwohl er das Pferd lange vor acht fertigmachen und lange nach halb sechs für die Nacht versorgen muß. Den ganzen Tag muß er rauf auf den Wagen und wieder runter und wieder rauf und Säcke mit Kohle und Torf schleppen, immer verzweifelt bemüht, daß die Binden an seinen Beinen bleiben, wo sie sind, damit der Schmutz nicht in die offenen Wunden kommt. Ständig kleben die Binden fest und müssen abgerissen werden, und wenn er nach

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