Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
Zweifel verraten.
"Der Assassine Todeshand möchte den Gildenmeister sprechen, um sich offiziell aus seiner Ruhezeit zurückzumelden", sprach er schließlich, wobei er blinzelnd die Augen öffnete, um sich an die vorherrschenden Lichtverhältnisse zu gewöhnen. "Ich trage keine Waffe außer mir selbst und lasse dies gerne prüfen."
Die Assassine, die in der heutigen Nacht für die Bewachung des geheimen Zugangs zuständig war, rieb sich währenddessen ihr schmerzendes Handgelenk und steckte ihren Dolch weg.
"Wenn du nicht irgendwann einmal tot enden willst, solltest du solche Scherze in Zukunft unterlassen, Bruder", sprach sie mit zischender Stimme, während sie Todeshand intensiv nach Waffen durchsuchte.
Bei seinem Gemächt drückte sie absichtlich besonders fest zu, um sich für ihre verdrehte Hand zu revanchieren.
"Das da unten ist keine Waffe", scherzte der Assassine mit schmerzverzerrtem Gesicht. "Jedenfalls nicht im wörtlichen Sinn."
"Ihr Männer seid doch alle gleich! Warte hier!"
Mit diesen Worten und einem schmerzhaften Schlag zwischen die Beine ihres Gegenübers – Todeshand sank dadurch ein wenig in die Knie, konnte ein Stöhnen aber gerade noch unterdrücken – verließ die Wächterin den Raum. Als sie eine ungewöhnlich lange Zeit später zurückkehrte, waren die Schmerzen des Assassinen immerhin verebbt.
"Der Gildenmeister ist bereit, dich zu empfangen. Da du bezüglich deiner Bewaffnung die Wahrheit gesprochen hast, darfst du die Heiligen Hallen des Todes betreten."
Noch während sie ihm den Weg freigab, trat Todeshand bereits an ihr vorbei und gab ihr einen leichten Klaps auf ihr Gesäß. Danach rannte er schnell in den Tunnelgang hinein, konnte ihrem Stoß gegen seinen Rücken allerdings nicht schnell genug entkommen. Daher stolperte er einige Schritte nach vorne, ehe er sein Gleichgewicht wiederfand und den Rest des Tunnelgangs gehend zurücklegte.
Weshalb er all diese Dummheiten soeben begangen hatte, konnte er selbst nicht genau sagen. Er hatte sich niemals zuvor einem der Wächter des Eingangs zur Gildenhalle widersetzt – nicht einmal so spaßhaft wie gerade eben.
Wahrscheinlich wollte ich mich unterbewusst von dem ablenken, was jetzt unaufhaltsam auf mich zukommt
, erklärte er sich sein Verhalten kurzerhand selbst und trat nach einem letzten tiefen Atemzug vor die nachtschwarze Gestalt des Gildenmeisters, wo er sofort niederkniete.
"Wie mir gesagt wurde, möchtest du dich mit diesem unangekündigten Besuch in der Gilde zurückmelden, mein Sohn", sprach der Mann in seiner weiten Robe, deren Kapuze sein Gesicht vollkommen versteckte. "Hier bin ich, um deine Rückkehr zu bestätigen."
"Ich grüße Euch, Großmeister des Todes", erwiderte Todeshand mit einem ergebenen Nicken. "Möge Euch der Vater unseres Handwerks ein langes Leben gewähren, ehe er Euch zu sich holt. Was den Grund für mein Kommen anbelangt, fürchte ich, dass meine Rückmeldung nur einen offiziellen Vorwand darstellt."
"Wie lautet dann dein inoffizieller Grund, mein Sohn?", fragte die tiefe Donnerstimme neugierig.
"Ich habe eine ungewöhnliche Bitte, Vater."
"Wenn das so weiter geht, wird die Erfüllung ungewöhnlicher Bitten wohl bald schon zu einer Routine für mich werden."
"Wie darf ich das verstehen, Vater?", wollte Todeshand verwirrt wissen. "Ich hatte doch …"
"Das hat rein gar nichts mit dir zu tun, mein Sohn. Du brauchst dir keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Wie kann ich dir helfen?"
"Es geht um meine Gildenschwester Todesklinge. Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie aus der Gilde ausgeschlossen wurde und nun als Abtrünnige gehandelt wird. Ich würde gerne die Wahrheit bezüglich dieser Gerüchte wissen."
"Das ist äußerst merkwürdig. Ich selbst habe von solchen Gerüchten bis jetzt nichts gehört. Aber wie dem auch sei! Es ist sehr wichtig, dass du die Wahrheit erfährst. Es ist durchaus richtig, dass deine wohl berühmteste Schwester aufgrund der ungeklärten Ermordung des Fürsten Pirag von Westgard für kurze Zeit aus unseren Reihen ausgeschlossen wurde. Was jedoch ganz und gar nicht der Wahrheit entspricht, ist, dass sie durch einen Gerichtsbeschluss zur Verräterin erklärt wurde. Ganz im Gegenteil wurde ihr sogar das Sonderrecht gewährt, sich weiterhin frei im Hoheitsgebiet der Gilde bewegen zu dürfen, um den tatsächlichen Mörder des Fürsten finden und damit ihre eigene Unschuld beweisen zu können. Nachdem sie das vollbracht und während ihres Ausschlusses die Auflagen
Weitere Kostenlose Bücher