Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
schnellen Schrittes zur Brüstung des steinernen Anbaus begab und sich daranmachte, über diese nach unten zu klettern.
"Hört Ihr mich nicht, mein Herr?", sprach der Diener als nächstes, während er mit einer entzündeten Laterne die Gemächer seines Herrn betrat.
Wieso sperrt dieser Narr nicht einmal seine Gemächer ab, wenn er schläft?
, fragte sich Todeshand wütend, als der Laternenschein ihn erfasste.
Er löste sicherheitshalber seine Hände vom Balkongeländer und ließ sich in die Tiefe fallen. Er glaubte zwar nicht, dass der Diener ihn gesehen hatte, gab aber dennoch keinen Laut von sich und versuchte, so leise wie möglich zu landen. Dabei störte ihn jedoch eine Unebenheit im Boden, welche ihn mit dem rechten Fußgelenk schmerzhaft umknicken ließ. Das wiederum hätte ihm beinahe einen Schrei entlockt, wenn er sich nicht im letzten Moment und mit eiserner Disziplin beherrscht und den Schrei zu einem leisen Stöhnen abgeschwächt hätte. Nachdem er sein Fußgelenk kurz überprüft und festgestellt hatte, dass weder irgendetwas gebrochen noch gerissen war, stand er mit zusammengebissenen Zähnen auf und humpelte so schnell wie möglich in Richtung der Schutzmauer des Grundstücks.
"ALARM! Der Herr des Hauses ist tot!"
Trotz jenes unüberhörbaren Warnrufs für die Wächter erreichte Todeshand die Mauer glücklicherweise ohne irgendwelche Zwischenfälle. Diese mit seinem verletzten Fuß zu überklettern, gestaltete sich allerdings schwieriger, als der Assassine es erwartet hatte. Hinzu kam, dass er auf der anderen Seite nicht einfach hinunterspringen konnte, sondern dort ebenfalls klettern musste. Denn den Fall aus einer solchen Höhe konnte er nicht mit nur einem Bein abfangen. Als er das Anwesen seines Opfers verlassen und wieder festen Boden unter beiden Füßen hatte, legte sich im Kopf des Assassinen im übertragenen Sinn ein Schalter um, was ihn in seinem Denken wieder zum Prinzen von Palderan werden ließ.
Jetzt nur noch nach Hause
, dachte sich Dynoran und humpelte in der Dunkelheit der Nacht zurück zum Drachenpalast.
Pirag von Westgard
Altyras Rückkehr nach Burg Falkenau war genau wie ihre Reise nach Dangverun zuvor völlig ereignislos verlaufen. Diesmal war die junge Fürstin allerdings dankbar dafür, da sie die Nachwirkungen des königlichen Balls und vor allem des Alkohols noch immer in ihrem Körper spüren konnte. Ihr Magen rebellierte zwar nicht mehr und auch ihre Kopfschmerzen waren verflogen, nachdem sie ihre Reise in Hohenwacht für eine Nacht unterbrochen und sich richtig ausgeschlafen hatte. Allerdings fühlte sie sich noch immer matt und ausgelaugt – unter anderem da sie seit Hohenwacht wieder auf ihrer Stute Schneeflocke geritten war.
In diesem Moment ritt sie mit ihrer fürstlichen Kriegereskorte – jene umfasste mittlerweile wieder zwanzig bewaffnete Reiter – die letzte Anhöhe zu ihrer Burg hinauf, wo vier Wachposten, welche vor der heruntergelassenen Zugbrücke standen, vor ihr und dem Hauptmann ihrer Eskorte salutierten.
Sie nickte den Soldaten im Vorbeireiten wortlos zu und wandte sich anschließend an den Hauptmann ihrer Begleiter: "Ich danke Euch dafür, dass Ihr mich sicher nach Dangverun und zurück gebracht habt, Hauptmann Selomas. Ihr und Eure Männer dürft Euch ab sofort wieder Euren eigentlichen Pflichten widmen. Auf dem Weg zu den fürstlichen Stallungen werde ich Euren Schutz nicht mehr benötigen."
"Ganz wie Ihr wünscht, Herrin", erwiderte der angesprochene Krieger mit einem Nicken. "Es war mir eine Ehre, Euch begleiten zu dürfen. Falls Ihr Euren Bruder vor mir sehen solltet, würdet Ihr ihm dann bitte ausrichten, dass er niemandem eine Rechnung zu stellen braucht?"
"Das werde ich, Hauptmann", erwiderte Altyra lächelnd, nachdem sie die Bedeutung seiner Worte verstanden hatte.
Danach lenkte sie Schneeflocke in Richtung der fürstlichen Stallungen, wobei sie die Stute ihr eigenes Tempo wählen ließ.
"Wie war es im Drachenpalast, Schwesterchen?", ertönte Tarsins Stimme hinter ihr, als sie gerade von ihrem Pferd abgestiegen war und es in seinen Stall führen wollte.
"Tarsin!", rief Altyra während eines schreckhaften Zuckens und öffnete anschließend die Arme für ihren kleinen Bruder. "Du hast mich gerade ziemlich erschreckt, weißt du das? Hat dir noch niemand beigebracht, dass man sich an eine junge Dame nicht heranschleicht?"
"Falls mir das irgendeiner meiner Lehrer irgendwann einmal gesagt haben sollte", antwortete der Junge, während
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