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DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Körper war so angespannt, dass ich die Muskelstränge in meinem Hals spürte. Ich biss die Zähne so fest aufeinander, dass mein Kiefer schmerzte und sich Tränen zwischen meinen Lidern hervorpressten. Diesmal ließ Erick mich nicht zu Boden. Stattdessen ertönte Gebrüll.
    »Öffnet das verdammte Tor!«, rief Erick, doch wieder hörte es sich fern an.
    Scheppern von Metall und ein Quietschen waren zu vernehmen, als ich in Ericks Griff durchgeschüttelt wurde und er das Gleichgewicht verlagerte. Er musste in dem Augenblick gegen das Tor getreten haben, als es aufgeschlossen wurde. Im nächsten Moment rannte er bereits.
    »Wer ist da?«, verlangte jemand zu erfahren, eine Stimme, die ich erkannte, wenngleich es einen Moment dauerte. Gerrold.
    »Varis«, gab Erick zurück. »Seid Ihr Borund?«
    »Nein.«
    »Hol mir Borund!« Die Ausbilderstimme.
    »Was ist hier los?« Lizbeth, mit schroffer, aber schriller Stimme.
    Die Spannung in meinem Hals lockerte sich. Ich spürte den Regen nicht mehr. Wir befanden uns im Haus.
    Jemand näherte sich. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Borund.
    »Varis ist verletzt.«
    »Was?« Borunds Stimme kam näher. Ich spürte eine Hand auf dem Gesicht. »Bei der Regentin … Gerrold, lauf und hol Isaiah.«
    »Aber das Feuer …«
    »Sofort!«
    Ich konnte nicht sicher sein, aber ich glaubte, Qual in seiner Stimme zu hören.
    Vielleicht war ich doch mehr für ihn als ein Werkzeug, eine Waffe.
    Schritte entfernten sich. Meine Halsmuskeln hatten sich fast völlig entspannt.
    »Lizbeth …« Besorgnis.
    »Handtücher, heißes Wasser, ich weiß.« Nicht mehr so schrill wie zuvor. Entschlossen und grimmig. Selbst mit geschlossenen Augen sah ich vor mir, wie sie die Röcke anhob und in Richtung der Küche loseilte.
    »Genau. Rasch. Du da, Gardist …«
    »Erick.«
    »Wie auch immer. Folge mir. Wir bringen sie in ihr Zimmer.«
    Weiteres Ruckeln. Wir hatten mein Zimmer fast erreicht, als ich um mich zu schlagen begann.
    »Bei den Göttern!«, stieß Borund hervor.
    Erick schob jemanden aus dem Weg und warf mich auf mein Bett. »Haltet sie, verdammt! Sie wird sich noch selbst verletzen!«
    Hände umklammerten meine Schultern, ein Körper drückte auf meine Brust. Weitere Hände erfassten meine Beine.
    »Bei den Göttern, ist sie stark«, murmelte Borund. Ein Bein entriss sich ihm. Mein Knie prallte gegen etwas Weiches, Fleischiges, und ich hörte Borund fluchen: »Mist!« Dann packte er mein Bein wieder.
    Als Lizbeth zurückkehrte, vernahm ich, wie sie scharf die Luft einsog. Dann folgten rasche Bewegungen. Gleich darauf schlug ich wild um mich, während mir jemand ein heißes Tuch auf die Stirn drückte und mir Wasser die Haare durchtränkte.
    »Sie schwitzt einen ganzen Bach aus«, sagte Lizbeth.
    Erick ächzte nur.
    Ich spürte, wie die Krämpfe verebbten, wie meine Kraft mich verließ.
    »Ich glaube, vorerst hat es aufgehört«, murmelte Erick und nahm vorsichtig das Gewicht seines Körpers von mir.
    Ich begann zu schluchzen. Heiße, salzige Tränen rannen mir über die Wagen, während meine Brust sich qualvoll und ruckartig hob und senkte. Ich versuchte zu sprechen, doch die Kraft floss zu schnell aus mir heraus.
    »Pssst«, flüsterte Lizbeth. Ihre Stimme hörte sich nah an, ihr Atem kitzelte mich am Ohr. »Pssst, du bist jetzt in Sicherheit.«
    Tiefe Erschöpfung überkam mich. Ehe sie mich gänzlich überwältigte, hörte ich noch, wie Erick sagte: »Es ist noch nicht vorbei.«
    Und das stimmte. Wie zuvor am Siel ritt ich über die Wellen der Krämpfe und Müdigkeit. Dazwischen erwachte ich und konnte leise etwas hören. Doch die Schmerzen waren zu stark. Ich schlug die Augen nicht auf, lauschte nur.
    »… um alles in der Welt, was ist geschehen?« Borunds aufgebrachte Stimme.
    »Es war ein Hinterhalt«, gab Erick barsch zurück. »Sie haben sie erwartet!«
    »Wer?«
    »Einen nannte sie Criss.«
    »Criss? Aber sie sollte doch Alendor folgen!«
    Erick grunzte. »Er hat es gewusst. Er muss sie in die Gasse geführt haben, in der Criss auf sie gewartet hat.«
    Schweigen. Dann sagte Borund. »Criss ist Alendors jüngster Sohn. Vielleicht ist Alendor wagemutiger, als ich dachte. Oder verzweifelter.«
    »Sie wäre tot, wenn ich nicht eingegriffen hätte.«
    Jemand anders betrat das Zimmer. »Meister Borund, das Feuer hat sich durch das Lagerhausviertel ausgebreitet und den Kai erreicht. Alle Schiffe haben abgelegt und treiben im Hafen, aber wegen der Sperre kann keines lossegeln.«
    Borund

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