Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
hätte?"
"Dann bleibt weiterhin die Frage offen, ob es nur eine einzige Person auf dieser Welt gibt, die über eine solche Waffe verfügt, Prinz Dynoran", wich Altyra, die nicht nur endgültig am Ende ihrer Geduld, sondern auch am Ende ihrer Nerven angelangt war, einer direkten Antwort aus. "Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen würdet! Ich habe wichtigere Dinge zu tun, als mich mit Euch über Märchen zu unterhalten."
Ohne eine Erwiderung des Prinzen abzuwarten, setzte sie sich in Bewegung und begab sich zu ihrem kleinen Bruder auf den Schießplatz.
"Wo bleibst du denn solange, Schwesterchen?", wurde sie sogleich von Tarsin begrüßt. "Ich warte schon eine Ewigkeit auf dich. Ist alles in Ordnung mit dir?"
Vor dieser letzten Frage war ihm das blasse Gesicht seiner großen Schwester aufgefallen.
"Abgesehen von einer kleinen Magenverstimmung geht es mir gut", log die junge Fürstin, da sie Tarsin nicht ihre Sorgen aufbürden wollte. "Doch entschuldige bitte, dass ich dich habe warten lassen! Ich wurde leider aufgehalten."
"Kein Grund, mich um Entschuldigung zu bitten, Schwesterchen", entgegnete Tarsin grinsend, "solange du jetzt einfach länger mit mir übst – unter der Voraussetzung, dass es dir wirklich gut geht."
"Das grenzt beinahe schon an Erpressung, lieber Bruder. Aber gut, ich will mich nicht beschweren. Ich bin mit deiner Bedingung einverstanden. Und du brauchst dir um mich wirklich keine Sorgen zu machen. Hast du deine Wartezeit sinnvoll genutzt, indem du dich aufgewärmt hast?"
"Natürlich! Wir können auf der Stelle beginnen."
"Dann führe jetzt wie bei unserem letzten gemeinsamen Training jeweils fünf Probeschüsse auf das 25-Schritt-Ziel und das 50-Schritt-Ziel aus! Dabei musst du natürlich versuchen, den starken Wind zu berücksichtigen, der heute weht."
Nachdem ihr kleiner Bruder diese Aufgabe erfüllt und Altyra ihm anschließend erklärte hatte, in welcher Art und Weise Pfeilschüsse durch Mitwind, Gegenwind oder Seitenwind beeinflusst werden können, fasste die junge Fürstin in ihrem Kopf eine Entschluss.
Ich werde heute nach Tarsins Übungseinheit mit dem Bogen keine weiteren fürstlichen Aufgaben mehr erledigen. Alles, was ich noch tun werde, ist, meinem Ruf für die heutige Nacht nachzukommen.
Während dieser Überlegung fiel ihr zum ersten Mal das Problem auf, das sie sich selbst geschaffen hatte. Sie hatte ihre Freundin Tylana in ihren eigenen Gemächern einquartiert, was es ihr nahezu unmöglich machte, nachts unbemerkt davonzuschleichen.
Es sei denn, ich sorge dafür, dass meine liebe Tylana heute Nacht so tief und fest schläft, dass nicht einmal ein Erdbeben sie wecken würde.
Allein für diesen Gedanken hasste sich Altyra selbst. Doch ihr blieb keine andere Wahl. Sie hatte einen Ruf vom Großmeister höchstpersönlich erhalten und diesem musste sie Folge leisten – ob sie nun wollte oder nicht. Und weder ihre Furcht bezüglich des Grundes noch die Freundin in ihrem Schlafgemach würden daran etwas ändern.
*****
"Du bist schon zurück?", fragte Tylana erstaunt, als ihre beste Freundin bereits kurz nach Einbruch der Dunkelheit wieder in ihren Gemächern auftauchte.
"Ja, bin ich", antwortete diese mit gespielter Müdigkeit, während sie der Prinzessin von Palderan eine große Tasse mit heißem Tee reichte. "Aber nur, weil ich alle meine Termine außer Tarsins Übungseinheit im Bogenschießen für heute abgesagt habe."
"Geht es dir etwa nicht gut, liebste Altyra?", schlug Tylanas Erstaunen sogleich in Besorgnis um.
"Nein, mit mir ist alles in Ordnung – wenn man davon absieht, dass ich todmüde bin und heute einfach keinen Nerv mehr für das Empfangen von Bittstellern oder dergleichen hatte."
Die Prinzessin, die gerade in einem bequemen Sessel saß, die Beine hochgelegt hatte und eines der Bücher aus Altyras Regalen las, legte dieses beiseite und nahm die Tasse mit heißem Tee entgegen. Außerdem erhob sie sich von ihrem Sitzplatz und legte einen Arm um ihre Freundin.
"Vielleicht sollten wir dich gleich in dein Bett bringen, damit du dich einmal so richtig ausschlafen kannst", schlug sie vor, während sie Altyra in Richtung Bett schob und einen Schluck von ihrem Getränk nahm. "So wie ich dich kenne, legst du dich normalerweise wahrscheinlich erst viel später schlafen. Der Tee schmeckt im Übrigen köstlich. Was für eine Sorte ist das?"
"Eine seltene Art von Minze, die nur hier bei uns im Nordgebirge wächst, vermischt mit reinem Blütenhonig", antwortete Altyra,
Weitere Kostenlose Bücher