Die Asklepios Papiere (German Edition)
Gegensprechanlage.
„ Monsieur Ginster ist da“, verkündete Carters Sekretärin.
Carter drückte auf den Mikrofon-Knopf.
„Soll reinkommen.“
Mit dem Eintreten des Sicherheitschefs schien die Wut des CEO erneut aufzukochen.
„Sind Sie noch ganz bei Trost? Jemanden ermorden zu lassen? Wir sind doch hier nicht in der verdammten Fremdenlegion!“
Ginster stand militärisch stramm und blickte seinen Vorgesetzten mit ausdruckslosem Gesicht an. Während seiner Zeit beim Militär hatte er gelernt, einem wütenden Vorgesetzte mir Ruhe und Gelassenheit zu begegnen.
„Wenn ich mir die Frage erlauben darf: Welche Alternative hätte Sie stattdessen vorgeschlagen, wenn wir Sie im Vorfeld beteiligt hätten?“
„ Nun…äh…“, stammelte Carter.
„ Auf jeden Fall keinen Mord. Herr Gott. Wir sind doch nicht die Mafia!“
„ Sie wären also lieber ins Gefängnis gewandert und hätten die Firma dem sicheren Ruin preisgegeben?“, fragte er rhetorisch. „Ich werde von Ihnen dafür bezahlt, dass ich Schaden von der Firma abwende. Koste es, was es wolle. Sie haben speziell mich dafür eingestellt, weil Sie wussten, dass ich keine Skrupel habe auch extreme Lösungen zu wählen.“
„ Ach hören Sie doch auf Ginster“, er bedeute ihm, sich zu setzten. „Wir beide haben schon einige fragwürdige Dinger gedreht. Doch hier haben Sie ganz eindeutig eine rote Linie überschritten.“ Der CEO lehnt sich in seinem Sessel zurück und leerte sein Glas.
„ Hätten Sie diesen Krueger nicht einfach korrumpieren und erpressen können?“
„ Dazu blieb keine Zeit. Wir haben nicht für jeden Mitarbeiter einen Plan-B in der Schublade. Durch Zufall haben Dr. Huttons Mitarbeiter Montagnacht festgestellt, dass Krueger abermals geheime Akten kopierte. Akten, von deren besonderer Sensitivität ich durch Dr. Hutton telefonisch informiert wurde. Wir mussten ad-hoc handeln. Ich habe daher einen externen Spezialisten auf Krueger angesetzt, der die Sache sauber zu Ende gebracht hat.“ Ginsters stahlblaue Augen fixierten Carter.
„ Nur die drei Personen in diesem Raum wissen davon.“
„ Und Madame Mirabeau. Die euch beiden Idioten belauscht hat, als ihr bei offener Tür über Krueger gesprochen habt. Einen tollen Sicherheitschef habe ich da.“
Carters Worte wirkten auf Ginster wie ein Schlag ins Gesicht. Wie ein Schuljunge, der bei dem dümmsten aller Streiche erwischt worden war, senkte er zornig und gedemütigt den Blick.
„Devon“, setzte Claire Hutton an. „Wir habe keine andere Möglichkeit, als weiterzumachen. Was schlägst du denn vor? RemediumVir wegen moralischer Bedenken aus dem Verkehr zu ziehen. Die Staatsanwaltschaft einzuschalten? Das wäre das Ende von PSU und das weißt du auch. Ich habe die Entscheidung getroffen, ich muss damit leben! Gib deinem Betthäschen, was es will und dann ist Schluss mit dem Lamentieren.“
Ginster schien bereits am Telefon vom Vorstandsvorsitzenden über die Erpressung informiert worden zu sein, da er sich ohne eine Erklärung zu erbeten zu Wort meldete.
„Und was machen wir mit Madame Mirabeau“, fragte Ginster vorwurfsvoll, „wenn sie sich morgen oder nächsten Monat oder nächstes Jahr überlegt, dass der Preis für ihr Schweigen nicht hoch genug ausgehandelt wurde.“
Kopfschüttelnd goss sich Carter sein Glas erneut halb voll Whiskey.
„ Jeder weiß, dass ich für eine gute Rendite metaphorisch über Leichen gehen würde. Aber ins Gefängnis gehe ich definitiv nicht. Erst recht nicht für Entscheidungen, die ich selbst nicht einmal getroffen, geschweige denn autorisiert habe. Ihr beide habt das verbockt, ihr bringt das auch wieder in Ordnung! Ich gebe Camelia ihre Stelle als Abteilungsleiterin und damit ist die Sache für mich vom Tisch.“ Mit finsterer Miene blickte er Dr. Hutton und Gerald Ginster nacheinander an. „Was ihr macht, will ich nicht wissen. Aber ich rate euch, sorgt dafür, dass nichts von alledem jemals das Licht der Öffentlichkeit erblickt.“
Claire blieb regungslos auf ihren Stuhl sitzen. Und nun? Die Dinge gerieten immer mehr außer Kontrolle. Heiligte der Zweck wirklich die Mittel? Diese Frage hatte sie sich in den letzten vierundzwanzig Stunden schon oft gestellt.
„Raus mit euch! Ich will euch nicht mehr sehen.“ In Devon Carters Stimme lagen Wut und Enttäuschung.
Während sie das Büro verließen blickte Claire Hutton unschlüssig zum Sicherheitschef.
„Ich kümmere mich um Madame Mirabeau und dann ist endgültig Schluss mit
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