Die Aspern-Schriften (German Edition)
Vorgehen. Aber er will nichts von ihrer Weisheit hören, sondern Einweihung in ihre Listen. Dies ist eine absurde Überhöhung seiner Selbsteinschätzung, seiner Selbstverkennung, zu meinen, er habe alle strategischen Fäden in der Hand und müsse nur noch am richtigen ziehen. Die Bezugsetzung zu seinem eigenen Handeln hat etwas Vermessenes. Auf ein solches Podest will auch er, wenn er seine einzigartige Beute ergattert hat. Die literarische Welt wird ihm ein solches Denkmal errichten, wenn er die Trophäe seines Idols erst gerettet hat. Und wieder wird das Leitmotiv wirksam: Der Held holt sich nicht Rat bei einem menschlichen Freund (die einzige Freundin hat sich aus dem Staub gemacht), sondern nimmt Zwiesprache mit einer Statue. Nicht mit irgendeiner von irgendwem. Nein, mit dem grandiosen Standbild des Verrocchio, des Lehrers von Leonardo da Vinci, das gegenüber der Scuola di San Marco steht. Da wird er wohl auch ihn in die Lehre nehmen können. Aber das Standbild bleibt stumm wie verstockt. Wieder muss die Kunst das Leben ersetzen.
Nachbemerkung
The Aspern Papers erschien 1888 in Fortsetzungen in der Zeitschrift ›Atlantic Monthly‹ von März bis Mai. Zwischen 1906 und 1910 revidierte James seine Romane und Erzählungen für die zwischen 1907 und 1918 erschienene New Yorker Gesamtausgabe in 26 Bänden. So auch diese Erzählung, wobei er neben vielen sprachlichen »Anspitzungen« den Namen von Miss Tita in Tina umwandelte. Meine Übersetzung folgt der letzten Fassung.
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