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Die Aspern-Schriften (German Edition)

Die Aspern-Schriften (German Edition)

Titel: Die Aspern-Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry James
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nicht, ich verstehe das alles nicht«, murmelte die arme Frau, die reglos dastand und ihr Befremden – ziemlich hilflos, wie mir schien – mit meinem seltsamen Verhalten in Einklang zu bringen suchte.
    »Ich wollte sagen, nur von einem dieser Fenster aus – sie sind ja so groß, Ihre Fenster hier –, wenn Sie gestatten, dass ich die Fensterläden öffne.« Und damit ging ich auf die rückwärtige Wand des Hauses zu. Auf halbem Wege blieb ich stehen und wartete, als glaubte ich, sie wolle mich begleiten. Der Situation entsprechend war ich recht abrupt gewesen, doch gleichzeitig war ich bemüht, ihr mit äußerster Höflichkeit zu begegnen. »In der ganzen Stadt habe ich mir möblierte Zimmer angeschaut, es scheint aber unmöglich zu sein, eines mit dazugehörigem Garten zu finden. Natürlich sind Gärten in einer Stadt wie Venedig selten. Es ist, wenn Sie so wollen, lächerlich für einen Mann, aber ohne Blumen kann ich nicht leben.«
    »Dort unten gibt es so gut wie gar keine.« Sie kam auf mich zu, als hätte ich sie, obwohl sie mir misstraute, an einem unsichtbaren Faden gezogen. Ich setzte meinen Weg fort, und sie ging mit mir, während sie weitersprach: »Ein paar haben wir, aber es sind ganz gewöhnliche. Es ist zu teuer, sie zu ziehen; dafür braucht man jemanden, der einem hilft.«
    »Könnte ich nicht dieser Helfer sei n ?« fragte ich. »Ich würde ohne Lohn arbeiten, oder besser noch, ich würde einen Gärtner anstellen. Sie sollen die herrlichsten Blumen von Venedig bekommen.«
    Sie erhob Einspruch mit einem leisen, zittrigen Ton, der genauso gut eine Äußerung von Begeisterung über meine leicht dahingeworfenen Vorstellungen gewesen sein könnte. Dann rang sie nach Atem und stieß hervor: »Wir kennen Sie nicht – wir kennen Sie doch gar nicht.«
    »Sie kennen mich genauso gut, wie ich Sie kenne; oder sogar viel besser, denn Sie kennen meinen Namen. Und wenn Sie Engländerin sind, dann bin ich im Grunde Ihr Landsmann.«
    »Wir sind keine Engländerinnen«, sagte meine Begleiterin und sah mir interessiert und ergeben zu, wie ich die Sonnenblende vor einem Flügel des breiten, hohen Fensters aufstieß.
    »Sie sprechen ein so schönes Englisch, darf ich Sie fragen, woher Sie stamme n ?« Von oben sah der Garten tatsächlich verkommen aus, doch ich spürte auf den ersten Blick, dass eine Menge Möglichkeiten in ihm steckten. Sie antwortete nicht auf meine Frage, so verloren war sie in ihrer Verwirrung und Zurückhaltung, und so rief ich aus: »Sie wollen doch nicht sagen, dass Sie auch Amerikanerin sin d ?«
    »Ich weiß es nicht. Wir waren es einmal.«
    »Ware n ? Das hat sich doch sicher nicht geänder t ?«
    »Es liegt schon so viele Jahre zurück. Wir scheinen jetzt gar nichts mehr zu sein.«
    »Leben Sie schon seit so vielen Jahren hie r ? Nun, das wundert mich nicht; es ist ein wunderbares altes Haus. Ich nehme an, Sie alle benutzen den Garten«, fuhr ich fort, »aber ich versichere Ihnen, dass ich Ihnen nicht im Weg sein würde. Ich würde mich ganz still in einen Winkel zurückziehen.«
    »Wir alle benutzen ih n ?« wiederholte sie meine Worte in zögerndem Ton, trat aber nicht an das Fenster heran, sondern schaute hinab auf meine Schuhe. Offenbar traute sie mir zu, sie hinauszuwerfen.
    »Ich meinte Ihre ganze Familie – so viele, wie dazugehören.«
    »Außer mir gibt es nur eine weitere Person. Sie ist sehr alt. Sie geht niemals hinunter.«
    Noch immer fühle ich den Schauder, der mich bei dieser direkten Erwähnung Julianas überlief; und trotzdem behielt ich einen kühlen Kopf. »Nur eine weitere Person in diesem Riesenhau s !« Ich tat so, als sei ich nicht nur erstaunt, sondern geradezu empört. »Verehrte Dame, dann müssten Sie doch Räume übrig habe n !«
    »Übri g ?« wiederholte sie – als ginge es ihr um die reiche, ungewohnte Freude am gesprochenen Wort.
    »Ja, Sie – zwei ruhige Damen, zumindest Sie sind ruhig, soweit ich sehe – bewohnen sicherlich nicht fünfzig Zimme r !« In mir machte sich Hoffnung und Freude breit, und ich stellte ihr die Frage ganz direkt: »Könnten Sie mir nicht zwei oder drei davon gegen einen guten Mietzins überlasse n ? Das würde mir schon weiterhelfen.«
    Ich hatte nun den Ton angeschlagen, der meinem Anliegen gerecht wurde, und ich muss nicht die ganze Melodie wiederholen, die ich ihr vortrug. Am Ende hatte ich meine Gastgeberin davon überzeugt, ein aufrichtiger Mensch zu sein, übernahm aber keinerlei Versuch, sie davon abzuhalten, mich für

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