Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
Gefahr, vor der mich kein Warnruf retten kann. Mir bleibt keine andere Wahl, als mich ihr einfach entgegenzustellen."
Nach diesen Worten wandte sie sich der normalen Eingangstür ihrer Privatgemächer zu und trat in den dahinterliegenden Gang, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sich dort gerade niemand aufhielt. Sie folgte dem Flur ein kurzes Stück in südwestlicher Richtung, bis sie an eine Stelle der Mauer gelangte, die sich für jeden anderen Menschen nicht im Geringsten von deren Rest unterschied. Altyra drückte jedoch zielsicher den versteckten Schalter an der Wand und verschwand in dem hinter der Mauer liegenden Geheimgang, wonach sich die verborgene Tür in ihre Ausgangsstellung zurückbewegte. In der heutigen Nacht hatte sie es nicht ganz so eilig wie beim letzten Mal, als sie diesen Weg beschritten hatte. Dennoch setzte die junge Fürstin einen zügigen Laufschritt an, um die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
Angriff ist häufig die sinnvollste Verteidigung
, erinnerte sie sich dabei an einen Satz, den sie früher häufig von ihrem Vater gehört hatte,
vor allem dann, wenn man seine eigene Angst kontrollieren und vor anderen verbergen muss. Angriff!
, wiederholte sie diesen Gedanken willkürlich.
Ja, ich muss offensiv vorgehen, um den Verdacht so weit wie möglich von mir abzulenken … vor allem aber, um meine eigenen Ängste zu unterwerfen.
Aufgrund ihres zügigen Tempos erreichte sie wenig später bereits die Stelle, an der sie sich in die Tiefe fallen lassen musste, lief gleich darauf aus der kleinen Höhle hinaus und über den Strand in das nördliche Falkenstadt hinein. Von dort begab sie sich auf direktem Weg zum südlichen Rand der Hauptstadt ihres Fürstentums, wo sich das Armenviertel befand. Dabei machte sie sich nicht wie sonst die Mühe, ungesehen über die hohen Dächer zu eilen, sondern schlich ganz bewusst ausschließlich durch dunkle und enge Gassen, bis sie ihr Ziel endlich erreicht hatte.
Es handelte sich dabei um ein ziemlich heruntergekommenes Haus, dessen Fenster mit Holzbrettern vernagelt waren. Die verdreckte und an vielen Stellen abgebröckelte Fassade des Gebäudes sowie dessen Eingangstür, die nur noch an einer Angel hing und ein großes Loch in ihrer Mitte aufwies, verrieten sofort, dass es unbewohnt war. Auch im Inneren sah es nicht wirklich besser aus: verdreckte und halb verrottete Möbel, hier und da ein verrostetes Werkzeug oder Kochgerät und über sämtlichen Oberflächen eine dicke Staubschicht, die in Altyras Kehle einen Hustenreiz auslöste, als die junge Fürstin den Staub mit den Sohlen ihrer Stiefel aufwirbelte. Diesen Reiz unterdrückte sie allerdings ebenso, wie sie die Einrichtungsgegenstände des Raums ignorierte, in dem sie sich nach Betreten des Hauses befand. Stattdessen schritt sie zügig in das nächste Zimmer, von welchem aus eine hölzerne Wendeltreppe – jene sah aus, als ob sie jeden Augenblick einstürzen würde – tief hinab in den Keller führte. Man konnte diesen Weg in der vorherrschenden Dunkelheit zwar nicht sehen, Altyra fand ihn aber trotzdem problemlos – immerhin war es nicht das erste Mal, dass sie diesen trostlosen Ort aufsuchte – und begab sich ohne Bedenken über die Treppe nach unten. Danach stand sie in der Mitte eines quadratischen Raums, der an allen vier Wänden mit Regalen bestanden war und über keinen weiteren Ausgang zu verfügen schien. Auch hier machte sich die junge Fürstin keine Gedanken, sondern betätigte einfach einen versteckten Hebel an dem Regal zu ihrer Linken. Dadurch öffnete sich vor der ihr gegenüberliegenden Wand eine Falltür, unter der eine steinerne Treppe zum Vorschein kam, welche noch tiefer in die Erde hineinführte.
Die junge Fürstin folgte auch dieser bedenkenlos in die Tiefe, wobei sie auf ihrem Weg einen weiteren Hebel betätigte, der die Falltür wieder schloss. Am Ende der steinernen Treppe befand sich eine stählerne Tür, vor welcher Altyra ohne einen vorherigen Öffnungsversuch ihre Dietriche auspackte. Auf dieses Hindernis war sie im Gegensatz zum Rest ihres Weges sehr gespannt. Denn das Schloss hatte bei jedem ihrer bisherigen Besuche über eine andere Kombination verfügt, wodurch sie sich jedes Mal erneut hatte anstrengen müssen, um die Stahltür zu passieren. Wie sie es erwartet hatte, war die Tür verschlossen und besaß diesmal einen äußerst kniffligen Schließmechanismus. Jener war der Assassine allerdings sehr willkommen, da der Versuch,
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