Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
auf seine Frage aus.
"Ich verstehe. Wir werden uns zuerst noch ein wenig tiefer in die Berge hineinbegeben, wo wir das unüberschaubare Gelände nutzen, um die Grenzposten von Palderan und Terilon ungesehen hinter uns zu lassen. Hinter der Grenze werden wir dem Gebirge nach Westen folgen, bis wir Giltaro erreichen. Auf diese Weise können wir uns auch bei Tag fortbewegen, da die bewaldeten Berge uns den nötigen Schutz liefern werden. Genügt dir das für den Moment oder willst du auch gleich unsere Vorgehensweise für die Hauptstadt Terilons erfahren?"
"Nein, das genügt vorerst. Und diesen Weg ist Prinz Dynoran tatsächlich selbst gegangen, um den kleinen Bruder meiner Freundin Altyra zu finden?"
"Ja, allem Anschein nach ist er das. Dabei fällt mir ein, dass wir an den Grenzposten besonders wachsam sein müssen. Denn Dynoran gestand mir, dass er bei seiner Rückkehr aus Terilon entdeckt worden war und nur knapp hatte entkommen können. Die Grenzwächter werden also höchstwahrscheinlich den Befehl zu erhöhter Aufmerksamkeit haben."
Er nahm all diese Gefahren und Anstrengungen auf sich, nur um mir einen Gefallen zu tun
, dachte sich die Fürstin in der Assassine in dem Augenblick.
Gleichzeitig verwarf sie die Strafpredigt, die sie dem Prinzen von Palderan bei ihrer nächsten Begegnung eigentlich hatte erteilen wollen. Während sie sich danach wieder schweigend neben Todeshand in nördlicher Richtung bewegte, stieg auch ihr Respekt vor Dynorans Fähigkeiten, da das umliegende Gelände beim besten Willen nicht leicht zu bewältigen war – insbesondere wenn man ungesehen bleiben wollte.
"Wir haben unsere Grenzposten erreicht", teilte Todeshand ihr plötzlich mit, obwohl sie selbst noch überhaupt nichts sehen konnte.
Sie diskutierte deshalb allerdings nicht mit ihm, sondern legte sich genau wie der Assassine auf dem Bauch ab und kroch weiter voran. Dazu verrutschte sie ihren Gürtel ein Stück, damit ihr Schlangendolch sie nicht bei der Fortbewegung behindern würde. Sie glitten nahezu lautlos über den felsigen Boden, bis sie die Mauer erreichten, hinter der sich das Niemandsland anschloss. Nachdem eine der Patrouillen an ihnen vorbeigelaufen war, erhoben sich die beiden Assassinen und drückten sich schnell mit ihren Körpern gegen die hohe Mauer. Todeshand bedeutete seiner Gildenschwester, dass er als erster nach oben klettern würde, was diese mit einem simplen Nicken akzeptierte. Oben auf der Mauer angekommen legte er sich flach ab und senkte einen Arm zu Todesklinge hinab. Diese ergriff seine Hand und ließ sich nach oben ziehen, bis sie mit ihren eigenen Händen die Zinnen der Mauer greifen konnte. Ab dem Zeitpunkt ließ sie die helfende Hand los und zog sie sich das restliche Stück aus eigener Kraft hinauf. Nun war sie es, die ihrem Begleiter anzeigte, dass sie zuerst absteigen würde, was dieser wiederum mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.
Als sie beide kurz darauf wieder natürliches Felsgestein unter ihren Füßen spüren konnten, ließen sie sich erneut zu Boden sinken und bewegten sich kriechend von der einen Grenze weg und auf die andere zu.
"Das war der leichtere Teil der Grenzüberquerung", flüsterte Todeshand.
"Leichter könnte es wohl auch kaum werden, oder?", kommentierte Todesklinge spaßhaft, aber ebenso leise.
Die hell erleuchteten Grenzmauern Terilons, die einige Momente später in Sichtweite kamen, zerstörten ihr Lächeln allerdings unverzüglich.
"Was nun?", wollte sie von ihrem Begleiter wissen. "Daran können wir unmöglich ungesehen vorbeikommen."
"Ich habe keine Ahnung! Dynoran erwähnte das mit keinem einzigen Wort. Wahrscheinlich ist das die terilonische Antwort auf den unerlaubten Grenzübertritt, bei dem mein Freund entdeckt wurde."
"Warte einen Augenblick! Ich habe eine Idee."
Mit diesen Worten drehte sich die Assassine auf den Rücken und stieß einen perfekt imitierten Falkenruf aus. Für jeden, der nicht wie Todeshand genau neben ihr lag, klang dieser Schrei ununterscheidbar nach einem echten Falken. Gleich im Anschluss ertönte aus dem Himmel eine Antwort und Tylanos näherte sich seiner Herrin im Sturzflug.
"Wir brauchen deine Hilfe, mein Freund. Du musst für uns eine Stelle der Mauer dort drüben finden, die nicht so hell beleuchtet ist, an der aber auch nicht allzu viele Wachen sind. Würdest du das für mich tun?"
Der Falke bejahte diese Frage mit einem leisen Schrei und erhob sich von neuem in die Lüfte. Wenig später ertönte aus südlicher Richtung
Weitere Kostenlose Bücher