Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
Dynoran, der jüngere Sohn von König Malron, dem Gastgeber des heutigen Abends. Mit wem habe ich das Vergnügen?"
"Ich bin Fürstin Altyra von Falkenau", erwiderte die junge Fürstin kühl, während sie ihm ihre Hand entzog. "Und ob es ein Vergnügen wird, wage ich noch zu bezweifeln."
"Meine Schwester scheint Euch gegen mich voreingenommen gemacht … sagtest du gerade Altyra … Altyra von Falkenau? Du bist die kleine Tochter der von Falkenaus? Bei meiner Ehre, du bist in den letzten Jahren wahrhaft zu einer bezaubernden Schönheit herangewachsen. Das letzte Mal, als ich dich sah, warst du noch ein kleines Mädchen. Möchtest du vielleicht …?"
"Nein, ich glaube nicht, dass ich möchte", unterbrach Altyra den Prinzen jetzt nicht mehr kühl, sondern eisig. "Und jetzt bin ich mir sicher, dass es kein Vergnügen ist. Denn erstens kann ich mich nicht daran erinnern, Euch jemals eine solch intime Anredeform gewährt zu haben. Und was meint Ihr bitteschön zweitens mit:
zu einer bezaubernden Schönheit herangewachsen
? Wollt Ihr etwa sagen, dass ich als Kind nicht hübsch war?"
"Ich bitte vielmals um Verzeihung, Fürstin!", versuchte Dynoran sofort, die Wogen mit einer Entschuldigung und einer Verbeugung zu glätten. "Ich hatte Euch nur als kleines Mädchen in Erinnerung und … Ihr habt Euch so stark verändert … nicht, dass Ihr vorher nicht hübsch wart … ganz im Gegenteil … und wegen der intimen Anrede … nun ja … auch das tut mir leid …"
An dieser Stelle unterbrach er sein Gestammel und blickte sein Gegenüber geradezu flehend an. Die Unterhaltung hatte nicht im Geringsten den Weg eingeschlagen, den er sich zu Beginn erhofft hatte.
"Eine Entschuldigung ist wohl das Mindeste, was ich für Eure Unverschämtheit von Euch erwarten kann."
"Würdet Ihr mir gestatten, meine beiden Fehltritte während eines Tanzes wiedergutzumachen?", startete Dynoran – gefasster als zuvor, aber immer noch relativ unsicher – einen Rettungsversuch.
"Nein, danke", machte Altyra seine Hoffnungen auf Erfolg zunichte. "Ich möchte jetzt nicht tanzen. Außerdem folge ich dem Grundsatz, niemals mit Männern zu tanzen, die nicht wissen, wie man sich einer jungen Dame gegenüber verhält."
"Dann verzeiht mir bitte, dass ich Eure Zeit so lange in Anspruch genommen habe! Schwester."
Mit diesen Worten und je einer Verbeugung für Altyra und Tylana wandte sich der Prinz von Palderan ab und verschwand schnellen Schrittes in der Menge.
"Was studierte dein werter Bruder in unserem Nachbarkönigreich?", wollte Altyra von Tylana wissen, als Dynoran außer Sicht war. "Höfliche Umgangsformen waren sicher nicht dabei, oder?"
"Nein, das wohl nicht. Er erlernte die Kunst des Krieges, wie er selbst es bezeichnet. Aber meinst du nicht, dass du ein bisschen zu hart mit ihm umgesprungen bist?"
"Weshalb? Hast du nicht selbst gesagt, dass er zu hochnäsig ist? Ich glaube, dass ihm ein solcher Dämpfer ganz gut tut. Beim nächsten Mal, wenn er sich mit mir unterhält, wird er jedenfalls sehr genau auf seine Wortwahl achten. Da bin ich mir sicher."
"Falls er jemals wieder den Mut aufbringt, dir gegenüberzutreten", antwortete Tylana scherzhaft. "Denn ich glaube trotz allem, dass du ein wenig zu hart mit ihm ins Gericht gegangen bist."
"Du hast recht", gab die Fürstin von Falkenau schließlich zu. "Das ist alles die Schuld dieses verfluchten Pirag von Westgard. Dank diesem Holzkopf vergesse ich meine höflichen Umgangsformen und genieße es beinahe schon, andere Menschen mit Worten zu peinigen. Aber zurück zum Thema: Falls Dynoran kein zweites Mal den Mut aufbringen sollte, mir gegenüberzutreten und mit mir zu reden, werde ich auch nicht gleich sterben. Ich habe genügend andere Verehrer."
"Jetzt wirst
du
ein wenig eingebildet, liebste Freundin!"
"Nein, das ist die reine Wahrheit. Wenn du wüsstest, wie viele Heiratsanträge ich schon ablehnen musste, würdest du mir eine solche Gemeinheit nicht vorwerfen."
"Und weshalb lehnst du sämtliche Anträge ab?", fragte Tylana mit der für sie typischen Neugierde in der Stimme.
"Weil ich nicht irgendeinen dahergelaufenen Idioten zu meinem Gemahl nehmen will. Ich warte auf den richtigen Idioten."
"Das klingt plausibel. Nach einer solchen Aussage muss ich dir aber fast schon unterstellen, dass du sämtliche Männer dieser Welt für Idioten hältst."
"Sind sie das etwa nicht?", fragte Altyra scherzhaft, schüttelte aber zeitgleich den Kopf, als ob sie sich ihre Frage damit selbst beantworten
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