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DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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entwich. Ich roch meinen eigenen Schweiß, durchsetzt von Grauen.
    Der Dolch senkte sich herab, berührte mein Hemd, bohrte sich mir in die Haut. Blut durchdrang den Stoff. Ein boshaftes, wildes Lächeln erschien auf dem Gesicht des Mannes. Ich strengte mich noch mehr an, bis die Muskeln in meinen Armen brannten, dennoch sank der Dolch tiefer und grub sich in mein Fleisch. Die Spitze stieß auf einen Knochen.
    Der Geruch von Blut verstärkte sich. Heiß lodernde Schmerzen flammten in meiner Brust auf, die selbst das Feuer nicht zurückzudrängen vermochte. Ich schnappte nach Luft, weitete die Augen …
    Und ich zog den Fluss heran, formte ihn zu einem harten, festen Ball zwischen mir und dem grinsenden Gesicht des Bärtigen. Dann schleuderte ich ihn nach vorn.
    Der Mann zuckte keuchend zurück. Die Dolchspitze löste sich von meiner Brust, als sein Arm ermattete, und ich stieß ihn weg. Meine andere Hand fand den Dolch. Ich sprang auf, kauerte mich hin, das Gewicht auf den Fersen.
    Der Bärtige erhielt nie Gelegenheit, sich zu erholen. Er keuchte noch immer und hielt sich die Brust an der Stelle, woich ihn mit dem Fluss getroffen hatte, als ich ihm die Kehle aufschlitzte.
    Dann trat ich zurück und taumelte unter dem plötzlichen Gewicht der Erschöpfung, drängte sie jedoch zurück und stützte mich an einer Mauer ab. Der Geruch von abgestandenem Wasser schwand, der von Lampenöl und Stroh hingegen war nunmehr so stark, dass er alles andere übertünchte, sogar den Geruch von Blut. Mit der Mauer als Halt stolperte ich die Straße hinab, drehte mich um und sah die Tür.
    Ich stieß mich von der Mauer ab und überquerte die Straße. Flüssig bewegte ich mich dabei nicht mehr. Durch meinen Arm kribbelten noch die letzten Reste der Taubheit, in meiner Brust wühlte ein stumpfer, grässlicher Schmerz, den das Feuer nicht zu unterdrücken vermochte. Mein Gesicht pochte. Doch die sich windende Schlange der Wut trieb mich weiter.
    An der Tür zögerte ich nicht, sondern trat sie einfach auf.
    Auf der gegenüber liegenden Seite des kleinen Raumes wirbelte Criss herum. Er hielt eine Laterne und war gerade dabei, durch einen zweiten, offenen Durchgang das eigentliche Lagerhaus zu betreten. In der Kammer, in der wir uns befanden, standen zwei Schreibpulte und etliche Geschäftsbücher in Regalen.
    Als Criss mich sah, huschte er mitsamt der Laterne durch die Tür.
    Ich wankte an den Schreibpulten vorbei zu dem Durchgang und starrte in das Lagerhaus. Kisten füllten den riesigen Raum, hoch aufgestapelt, wodurch das Lager einem Irrgarten schmaler Gänge und Nischen glich. Doch Criss’ Geruch war durchdringend; außerdem konnte ich deutlich das Flackern des Laternenlichts erkennen.
    Ich setzte mich in Bewegung.
    Criss lief durch die Gänge, bald hierhin, bald dorthin. Aber er konnte sich nicht verstecken, dafür war sein Geruch zu stark. Als ich aufholte, hörte ich seinen Atem. Er klang panisch, durchsetzt von Ächzen und Stöhnen.
    Ich beschleunigte meine Schritte, war nun dicht hinter ihm, konnte ihn beinahe schmecken.
    Dann verstummten die Geräusche der Panik. Ich hielt inne und rückte langsam um eine Ecke vor.
    Er stand in dem kurzen Gang auf der anderen Seite. In dem Augenblick, in dem er mich sah, warf er die Laterne nach mir.
    Ich duckte mich darunter hindurch, sprang vor und hörte, wie sie zerbarst, als sie gegen die Kisten hinter mir prallte. Der Geruch von Lampenöl wurde schlagartig stärker, so durchdringend wie zuvor der von Blut.
    Und dann ertönte ein leises, zischendes Geräusch. Eine Welle von Hitze brandete herbei, und ich verharrte.
    Ein Ausdruck des Grauens huschte über Criss’ Züge, als es heller wurde. Im Flackern der Flammen stand er wie erstarrt da. Dann fiel sein Blick auf mich, und er flüchtete nach links, einen weiteren Gang hinab.
    Ich drehte mich um, als Rauch mich plötzlich würgen ließ. Der gesamte Gang hinter mir stand in Flammen. Und sie breiteten sich schnell aus.
    Das ganze Lagerhaus würde brennen. Und damit würde das Feuer nicht enden.
    Ich wirbelte herum und rannte hinter Criss her. Ich war ihm zu nah, um ihn entkommen zu lassen. Außerdem kannte er den schnellsten Weg nach draußen.
    Zwanzig Schritte weiter holte ich ihn ein. Er war in einer Sackgasse gefangen und wich zu einer Mauer aus Kisten zurück.
    »Bitte«, keuchte er.
    Die Hitzewand des Feuers pulsierte hinter uns, und mittlerweile strotzte der Fluss vor den Geräuschen von knisterndem, splitterndem Holz.
    Criss schaute

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