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Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen

Titel: Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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sehen.
    Oma sagte, die Kollekte und James Cagney, kannst du vergessen, denn so, wie du Gott auf der Erde hinterlassen hast, bist du gar kein echter Katholik. Los, geh nach Hause.
    Mam sagte, Augenblick mal. Das ist mein Sohn. Das ist mein Sohn am Tage seiner heiligen Erstkommunion. Er wird James Cagney sehen.
    Nein, wird er nicht.
    Doch, wird er doch.
    Oma sagte, dann nimm ihn mit zu James Cagney und sieh selber, ob das seine presbyterianische, amerikanische Seele aus dem Norden von Irland retten wird. Nur zu.
    Sie zog ihren Umhang zurecht und ging weg.
    Mam sagte, Gott, es wird ein bißchen spät für die Kollekte, und du kriegst James Cagney nie zu sehen. Wir gehen zum Lyric Cinema und sehen, ob sie dich mit deinem Kommunionsanzug auch so reinlassen. In der Barrington Street trafen wir Mikey Molloy. Er fragte mich, ob ich ins Lyric wollte, und ich sagte, ich versuch’s jedenfalls.

    Du versuchst es? sagte er. Hast du kein Geld?
    Ich schämte mich, nein zu sagen, ich mußte aber, und er sagte, das macht nichts. Ich krieg dich mit rein. Mit Hilfe eines Ablenkungsmanövers.
    Was ist ein Ablenkungsmanöver?
    Ich hab das Geld für das Kino, und wenn ich hineingehe, tue ich so, als hätte ich den Anfall, und der Eintrittskartenmann wird durchdrehen, und du kannst dich hineinmogeln, wenn ich den großen Schrei rauslasse. Ich behalte die Tür im Auge, und sobald du drin bist, bin ich auf wundersame Weise geheilt. Das ist ein Ablenkungsmanöver. Das ist das, was ich immer mache, um meine Brüder ins Kino zu kriegen.
    Mam sagte, na, ich weiß nicht, Mikey, ich weiß nicht. Wäre das nicht eine Sünde, und du möchtest doch sicher nicht, daß Frank am Tage seiner heiligen Erstkommunion eine Sünde begeht.
    Mikey sagte, wenn es eine Sünde sein sollte, würde sie seine Seele beflecken, er sei aber kein richtiger Katholik, und deshalb sei es eh wurscht.
    Er ließ seinen Schrei raus, und ich mogelte mich hinein und setzte mich neben Quigley-den-Fragensteller, und der Eintrittskartenmann Frank Goggin war so besorgt wegen Mikey, daß er gar nichts bemerkte. Es war ein spannender Film, aber traurig am Schluß, weil James Cagney ein Staatsfeind war, und als sie ihn erschossen hatten,
haben sie ihn in Bandagen gewickelt und vor die Haustür geworfen und seine arme alte irische Mutter verschreckt, und so ging der Tag meiner hl. Erstkommunion zu Ende.

5
    Oma spricht nicht mehr mit Mam, weil ich das mit Gott auf ihrem Hinterhof gemacht habe. Mam spricht nicht mit ihrer Schwester, Tante Aggie, und nicht mit ihrem Bruder, Onkel Tom. Dad spricht mit niemandem in Mams Familie, und sie sprechen nicht mit ihm, weil er aus dem Norden kommt und weil er diese komische Art hat. Niemand spricht mit der Frau von Onkel Tom, Jane, weil sie aus Calway kommt und so spanisch aussieht. Jeder spricht mit Mams Bruder, Onkel Pat, weil er auf den Kopf gefallen ist, weil er ein einfacher Mensch ist und weil er Zeitungen verkauft. Alle nennen ihn Abt oder Ab Sheehan, und keiner weiß, warum. Alle sprechen mit Onkel Pa Keating, weil er im Krieg Gas abgekriegt und Tante Aggie geheiratet hat, und wenn sie nicht mit ihm sprächen, würde ihn das sowieso keinen feuchten Fiedlerfurz kümmern.
    So wäre ich auch gern auf der Welt: Nichts kümmert mich einen feuchten Fiedlerfurz, und das sage ich auch dem Engel auf der siebten Stufe, aber dann fällt mir ein, daß man in Gegenwart eines Engels nicht Furz sagt. Onkel Tom und Galway-Jane haben Kinder, aber mit denen sollen
wir nicht sprechen, weil unsere Eltern nicht miteinander sprechen. Mam schreit uns an, wenn wir mit Gerry und Peggy Sheehan sprechen, aber wir wissen nicht, wie man das macht, daß man nicht mit seinem Cousin und seiner Cousine spricht.
    Die Menschen in den Familien in unserem Stadtteil wissen, wie man nicht miteinander spricht, und das erfordert jahrelange Übung. Es gibt welche, die nicht miteinander sprechen, weil ihre Väter im Bürgerkrieg von neunzehnhundertzweiundzwanzig auf verschiedenen Seiten standen. Wenn ein Mann in die englische Armee eintritt, kann seine Familie gleich in einen anderen Stadtteil von Limerick ziehen, wo Familien wohnen, die Männer in der englischen Armee haben. Wenn man jemanden in der Familie hat, der in den letzten siebenhundert Jahren auch nur ein bißchen nett zu den Engländern war, wird das ausgegraben und einem um die Ohren gehauen, und dann kann man auch gleich nach Dublin ziehen, wo das den Leuten wurscht ist. Es gibt Familien, die sich schämen, weil ihre

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