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Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)

Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)

Titel: Die Assassinen-Prinzessin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tary Ramon
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Halterungen an der Wand hingen. Im Zentrum des Raums saß auf einem schlichten, nachtschwarzen Holzstuhl ein Mann in einer ebenso schwarzen Robe, deren Kapuze das Gesicht des Mannes vollkommen versteckte.
    "Du wolltest mich sehen, mein Sohn", sprach der Mann ihn im nächsten Augenblick mit einer Stimme wie tiefes, fernes Donnergrollen an, "hier bin ich. Ich erteile dir hiermit die Erlaubnis, dein Anliegen vorzubringen."
    "Ich grüße Euch, Großmeister des Todes", entgegnete Dynoran der sitzenden Gestalt, während er vor ihr auf die Knie fiel. "Möge Euch der Vater unseres Handwerks ein langes Leben gewähren, ehe er Euch zu sich holt."
    "Erhebe dich wieder, Todeshand", ertönte das Donnergrollen ein zweites Mal.
    Der Prinz von Palderan folgte der Aufforderung und trug gleich im Anschluss sein Anliegen vor: "Mein Tagesleben verlangt von mir, Palderans Hauptstadt ohne Aufschub und für ungewisse Zeit zu verlassen. Und an meinem Zielort werde ich nicht die Möglichkeit haben, dem Handwerk der Nacht nachzugehen. Daher möchte ich Euch bitten, mich bis zu meiner Rückkehr von meinen Pflichten zu entbinden und meine derzeitigen Aufträge an andere erfahrene Brüder oder Schwestern weiterzuleiten."
    "Bis auf einen einzigen Auftrag kann ich dir deine Bitte ohne weiteres gewähren. Dieser eine verlangt meines Wissens jedoch ausdrücklich, dass du dich höchstpersönlich darum kümmerst."
    "Dessen bin ich mir bewusst, Großmeister. Falls Ihr keine andere Lösung wisst, werde ich diesen einen vorziehen und noch in der heutigen Nacht erfüllen. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht."
    "Es gibt keine andere Lösung, mein Sohn", erklärte die Donnerstimme Dynoran. "Wenn die Gilde bei einem Auftrag ausdrücklich einen bestimmten Assassinen zusichert, wird auch nur dieser den Auftrag ausführen. So lauten unsere Gesetze, wie du selbst weißt. Dass geplante Termine flexibel sein und verändert werden müssen, ist in manchen Fällen genauso unausweichlich wie der Tod selbst. Also gehe und erfülle deine Aufgabe, mein Sohn! Im Anschluss daran wirst du keine weiteren Aufträge erhalten, bis du dich bei mir persönlich zurückmeldest."
    "Ich danke Euch, Großmeister des Todes", antwortete Dynoran während einer tiefen Verbeugung, nach welcher der Großmeister der Assassinengilde bereits verschwunden war.
    Als der Prinz von Palderan daraufhin überrascht den Raum verließ, erloschen auch die Fackeln an der Wand und tauchten alles um ihn herum in vollkommene Dunkelheit. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als sich vorsichtig und tastend durch den runden Tunnel zurückzubegeben, bis sich seine Augen wieder einigermaßen an die Schwärze gewöhnt hatten. Auch der kleine Raum, in welchen die Geheimtür ihn zuvor geführt hatte, war jetzt leer.
    Was ist hier los?
, fragte sich Dynoran verwirrt.
Dieses plötzliche Verschwinden ist bis jetzt noch nie passiert, wenn ich hierhergekommen bin.
    Er überlegte sich einen Herzschlag lang, dem Ganzen nachzugehen, entschied sich allerdings genauso schnell dagegen. Er hatte in der heutigen Nacht etwas Anderes zu erledigen und wollte vor seiner Reise in das Fürstentum Falkenau zumindest ein paar Stunden Schlaf finden. Daher begab er sich schnellen und sicheren Schrittes durch das halb zusammengefallene Haus ins Freie und lief von dort auf demselben Weg zurück, den er auch auf seinem Hinweg genommen hatte. Ab diesem Zeitpunkt war er nicht mehr Prinz Dynoran von Palderan. Er war der Assassine, der von seinesgleichen Todeshand genannt wurde, weil er zur Ausführung seiner Aufträge niemals andere Waffen als seine eigenen Hände verwendete.
    Die Brücke, die über das Aquädukt aus dem Armenviertel hinausführte, überquerte er erneut auf deren Unterseite. Nach dem Bauwerk verließ er seinen ursprünglichen Weg allerdings und schlich an dem Wasserkanal entlang zum Viertel der wohlhabenden Händler.
    Dort angekommen wandte er sich zielsicher einem ganz bestimmten Anwesen zu, dessen umgebende Mauer er mit Leichtigkeit überkletterte. Von der Stelle, an der seine Füße den Garten des Grundstücks berührten, bewegte er sich im Schatten der Bäume geradlinig vorwärts und ließ sich auch von den Wachposten nicht von seinem Weg abbringen. An jene schlich er sich von hinten heran und schickte sie mit einem gezielten Schlag auf eine Stelle am Übergang zwischen Kopf und Genick in einen tiefen Schlaf. Falls irgendjemand vorbeikommen sollte, würden derjenige und auch der Bewusstlose selbst denken, der Mann

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