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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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auftreiben? Was ist das überhaupt für ein Mann überhaupt?
    Mam stopft den Kopf in den Topf, eben so mit Wasser bedeckt, und während das Schwein vor sich hin kocht, nimmt Dad Malachy und mich mit zur Messe in die Erlöserkirche. In der Kirche ist es warm, und es riecht süß von den Blumen und dem Weihrauch und den Kerzen. Er geht mit uns zum Jesulein in der Krippe. Der ist ein großes, fettes Baby mit blonden Locken wie Malachy. Dad erzählt uns, das da ist seine Mutter Maria, die mit dem blauen Kleid, und sein Vater, der heilige Joseph, das ist der alte Mann mit dem Bart. Er sagt, sie sind traurig, weil sie wissen, daß Jesus, wenn er mal groß ist, umgebracht wird, damit wir alle in den Himmel kommen können. Ich frage, warum das Jesulein denn sterben muß, und Dad sagt, solche Fragen stellt man nicht. Malachy sagt, warum nicht? und Dad sagt, sei still.
    Zu Hause ist Mam in einem schrecklichen Zustand. Es ist nicht genug Kohle da, um das Essen zu kochen, und das Wasser siedet schon nicht mehr, und sie sagt, die Sorgen bringen sie schier
um den Verstand. Wir werden wieder in die Dock Road gehen müssen, um zu sehen, ob da Kohle oder Torf von den Lastwagen herumliegt. Wenn wir jemals was finden, dann heute. Selbst die Ärmsten der Armen gehen am Weihnachtstag nicht auf die Straße, um Kohle aufzusammeln. Dad brauchen wir gar nicht erst zu fragen, ob er mitkommt, denn so tief würde er sich nie herablassen, und selbst wenn, dann wurde er keine Sachen durch die Straßen schleppen. Mam kann nicht wegen ihrer Rückenschmerzen.
    Sie sagt, du wirst gehen müssen, Frank, und nimm Malachy mit.
    Die Dock Road ist weit, aber uns macht das nichts aus, weil unsere Bäuche mit Würstchen und Brot gefüllt sind und es gerade mal nicht regnet. Wir tragen einen Beutel aus Segeltuch, den wir uns bei Mrs. Hannon von nebenan ausgeborgt haben, und Mam hat recht, in der Dock Road ist kein Mensch. Die Armen sind alle zu Hause und essen Schweinskopf oder vielleicht eine Gans, und wir haben die Dock Road für uns. Wir finden kleine Stücke Kohle und Torf, die in den Ritzen des Pflasters und der Mauern bei den Kohlenhandlungen steckengeblieben sind. Wir finden Papierschnipsel und Pappe, und das ist nützlich, wenn das Feuer wieder angezündet werden soll. Wir wandern herum und versuchen, den Beutel vollzukriegen, als Pa Keating vorbeikommt. Er muß sich für Weihnachten
gewaschen haben, weil er nicht so schwarz ist wie damals, als Eugene gestorben ist. Er will wissen, was wir mit dem Beutel machen, und als Malachy es ihm sagt, sagt er, Jesus, Maria und heiliger Joseph! Weihnachten, und ihr habt kein Feuer für euern Schweinskopf. Tiefer kann man ja gar nicht sinken.
    Er nimmt uns mit in South’s Kneipe, die eigentlich gar nicht geöffnet hat, aber er ist Stammgast, und es gibt eine Hintertür für Männer, die ihre Pint brauchen, um den Geburtstag vom Jesulein da oben in der Krippe zu feiern. Er bestellt sich seine Pint und für uns Limonade und fragt den Mann, ob wohl die Möglichkeit besteht, daß er bei ihm ein paar Klumpen Kohle kriegen kann. Der Mann sagt, er schenkt nun schon seit siebenundzwanzig Jahren Getränke aus, und um Kohle hat ihn noch nie jemand gebeten. Pa sagt, er würde ihm einen großen Gefallen damit tun, und der Mann sagt, wenn Pa ihn um den Mond bittet, fliegt er hinauf und bringt ihn mit. Der Mann führt uns zum Kohlenkasten unter der Treppe und sagt uns, wir sollen soviel nehmen, wie wir tragen können. Es ist echte Kohle, keine kleinen Stückchen von der Dock Road, und wenn wir sie nicht tragen können, können wir sie hinter uns herziehen.
    Wir brauchen lange von South’s Kneipe bis zum Barrack Hill, weil wir ein Loch im Beutel
haben. Ich ziehe den Beutel, und Malachys Aufgabe ist es, die Klumpen, die durch das Loch fallen, aufzuheben und wieder in den Beutel zu tun. Dann fängt es an zu regnen, und wir können uns nicht in einem Hauseingang unterstellen, bis es aufhört, weil wir die Kohle dabeihaben, und sie macht eine schwarze Spur auf dem Pflaster, und Malachy wird dadurch, daß er die Klumpen aufhebt, in den Beutel zurückstopft und sich mit seinen nassen, schwarzen Händen den Regen vom Gesicht wischt, ganz schwarz. Ich sage ihm, er ist ja ganz schwarz, er sagt mir, ich bin ja ganz schwarz, und eine Frau in einem Geschäft sagt uns, wir sollen bloß machen, daß wir von der Tür wegkommen, sie will sich zu Weihnachten nicht Afrika ansehen müssen.
    Wir müssen den Beutel weiterziehen, sonst kriegen wir

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