Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
er sich seiner Schwester in die Arme warf, "habe ich scheinbar nicht richtig zugehört."
"Du bist unmöglich", schalt die junge Fürstin ihn und zerzauste ihm die Haare. "Komm mit nach drinnen! Dann kann ich mich um Schneeflocke kümmern und dir gleichzeitig alles erzählen, was du wissen willst."
Im Stall nahm sie ihrer Stute zuerst das Zaumzeug und den Sattel ab, bevor sie damit begann, das Fell des Tieres zu striegeln und zu bürsten.
"Was ist alles passiert auf deiner Reise?", wollte Tarsin unterdessen wissen.
"Soll ich dir alles der Reihe nach erzählen oder willst du nur die wichtigsten Ereignisse hören?"
"Erzähle mir bitte alles."
Also begann Altyra, ihrem kleinen Bruder absolut alles seit ihrem Aufbruch von Burg Falkenstein zu erzählen, wobei sie besonders ausführlich auf das Gespräch mit Prinz Dynoran von Palderan und den schrecklichen Besuch bei Fürstin Maril von Vierwasser einging. Vom Drachenpalast selbst, den Tarsin bis jetzt niemals mit eigenen Augen gesehen hatte, erzählte sie nicht allzu viel, da sie dessen Aussehen bereits in früheren Erzählungen detailliert beschrieben hatte. Und die Tatsache, dass sie auf dem Ball
ein bisschen
zu viel Wein getrunken hatte, verschleierte sie geschickt.
"Im Übrigen soll ich dir von Hauptmann Selomas ausrichten, dass du ihm und seinen Männern keine Rechnung zu stellen brauchst", beendete die junge Fürstin schließlich ihre Erzählung. "Woher kommt eigentlich dein gutes Verhältnis zu dem Krieger?"
"Selomas ist der Hauptverantwortliche für mein Schwertkampftraining", entgegnete Tarsin lachend. "Daher sehe ich ihn beinahe so oft wie dich."
"Ich verstehe. Du kennst jetzt sämtliche Neuigkeiten und Schneeflocke ist vorerst versorgt. Ich werde mich eine Weile in meine Gemächer begeben und für mein eigenes Wohl sorgen."
"Warte einen Augenblick, Schwesterchen!", bat Tarsin, wobei er Altyra an einem ihrer Ärmel festhielt, als sie gerade den Stall verlassen wollte. "Ich muss dir noch etwas sagen oder dich vielmehr warnen. Während du unterwegs warst, ist Pirag auf Burg Falkenau angekommen. Und wie du dir sicher vorstellen kannst, war er unendlich zornig darüber, dass weder ein Triumphzug noch ein Bankett noch sonst irgendetwas zu seinen Ehren vorbereitet war."
"Das war uns doch bereits vor meinem Aufbruch nach Dangverun klar."
"Nur, dass du vermutet hast, seine schlechte Laune würde sich bis zu deiner Rückkehr gebessert haben. In der Hinsicht hast du dich allerdings mehr als nur ein wenig getäuscht. Denn statt abzukühlen, scheint seine Wut mit jedem vergehenden Tag feuriger zu brennen. Er hätte mich einmal sogar beinahe verprügelt, als ich etwas Falsches zu ihm gesagt habe."
"Hat er dir in irgendeiner Weise wehgetan?", fragte Altyra mit einem Mal eiskalt.
"Nein, Schwesterchen, er hat mich nicht geschlagen … nur gegen die nächste Wand geschubst und mir befohlen, dass ich ihm aus den Augen gehen soll."
"Das ist zu viel!", zischte Altyra mit eiskaltem Zorn. "Damit hat er nicht nur den Bogen meiner Geduld mit ihm endgültig zerbrochen, sondern auch den dazugehörigen Pfeil. Ich werde ihn aus Falkenau verbannen – ganz egal was König Malron oder irgendjemand sonst darüber denkt."
"Höre mir doch zu, große Schwester!", bat Tarsin beinahe flehend. "Pirags ungebändigte Wut ist ganz allein gegen dich gerichtet. Einmal war er kurz davor, dir nach Dangverun zu folgen und dich an deinen Haaren zurück nach Burg Falkenau zu schleifen – jedenfalls waren das seine Worte. Wenn du ihm alleine gegenübertrittst, weiß ich nicht, was er mit dir anstellen wird."
"Lass das meine Sorge sein, Tarsin!", entgegnete die junge Fürstin weiterhin eisig. "Deine große Schwester weiß sich sehr wohl zu verteidigen. Ich möchte, dass du dich sofort alleine in deine Gemächer begibst und dich dort einschließt. Und du wirst absolut niemandem außer mir öffnen! Hast du verstanden?"
"Aber Schwester …!"
"Keine Widerrede, Tarsin! Pirag wird uns noch heute verlassen, aber dich wird er mir nicht wegnehmen. Also tu, was ich dir gesagt habe!"
"In Ordnung", sprach der junge Fürst resignierend und verließ den Stall ohne weiteren Protest.
Heute ist der Tag gekommen, Pirag
, dachte Altyra für sich.
Heute werde ich dich aus Tarsins und meinem Leben entfernen. Du hast uns lange genug Probleme bereitet.
Während dieser Gedanken schritt sie zielstrebig und ohne jegliche Furcht in Richtung des Thronsaals, da sie sich absolut sicher war, dass ihr verhasster
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