Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen
Generalissimus Franco persönlich, zu kämpfen, und Mr. Griffin wäre da eine kraftvolle Bereicherung.
Mam erzählt uns, Lamans Mutter hat ihn nicht weggelassen. Sie hat sich doch nicht all die Jahre mit einem kleinen Laden krummgelegt, um ihn aufs College schicken zu können, damit er dann für Franco nach Spanien stromert, also ist er zu Hause geblieben und hat diesen Job gekriegt, der darin besteht, entlang den Landstraßen Löcher für die Masten des Elektrizitätswerks zu graben, und seine Mutter war froh, daß sie ihn jeden Abend zu Hause für sich hatte, außer freitags, wenn er seine Pint trank und wegen Jean Harlow stöhnte.
Mam ist froh, daß wir solche Ladungen Papier zum Feueranmachen haben, auch wenn das Holz von dem zusammenbrechenden Verschlag einen ekelerregenden Geruch hinterläßt und sie Angst
hat, daß die weißen Maden entkommen und sich vermehren.
Wir arbeiten den ganzen Tag und schaffen Kartons und Beutel nach draußen zum Verschlag. Mam reißt alle Fenster auf, um das Haus zu lüften und den Geruch von Haarpomade und Jahren ohne Luft hinauszulassen.
Sie sagt, es ist ja eine solche Erleichterung, mal wieder den Fußboden sehen zu können, und jetzt können wir uns hinsetzen und friedlich, behaglich und gemütlich eine schöne Tasse Tee trinken, und wäre es nicht traumschön, wenn das warme Wetter kommt und wir einen Garten haben könnten und dann vielleicht mit unserem Tee draußen säßen wie die Engländer.
Laman Griffin kommt jeden Abend außer freitags um sechs nach Hause, ißt was, trinkt Tee und geht bis zum nächsten Morgen ins Bett. Samstags geht er um ein Uhr mittags ins Bett und bleibt bis Montag morgen drin.
Er zieht den Küchentisch bis zur Wand unter dem Speicher, klettert auf einen Stuhl und von da auf den Tisch, stellt den Stuhl auf den Tisch, klettert wieder auf den Stuhl, hält sich an einem Bettpfosten fest und zieht sich hoch. Wenn er dafür freitags zu betrunken ist, muß ich hochklettern, um ihm Kopfkissen und Decken zu holen, und dann schläft er auf dem Küchenfußboden beim Feuer, oder er fällt zu mir und meinen Brüdern
ins Bett und schnarcht und furzt die ganze Nacht.
Als wir eingezogen sind, hat er sich beschwert, daß er sein schönes Zimmer unten für diesen Speicher aufgegeben hat, und er hat es so satt, rauf- und runterzuklettern, um aufs Klo hinterm Haus zu gehen. Er ruft, Tisch her, Stuhl her, ich komme runter, und wir müssen den Tisch frei-räumen und an die Wand ziehen. Er hat es satt, Schluß jetzt mit der elenden Kletterei, er wird das wunderschöne Nachtgeschirr seiner Mutter benutzen. Er liegt den ganzen Tag im Bett, liest Bücher aus der Leihbücherei, raucht Zigaretten Marke Gold Flake und wirft Mam ein paar Shilling herunter, damit sie einen von uns zum Laden schickt und er ein bißchen Gebäck zum Tee kriegt oder ein schönes Stück Schinken mit Tomatenscheiben. Dann ruft er, Angela, dieses Nachtgeschirr ist voll, und sie zerrt Stuhl und Tisch heran, um hochzuklettern und den Nachttopf zu holen, ihn draußen ins Klo zu kippen und auszuspülen und dann wieder zum Speicher hochzuklettern.
Sie kuckt streng, und sie sagt, haben Euer Lordschaft für heute noch weitere Wünsche? und er lacht, Frauenarbeit, Angela, Frauenarbeit und außerdem mietfrei.
Laman wirft seinen Leserausweis für die Leihbücherei vom Speicher herab und sagt mir, ich
soll ihm zwei Bücher besorgen, eins über Angeln und eins über Gärtnerei. Er schreibt der Bibliothekarin eine kleine Notiz, damit sie weiß, daß ihn seine Beine vom Löchergraben für das Elektrizitätswerk umbringen und daß von jetzt an Frank McCourt seine Bücher holen wird. Er weiß zwar, daß der Junge erst dreizehn ist und vierzehn wird, und er weiß auch, daß die Regeln strikt sind, was den Zugriff von Kindern auf Bücher aus der Erwachsenenabteilung der Bücherei betrifft, aber der Junge wird sich die Hände waschen und sich benehmen und tun, wie ihm geheißen, vielen Dank.
Die Bibliothekarin liest die Notiz und sagt, es ist wirklich jammerschade um Mr. Griffin, er ist ein wahrer Gentleman und ein Mensch von großer Gelehrsamkeit, du glaubst gar nicht, was er für Bücher liest, manchmal vier pro Woche, an diesem einen Tag hat er mal ein Buch auf französisch mit nach Hause genommen, französisch, stell dir das mal vor, über die Geschichte des Steuerruders, des Steuerruders, stell dir das mal vor, sie würde ja alles drum geben, wenn sie mal einen Blick in seinen Schädel werfen könnte, denn
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