Die Asklepios Papiere (German Edition)
der Menschheit wird? Nein? Dann lass mich dir eine kurze Geschichte erzählen.“ Der CEO sah sie misstrauisch an.
„ Es ist schon einige Jahre her. Conny, meine Enkelin, war damals gerade siebzehn Jahre alt geworden. Sie wollte mit ihren Freundinnen zur Feier des Abends so richtig einen drauf machen. Die Mädels waren zu fünft unterwegs. Ein Bekannter des Freundes ihrer besten Freundin erzählte ihnen von einer Party in einem angesagten Club. Sie gingen also hin und…“, ihre Stimme begann zu zittern.
„ Um es kurz zu machen: Sie wurde an diesem Abend in einem schäbigen Hinterzimmer der Disco von einer Gruppe kranker Arschlöcher stundenlang vergewaltigt Devon! Die Mädchen wurden mit K.O. Tropfen außer Gefecht gesetzt. Conny erwachte am nächsten Morgen blutverschmiert im Jardin Luxembourg . Die Ärzte fanden bei einer Untersuchung starke Verletzungen des Unterleibs und sieben unterschiedliche Spermaspuren. Himmel, wer weiß wie viele Typen sie noch vergewaltigt haben, aber ein Kondom dabei übergezogen hatten.“
Devon schaute betreten zu Boden.
„90 Tage nach der Untersuchung erhielten wir dann die vernichtende Diagnose: HIV. Irgendeiner dieser perversen Typen hatte sie infiziert. Ohne Skrupel und wie sich später herausstellte auch ohne Folgen. Die Polizeiermittlungen verliefen nämlich im Sande. Angeblich hatte niemand etwas gesehen und die Ermittler konnten die Täter nicht ausfindig machen. Kannst du dir vorstellen, wie mir damals das Herz vor Hass, Wut und Mitleid zerbrach? Und weißt du, was bei alldem das Schlimmste ist? Solche abscheulichen Dinge geschehen jeden Tag, hunderten von Mädchen und Frauen und niemand weiß, wie viele dabei mit HIV angesteckt werden.“ Claire Hutton musste Schlucken, um ein Schluchzen zu unterdrücken.
„ Die Krankheit brach bei Conny bereits nach vier Jahren aus. Die üblichen Medikamente schlugen bei ihr nicht an. Sie gehörte zu den unglücklichen zehn Prozent, bei denen die übliche Behandlung nicht wirkt. Damals habe ich mir geschworen, dass ich etwas tun werde...tun muss! Stell dir vor, Conny hätte am Tag danach einfach nur eine Pille schlucken müssen und sie wäre noch gesund. Es hat mich viele Jahre meines Lebens gekostet Devon, aber ich habe es geschafft. Ja, ich weiß, du hast Recht mit deinen Vorwürfen. Aber damit muss ich leben. Das große Ganze, der Erfolg ist wichtiger als ein Praktikant. Verdammt Devon, der Impfstoff ist sogar wichtiger als ich oder du oder die ganze Firma.“
Devon zeigte keiner Reaktion. Wortlos ging er zu einem Schrank an der rückwärtigen Wand, öffnete eine Tür und brachte eine Flasche Scotch sowie zwei Gläser zum Vorschein. Er schenkte großzügig ein und reichte Dr. Hutton ein Glas.
„Santé“, sagte er, ohne sich weiter zu dem Gehörten zu äußern. Claire nahm das Glas und trank einen großen Schluck. Sie wartete, wie Devon reagieren würde. Doch da er sich einfach hinter seinen Schreibtisch setzte, fuhr sie fort.
„ Ja, du hast Recht. Es war skrupellos von mir. Projekt Asklepios war jedoch unvermeidlich. Die Alternative wären mindestens weitere zehn bis zwölf Jahre Forschung gewesen. Du kannst mir glauben, dass ich meine Entscheidung sehr genau abgewogen habe. Ich bin der Meinung, dass das Gemeinwohl höher wiegt, als das Wohl einzelner.“
Devon blickte sie an.
„Deine Motive in allen Ehren, aber dein Vorgehen war nicht nur moralisch und ethisch äußerst fragwürdig, sondern auch schlichtweg kriminell.“
„ Nachdem ich so weit gegangen war, konnte ich nicht riskieren, dass alles auffliegt. Krueger war ein bedauernswerter Kollateralschaden.“ Dr. Hutton machte eine Pause und bedachte sorgsam ihre nächsten Worte.
„ Im Übrigen weißt du selbst, welches Potential in diesem neuen Impfstoff steckt. RemediumVir wird PSU bis ganz nach oben katapultieren. Willst du das riskieren?“
„ Ich?“, Carter lachte zynisch. „Meine Assistentin hat zufällig ein Gespräch zwischen dir und Ginster belauscht. So sieht das aus! Sie hat euer Gespräch nach der gestrigen Vorstandsitzung aufgezeichnet und dann noch etwas im Dreck gewühlt. Jetzt erpresst mich das Luder.“ Er deutete auf den braunen Umschlag.
Claire Hutton hätte vor Schreck beinahe ihr Glas fallenlassen. Das durfte doch nicht wahr sein. Wütend über ihre eigene Unvorsichtigkeit ärgerte sie sich, dass es scheinbar noch immer problemlos möglich war, geheime Unterlagen in ihrer Abteilung aufzutreiben.
Mit einem Summen ertönte die
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