Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
Stiefvater sich eben dort aufhalten würde. Auf dem nicht gerade kurzen Weg dorthin legte sie sich sämtliche Anschuldigungen zurecht, die sie gegen ihn vorbringen wollte, und ein paar höchst undamenhafte Flüche, die sie ihm an den Kopf zu werfen gedachte. Sie freute sich regelrecht auf dieses Zusammentreffen mit Fürst Pirag von Westgard, welches in ihrem Kopf das letzte für den Rest ihres Lebens werden sollte.
"Lasst mich vorbei!", befahl sie den Wächtern des Thronsaals in ihrem fürstlichen Befehlston, als sie schließlich vor dem Sitz der Rechtsprechung von Falkenau angekommen war. "Und sorgt dafür, dass in nächster Zeit niemand durch diese Tür kommt!"
"Aber, Herrin", setzte einer der beiden Krieger zu einem Einwand an, "seid Ihr Euch sicher …?"
"Seit wann steht es einem Wachsoldaten zu, die Entscheidungen seiner Fürstin in Frage zu stellen?", fuhr Altyra ihn so scharfzüngig an, dass er zwei Schritte vor ihr zurückwich.
"Verzeiht mir bitte, Herrin!", äußerte der Krieger während einer tiefen Verbeugung unterwürfig. "Ich habe mich vergessen."
Danach gab er den Weg für die Fürstin von Falkenau frei und öffnete ihr einen Flügel der Tür zum Thronsaal. Altyra betrat unverzüglich und noch immer von eisigem Zorn erfüllt den dahinter liegenden Raum, wonach die Tür gleich wieder geschlossen wurde.
"Wir müssen reden, Pirag!", sagte sie hasserfüllt, noch bevor sie ihren Stiefvater wirklich zu Gesicht bekommen hatte.
"DU!", donnerte dessen Stimme sogleich von einem Fenster auf der rechten Seite des Saals. "Du wagst es, mir so einfach unter die Augen zu treten, verzogenes Gör?"
"Weshalb sollte ich nicht hierher in den Thronsaal kommen? Ich bin immerhin ich die Herrscherin dieses Fürstentums, falls du das vergessen haben solltest."
"Du hast wirklich Nerven, Weib! Erst lässt du mich hier trotz meiner Vorankündigung ohne irgendeinen standesgemäßen Empfang einreiten. Und dann sprichst du auch noch in einem solchen Ton mit mir."
"Pass auf deine Worte auf Pirag! Ich muss mich sicher nicht von dir beleidigen lassen – schon gar nicht in meinem eigenen Heim. Oder kannst du dich wieder einmal nicht mehr selbst kontrollieren, alter Säufer? Als Fürstin habe ich wichtigere Dinge zu tun, als dir deine idiotischen und selbstherrlichen Wünsche zu erfüllen. Merke dir das gefälligst!"
"Das genügt!", schrie der Krieger wutentbrannt und bewegte sich zunächst langsam auf Altyra zu. "Das muss ich mir von so einem dummen Ding wie dir nicht bieten lassen. Immerhin bin ich es, der deine westlichen Grenzen vor den Barbaren aus Terilon verteidigt, sodass du dich in Frieden hübsch machen und auf irgendwelche Bälle des feinen Adels gehen kannst."
"Falls du auch das in deinem Suff vergessen haben solltest: Eine königliche Einladung schlägt man nicht einfach aus. Und sich auf vornehmen Bällen zu zeigen, gehört genauso zu den fürstlichen Aufgaben wie die Sorge um das Wohl der Untertanen oder die Rechtsprechung."
"Du Miststück!", rief Pirag nun und warf sich seiner Stieftochter mit voller Wucht entgegen.
Die junge Fürstin hatte jedoch mit so etwas gerechnet und nutzte die Masse und den Schwung des Kriegers zu ihrem Vorteil, indem sie sich nach hinten abrollte und Pirag zeitgleich an dessen Ärmeln ergriff. Der Fuß, den sie zusätzlich gegen den Bauch ihres Angreifers stemmte, sorgte schließlich dafür, dass dieser in hohem Bogen über sie hinweg flog und unsanft auf dem Rücken landete. Sie hingegen kam unmittelbar nach ihrer Aktion wieder elegant auf die Beine.
"Wie …?", wollte Pirag wissen, während er sich stöhnend aufrichtete. "Das wirst du mir büßen."
Bei seinem nächsten Angriff wechselte Altyra ihre Taktik, indem sie unter seinen Beinen hindurch rutschte und ihm aus derselben Bewegung heraus so kräftig in den Hintern trat, dass der Krieger mit den Händen rudernd weiter nach vorne taumelte. Diesen instabilen Moment nutzte die junge Fürstin aus, um ihrem Gegner die Beine wegzufegen, sodass er diesmal hart mit dem Bauch auf dem Marmorboden aufschlug. Altyra kniete sich unmittelbar im Anschluss auf Pirags Rücken und verdrehte ihm den Arm schmerzhaft auf dem Rücken.
"Jetzt wirst du
mir
zuhören, betrunkener alter Narr!", sprach sie laut und deutlich. "Ich verbanne dich mit sofortiger Wirkung aus Falkenau. Du wirst noch heute deine persönlichen Sachen packen und aus meiner Burg verschwinden. Sämtliche Krieger meines Fürstentums werden dich jagen und töten, falls du die Grenzen
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