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DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Schritte weiter stieß ich auf die Frau.
    Sie lag in verrenkter Haltung auf dem Rücken, die Beine abgewinkelt. Einen Arm hatte sie von sich gestreckt, der andere ruhte dicht an ihrer Seite. Ihr Kopftuch war verrutscht, und Strähnen ihres Haares ergossen sich über den Steinboden. Ihr Kopf, leicht seitwärts geneigt, lag im Rinnsal des verdreckten Wassers.
    Ich kauerte mich an die Wand, starrte prüfend in die Dunkelheit vor mir und lauschte, doch da war nur das Geräusch tropfenden Wassers und der Geruch feuchten Schimmels.
    Ich wandte mich wieder der Frau zu, schlich an ihrem ausgestreckten Arm vorbei und kniete mich hin.
    Ein dunkles Band aus Blut umgab ihren Hals. Ihre offenen Augen starrten blicklos an mir vorbei in die Düsternis der Gasse. Ihre Lippen waren zu einem stummen Schrei verzogen.
    Abermals betrachtete ich die Linie aus Blut, das aus der feucht schimmernden, tief eingeschnittenen Wunde quoll, welche sich quer über ihren Hals hinzog. Ich beugte mich vor …
    Und sah, wie sich eine dünne Schnur vor mein Gesicht herabsenkte.
    Sofort riss ich den Dolch hoch, doch es war zu spät. Ich hörte ein kehliges, angestrengtes Grunzen, als ein Mann die Schnur in meinem Nacken überkreuzte und festzog. Die Schnur erfasste die Dolchklinge und presste sie mit der flachen Seite gegen meinen Hals.
    Dann beugte der Mann sich nach hinten, stieß mir das Knie ins Rückgrat und drückte zu.
    Mein Körper bäumte sich vor; die Schlinge spannte sich noch straffer um meinen Hals. Mein Kopf kippte nach hinten und gegen die Schulter des Mannes, sodass seine bärtige Wange an der meinen zu liegen kam. Ich spürte seinen Atem heiß auf der Brust. Er stank nach Bier, Fisch und Öl.
    »Ein bisschen jung und dürr für meinen Geschmack«, keuchte er und zog die Schnur mit einem Ruck fester, »aber wir nehmen, was die Regentin uns an Gaben beschert, nicht wahr?«
    Der beißende Frost kehrte wieder, von der Kehle bis tief in meine Brust. Ich schmeckte die Luft aus der Nacht des Feuers vor drei Jahren und fühlte die Flammen kalt und tief in mir. Gequält und schmerzvoll rang ich nach Atem.
    Ich bekam keine Luft mehr.
    Ich warf mich nach vorn, spürte, wie die Schnur sich tiefer grub, spürte mein warmes Blut, als sie in meine Haut schnitt. Das Keuchen des Mannes rasselte in meinem Ohr. Ich ruckte zur Seite, doch die Schnur fraß sich nur umso tiefer ins Fleisch. Dann bündelte das Grau der Welt sich mehr und mehr, bis ich nur noch die Schnur spürte. Während meine Lungen verzweifelt nach Luft schrien, wütete das erstickende Feuer immer heftiger in meiner Brust. Das kalte Metall des Dolchs drückte schmerzhaft gegen meinen Hals. Mit der rechten Hand hielt ich immer noch das Heft umklammert wie in einem Todesgriff.
    Als das Feuer in meiner Brust sich sengend ausbreitete und kribbelnde Hitze in meine Arme und bis tief in meine Eingeweide entsandte, drehte ich mit letzter Kraft den Dolch. Die Schneide grub sich in meine Haut, zog vom Ansatz meines Kiefers bis zum Schlüsselbein einen lotrechten Schnitt, der schmerzte wie tausend Nadelstiche. Ich wand mich hin und her und drückte den Dolch nach außen, während der Mann mir ins Ohr ächzte. Sein stinkender Atem zischte, Speichel sprühte von seinen Lippen auf meinen Hals, und seine Zähne mahlten und knirschten. Ich drohte, den letzten Halt in der Welt zu verlieren. Das Grau geriet in Bewegung, schrumpfte zu einem hohlenKreis, dann zu einem Punkt. Sengendes Feuer füllte meine Eingeweide, sickerte in meine Oberschenkel und meine Beine hinunter. Tausend Nadelstiche bewegten sich auf meine Knie zu und breiteten sich durch meine Schultern in die Arme aus. Und die Schlinge zog sich immer noch fester. Meine Brust hob und senkte sich krampfhaft …
    Dann durchtrennte der Dolch die Schnur.
    Der Mann stieß einen überraschten Laut aus, als seine Hände auseinanderflogen. Das in mein Rückgrat gepresste Knie trieb mich nach vorn, sodass ich lang ausgestreckt auf der toten Frau landete. Der Mann taumelte rücklings gegen die Gassenmauer.
    Ich schnappte so gierig nach Luft, dass es sich wie ein zittriger Schrei anhörte.
    Ich rappelte mich auf, trat dabei auf den Arm der Frau und spürte, wie er unter meinem Fuß wegrollte – eine scheußliche, weiche, träge Bewegung. Ich taumelte nach vorn und prallte mit dem Gesicht gegen die Brust des Mannes.
    Er hatte sich bereits von der Wand abgestoßen und ragte über mir auf, die Züge eine Grimasse blanken Hasses. Seine Hände griffen nach mir. Die

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