Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
Grundstücks zu rennen, wohin Todesklinge ihm kritiklos folgte. Unterhalb des besagten Balkons ließ er die Assassine auf seine ineinander gefalteten Handflächen steigen und katapultierte sie mit einem kräftigen Ruck nach oben. Er selbst nahm drei Schritte Anlauf, rannte an der Wand hoch und ergriff mit seinen Händen das untere Ende des metallenen Balkongeländers. An ihm zog er sich nach oben und legte sich – diesmal neben seiner Gildenschwester – flach auf den kalten Fliesen ab, da er die Stimmen der Soldaten einer weiteren Patrouille näherkommen hörte.
"Wo genau befindet sich der Junge?", wollte Todesklinge wissen, als die Stimmen unter ihnen verklungen waren.
"Laut Dynoran wird er im Kellergeschoss in einem ähnlichen Zellentrakt festgehalten wie in Falkenstadt. Falls wir keine Probleme mit der Tür dort drüben bekommen, dürfte es nach der Beschreibung meines Freundes nicht allzu weit von unserem jetzigen Standpunkt entfernt sein. Folge mir einfach!"
Todeshand erhob sich aus seiner liegenden Position und begab sich zu der Balkontür, deren Schloss im Gegensatz zu seinem letzten Besuch diesmal verschlossen war. Daher holte er schnell seine Dietriche hervor und machte sich daran, den Verschlussmechanismus zu entriegeln. Allerdings dauerte das länger, als er erwartet hätte, da es sich zu seiner Überraschung um ein ziemlich kompliziertes Schloss handelte. Hinzu kam, dass er zweimal unterbrechen und nahezu von vorne anfangen musste, weil immer wieder Patrouillen unter dem Balkon vorbeiliefen.
"Vielleicht solltest du das nächste Schloss mir überlassen", zog Todesklinge ihren Gefährten auf, als sie endlich im Inneren des Hauses waren. "So lange, wie du gebraucht hast, hätte ich nicht einmal mit verbundenen Augen und Ohren benötigt."
"Sehr witzig!", erwiderte Todeshand beleidigt. "Hoffentlich kommen wir noch einmal in eine solche Verlegenheit. Dann kann ich mich vielleicht mit einem Witz auf deine Kosten revanchieren."
Der Assassine setzte sich abermals in Bewegung und bedeutete seiner Begleiterin, ihm zu folgen. Da er sich bei seinem letzten Besuch auf dem Grundstück die Zeit genommen hatte, sich ein genaues Bild vom Gebäudeinneren zu machen, konnte er sich auf direktem Weg in den Zellentrakt begeben, wo er das Schloss der soliden Stahltür selbst mit seinen Dietrichen öffnete. Immerhin wusste er, dass jenes recht einfach gestrickt war, und wollte es Todesklinge daher nicht überlassen.
Das würde mir gerade noch fehlen, dass sie dann behauptet, den Beweis dafür gefunden zu haben, dass sie besser im Schlösserknacken ist.
"Warte bitte hier und halte Wache!", forderte er seine Gefährtin im Anschluss auf. "Der Junge muss sich in einer dieser Zellen befinden. Ich werde ihn schnell herausholen. Danach können wir von hier verschwinden."
"Aber …", wollte die Fürstin in der Assassine zu einem Widerspruch ansetzen.
Denn Altyra konnte es überhaupt nicht mehr erwarten, ihren kleinen Bruder endlich wiederzusehen und in die Arme zu schließen. Allerdings konnte sie das in ihrer Verkleidung nicht zugeben. Daher brach sie ihren Protest ab und schüttelte stattdessen nur den Kopf, als Todeshand sie fragend anstarrte.
"Ach, nichts!", fügte sie ihrer Geste hinzu. "Sei nur vorsichtig, dass sich dort drinnen nicht doch noch eine Falle befindet! Bis jetzt ging alles viel zu einfach."
"Ich weiß, was du meinst. Aber mache dir keine Sorgen! Ich werde aufpassen."
Der Assassine öffnete vorsichtig die solide Stahltür und spähte zunächst mit einem Auge in den dahinterliegenden Gang, obwohl er natürlich wusste, dass dort niemand sein würde. Allerdings wollte er vor Todesklinge den Anschein wahren, niemals zuvor an diesem Ort gewesen zu sein. Deshalb schritt er auch diesmal die einzelnen Kerker ab und blickte durch deren Sichtschlitze, anstatt sich sofort zu Tarsins Zelle zu begeben. Selbst deren Türschloss testete er noch einmal, bevor er seine Dietriche herausholte und sich dem Schließmechanismus widmete. Als das Schloss aufsprang und Todeshand die Tür aufschob, entdeckte er den Jungen, der mit Blick zur Wand, nacktem Oberkörper und blutigen Striemen auf seinem Rücken dalag und zitterte. Tarsin wandte sein Gesicht zur Eingangstür und fing trotz seiner offensichtlichen Schmerzen an zu strahlen.
"Ich wusste, dass du wiederkommen würdest!", rief er laut und sprang von seinem Bett auf. "Ich wusste es!"
"Ruhig, mein junger Freund!", zischte Todeshand ihm zu. "Oder willst du, dass man uns
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