Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
sich vor einem Sturz in den sicheren Tod zu retten. Sie vergrößerte ihren Schritt unter großer Anstrengung und ebenso großen Schmerzen zu einem weiten Spagat, wodurch es ihr gelang, sich mit den Füßen an je einem Seitenrand der Grube zu fixieren. Im Anschluss beugte sie ihren Oberkörper schnell über ihr vorderes Bein und griff mit den Händen neben ihren Fuß. Danach löste sie den fixierenden Spagat auf und ließ sich nach unten fallen, bis sie vollkommen gestreckt über den Speeren hing. Die unmittelbare Gefahr war damit gebannt, weshalb sie ein paar Mal tief durchatmete und versuchte, die verkrampfte Muskulatur ihrer Beine zu lockern, ehe sie sich zurück nach oben auf den Gang zog. Dieser Zwischenfall ermahnte sie dazu, wieder vorsichtiger zu sein. Daher schob sie ihre Füße langsam über den Untergrund, bis sich die zweite Falltür vor ihr öffnete. Zu ihrem Glück traute sie der Situation jedoch nicht, sondern zog ihren Kampfstab und prüfte damit die Stabilität des dahinterliegenden Bodens. Jener gab bereits unter minimalem Druck nach und zerfiel in unendlich viele Bruchstücke, wodurch sich die Länge der zweiten Fallgrube annähernd verdoppelte. Todesklinge überschlug nickend die Entfernung von ihrem Standort zum nächsten, hoffentlich stabilen Stück Boden und kam zu dem Ergebnis, dass sie die Weite mit den wenigen Schritten Anlauf, die ihr zur Verfügung standen, gerade so überspringen können würde. Sie verstaute also ihren Stab, schüttelte die Muskulatur ihrer Beine nochmals aus und sprang mit Schwung über die lange Grube.
Sie überwand diese zwar vollständig, kam bei der Landung allerdings knapp hinter dem Grubenrand und so unvorteilhaft auf, dass sie ihr Gleichgewicht verlor und fast rückwärts in die Speere gestürzt wäre. Mit rudernden Armen gelang es ihr schließlich, wieder in Vorlage zu kommen, wonach sie erleichtert aufatmete.
Für eine Nacht bin ich doch mittlerweile wirklich genügend Beinahe-Tode gestorben!
Sie schob sich von ihrer jetzigen Position weiter vorwärts, bis sich eine dritte Falltür öffnete, und überprüfte auch den dahinterliegenden Boden mit ihrem Kampfstab. Da jener allerdings selbst unter großen Druck nicht nachgab, sprang sie anschließend über diese letzte, kleine Grube hinweg und folgte dem Gang um eine weitere Biegung, wo sie bereits das nächste Hindernis erkennen konnte. Es handelte sich um eine weitere Speergrube – langsam, aber sicher ging diese Art von Grube der Assassine gewaltig auf die Nerven –, deren einzige Überquerungsmöglichkeit mehrere, in verschiedene Richtungen rotierende Baumstämme im Zentrum des Gangs darstellten. Damit man die Stämme nicht einfach in einem schnellen Tempo überlaufen konnte, waren an ihnen mehrere Metallklingen angebracht, die vom Boden ungefähr bis zu Todesklinges Schultern reichten.
Die Assassine zögerte dennoch nicht lange, sondern begab sich auf den ersten Baumstamm. Während sie versuchte, ihr Gleichgewicht zu behalten und den vielen Klingen auszuweichen, bewegte sie sich vorsichtig vorwärts. Das alleine war noch kein Problem. Als sie aber an dem Übergang zum nächsten Stamm ankam – dieser drehte sich in die entgegengesetzte Richtung –, verlor Todesklinge für kurze Zeit ihr Gleichgewicht, wodurch sie um ein Haar in eine der Klingen hineingestolpert wäre. Auch diesmal rettete sie sich einzig und allein durch ein wildes Rudern mit ihren Armen. Der Rest des Stammes stellte danach kein Problem mehr da und auch bei dem Übergang zum darauffolgenden, gegendrehenden Stamm hatte die Assassine keine ganz so großen Schwierigkeiten mehr, ihr Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Allerdings bemerkte sie, dass sich dieser Stamm schneller drehte als die vorhergehenden, was das Balancieren etwas schwieriger machte.
Daher war sie unendlich froh, als sie kurz darauf auch die letzten beiden Stämme ohne irgendwelche Zwischenfälle hinter sich gelassen und wieder festen Boden unter ihren Füßen hatte. Hinter der nächsten und vorerst letzten Biegung des Gangs – wenn man der weiter hinten sichtbaren Tür Glauben schenken durfte – wurde Todesklinge ebenso wenig vor einer Prüfung verschont, wie sämtliche Biegungen zuvor. Als sie vorsichtig den ersten Fuß in den Gang hinein gesetzt hatte, fielen an dessen Ende beginnend der Reihe nach Stücke der Decke mit einem Ohren betäubenden Lärm zu Boden. Die Assassine wich unverzüglich zurück und presste ihren Rücken gegen die hinter ihr liegende Wand. Kurz vor
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