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DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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fluchte. »Verdammter Avrell! Warum schafft er es nicht, den Hafen zu öffnen? Sind alle unsere Schiffe in Sicherheit?«
    »Ja.«
    Borund seufzte und begann, auf und ab zu laufen. »Was ist mit dem Regen? Hilft er? Sind wir hier sicher?«
    »Der Wind weht das Feuer zum Kai. Es besteht die Gefahr, dass es über den Fluss auf die andere Seite des Hafens übergreift, aber der Regen dämpft die Flammen ein wenig. Es ist schwer zu sagen …«
    Ich spürte, wie Borund sich näherte und über mir stand. Aber ich spürte auch, wie mir das Bewusstsein entschwand. »Wir bleiben so lange wie möglich hier. Ich will sie nicht bewegen.«
    Ein Atemzug an meinem Gesicht, als jemand sich zu mir herabbeugte. Dann hörte ich Borund flüstern: »Du kehrst besser zurück, Varis. Ich darf dich nicht verlieren. Nicht, nachdem ich um ein Haar William verloren hätte.«
    Seine Stimme klang erstickt.
    Dunkelheit. Weiche Dunkelheit, wie ein Tuch.
    Dann ein Lichtschimmer.
    »Wie lange wird sie in diesem Zustand verbleiben?«, fragte Borund.
    Jemandes Hand hob sich von meiner Brust. Das Zittern hatte sich gelegt, und ich konnte fühlen, wie Erschöpfung mich in die Tiefe zog, wie das Tuch sich wieder über meinen Kopf legte.
    »Schwer zu sagen.« Isaiah, der Heiler. »Aber die Krämpfe sind nicht mehr so heftig wie zuvor. Ich glaube, sie erholt sich …«
    Neuerliche Dunkelheit. Ich zog ihr Tuch näher, hüllte mich darin ein, doch ein weiterer Lichtschimmer drang hindurch.
    »Und was ist mit Alendor?« Eine neue Stimme, ruhig und vorsichtig. Ich kämpfte mit dem Tuch der Dunkelheit, schob es von mir. Es war Avrell, der Oberhofmarschall der Regentin.
    »Seit dem Feuer hat ihn niemand gesehen«, antwortete Borund.
    Avrell seufzte. »Teile des Lagerhausviertels brennen immer noch.«
    »Dank sei der Regentin für den Regen. Ganz Amenkor hätte niederbrennen können.« Borund hatte sich genähert. »Aber es spielt keine Rolle«, fügte er hinzu. »Da es das Lagerhausviertel nicht mehr gibt, haben wir einen Großteil unserer Lebensmittelvorräte verloren. Das Kartell ist tot, ob Alendor das Feuer nun überlebt hat oder nicht. In Amenkor gibt es nichts mehr, was das Kartell beherrschen könnte.«
    »Trotzdem ist es immer noch eine Gefahr.«
    Ich werde ihn nicht töten , versuchte ich zu sagen, doch die Dunkelheit kehrte zurück. Ich wusste nicht, ob jemand gehört hatte, ob ich überhaupt laut gesprochen hatte.
    Borund beugte sich näher. »Jetzt nicht mehr.«
    Ich kämpfte gegen die Dunkelheit an. »Ich werde ihn nicht töten!«
    Auch Avrell bewegte sich näher. »Jedenfalls haben wir immer noch das Problem mit der Regentin. Nathem und ich haben versucht, jemand anders auf den Thron zu setzen, aber es klappt nicht. Und die derzeitige Regentin weigert sich nach wie vor, die Sperre aufzuheben.«
    Schweigen. »Und was erwartet Ihr von mir, dagegen zu unternehmen?« Borund hörte sich müde und gleichgültig an.
    Ich fühlte, wie Avrell sich über mich beugte, spürte seine Gegenwart wie ein Gewicht. »Erinnert Ihr Euch an unser Gespräch, als ich vor ein paar Wochen in Euer Haus kam? Ihr habt mir erzählt, dass Varis einmal gesagt hat, sie sähe die Menschen ›rot‹ und wüsste dadurch, vor wem sie Euch beschützen muss.«
    Borund knurrte nur.
    »Ich habe den Sucher befragt, der sie zu Euch gebracht hat. Er hat mir eine ähnliche Geschichte erzählt, nämlich dass Varis behauptet hätte, eines der Opfer der Regentin, das aufzuspüren sie ihm geholfen hatte, sei ›grau‹ gewesen, was Varis zufolge bedeutete, dass das Opfer unschuldig war. Ich hatte zuvor schon davon gehört. Nachdem Ihr und Varis zu mir in den Palast gekommen wart, ließ ich deshalb einen der Bediensteten etwas überprüfen, um meinen Verdacht zu bestätigen.«
    Ich beruhigte mich, spürte, wie die Dunkelheit heranbrandete, und setzte mich gegen sie zur Wehr. Doch ich war immer noch zu schwach.
    Mit raschelnden Kleidern lehnte Avrell sich zurück. »Ich weiß jetzt, was getan werden muss.«
    Ehe Borund etwas erwidern oder Avrell weiterreden konnte, überwältigte mich die Dunkelheit. Ein letztes Mal.

    Das nächste Mal erwachte ich aus einem richtigen Schlaf. Kein Gefühl von vorübergehend verdrängter Schwärze. Kein Lichtschimmer. Kein unbeherrschbares Zittern. Stattdessen empfand ich eine so tiefe Erschöpfung, dass ich mich kaum bewegen konnte. Dennoch öffnete ich die Augen.
    Sonnenlicht. Es flutete das Zimmer … mein Zimmer.
    Ich blinzelte zur Decke empor, ließ mich vom

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