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DIE ASSASSINE

DIE ASSASSINE

Titel: DIE ASSASSINE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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hörte ich jemanden lachen – ein stumpfes, leeres Geräusch.
    Wut flammte in mir auf, frostig und zugleich von Feuer durchzogen.
    Ich senkte den Kopf, spuckte Blut auf das regennasse Kopfsteinpflaster der Gasse …
    … und spürte, wie ich in den Fluss glitt. Mühelos, geschmeidig. Wie ein Messer in Fleisch.
    Und ohne Schmerzen. Ohne stechende Kopfschmerzen. Ohne Übelkeit.
    Beinahe hätte ich vor Freude aufgeschrien. Hoffnung und Erleichterung erfassten mich, doch ich drängte beides zurück.
    »Mach schon, Criss«, sagte jemand. Es war der zweite Mann. Der Kerl, der mich geschlagen hatte. »Nimm dir, was sie da bei sich hatte, und lass uns abhauen! Hier ist es nicht sicher.«
    »Halt’s Maul. Hier ist es vollkommen sicher. Niemand wird etwas sehen. Außerdem dauert es nicht lange.«
    Ich hob den Kopf. In der Gasse herrschte keine Dunkelheit mehr. Ich sah den roten Schemen, der Criss war, und einen weiteren roten Schemen: den zweiten Mann. Ansonsten wardie Gasse grau. Mit einem Ruck glitt ich tiefer, und das Grau bekam Konturen. Ich rutschte noch tiefer, bis ich die Kisten, das Kopfsteinpflaster und den prasselnden Regen sehen konnte. Auch die roten Schemen nahmen nun Gestalt an, bis ich die Mäntel, die Gürtel und die gezückten Dolche erkennen konnte. Ich sah das regennasse Haar der Männer und ihre nass glänzenden Gesichter.
    Criss bewegte sich vorwärts, den Dolch stoßbereit.
    Das Gesicht des zweiten Mannes war verkniffen. »Was soll das werden?«
    »Diesmal will ich mehr als nur die Beute.«
    Der zweite Mann packte Criss an der Schulter und brachte ihn zum Stehen. »Hast du sie nicht mehr alle?«
    Criss befreite sich mit einem Ruck aus dem Griff des zweiten Mannes. »Rühr mich nicht an!«
    Ich zog den Dolch unter meinem Hemd hervor.
    Criss wandte sich wieder mir zu. Ich sah, was er vorhatte, und erkannte mit Schrecken, wie es enden würde.
    Amenkor – das wahre Amenkor – war genau wie der Siel. Die Straßen mochten sauberer sein, aber die Menschen waren dieselben.
    »Nein«, sagte ich und hörte unter dem warnenden Tonfall meiner Stimme einen Hauch von Flehen. »Nein!«, wiederholte ich und schüttelte den Kopf. Diesmal klang es leiser, aber härter.
    Criss grinste und kam auf mich zu, den Dolch ausgestreckt, aber nicht, um zuzustechen. Er wollte mich bewegungsunfähig machen, aber nicht töten – zumindest jetzt noch nicht.
    Ich trat beiseite, gerade weit genug, um ihm auszuweichen, und schwenkte den Dolch in weitem Bogen am ausgestreckten Arm. Alles, was Erick mir in den Tiefen des Siels beigebracht hatte, ging mir mühelos von der Hand.
    Mein Dolch traf den Mann in der Nähe der Schulter und schlitzte ihm den Arm auf. Ich hörte, wie er scharf die Luft einsog, und sah, wie er in die Kiste stolperte.
    »Verflucht!«, rief der zweite Mann, eilte an Criss’ Seite und zog ihn grob auf die Beine. »Hör auf damit!«
    »Nein!«, zischte Criss, als er sich dem Griff des zweiten Mannes entwand und auf sein zerfetztes Hemd blickte, auf dem ein Blutfleck erschienen war.
    Dann hefteten seine Blicke sich auf mich. »Das kleine Miststück hat ein Messer!« Sein Gesicht zuckte vor Schmerz, als er nach oben griff und die Schnalle von seinem Mantel abriss, um beide Arme frei zu haben.
    »Bei den Göttern, Criss!«, zischte der zweite Mann, der noch an der Kiste hinter ihm lehnte.
    Criss schenkte ihm keine Beachtung. Mit entschlossenem Blick rückte er in meine Richtung vor, wobei er in kurzen Stößen durch die Nase atmete.
    Dann stürzte er los.
    Ich wich abermals zur Seite, stach zu und traf ihn hoch am Rücken. Blitzschnell ließ ich die Klinge über seine Schultermuskeln gleiten, doch der Schnitt war nicht tief. Criss grunzte, wirbelte herum und schwang dabei seinen Dolch in Höhe meines Bauchs, doch ich war bereits zurückgesprungen und außer Reichweite. Er änderte die Taktik und versuchte es mit Aufwärtsstößen. Ich beugte mich zurück und spürte, wie seine Klinge an meinem Hals vorbeizischte, wobei sie mir eine Haarsträhne abtrennte, doch ich hatte die eigene Waffe bereits erhoben und schnitt ihm ins Gesicht, zog ihm die Klinge über die Wange. Doch Criss drängte weiter vor, ohne innezuhalten oder nach Luft zu schnappen. Er zwang mich zurück. Ich taumelte nach hinten und wankte zur Seite. Er setzte nach, machte unerbittlich Druck.
    Plötzlich spürte ich den zweiten Mann im Rücken, spürte es wie eine Unterströmung, spürte seinen Dolch, schmeckte den Stahl …
    Ich fuhr herum, duckte mich

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