Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
ausdrücklich die Assassine Todesklinge zur Erfüllung dieser Aufgabe anforderte."
"Ihr wagt es, die Gilde für Eure dunklen Machenschaften zu missbrauchen?", fragte Todesklinge ungläubig.
"Ich gehe keinen dunklen Machenschaften nach, wie du das so schön bezeichnest", erklärte der Mann sichtlich amüsiert. "Das einzige Ziel, das ich seit über fünf Jahren mit meiner ungeteilten Aufmerksamkeit verfolge, ist meine Rache an dir. All die hinterhältigen Morde zur Vergrößerung meines Reichtums, die ich mir vor der Gilde selbst andichtete, haben so niemals stattgefunden."
"Sie müssen stattgefunden haben, sonst hätte die Gilde diesen Auftrag niemals akzeptiert."
"Stattgefunden haben sie auch – nur nicht mit mir als ihrem Auftraggeber."
"Ihr habt all dies also nur inszeniert, um Euren kranken Bruder zu rächen?"
"Natürlich! Würdest du dein Blut nicht rächen, wenn es ermordet werden würde?"
"In
meinem
Blut gibt es keine solchen psychopathischen Bastarde wie Euren Bruder."
"Das steht nicht zur Debatte. Beantworte meine Frage! Würdest du dein Blut rächen?"
"Die Frage ist absurd."
"Du weichst einer Antwort aus. Aber gut, lass mich die Frage anders formulieren! Wenn ich deine Identität herausgefunden und ein Mitglied deiner Familie getötet hätte, um mich für die hinterhältige Ermordung meines Bruders zu rächen, würdest du mich dann nicht ebenfalls töten wollen? Würdest du nicht absolut alles dafür geben, um mir höchstpersönlich den Todesstoß versetzen zu können?"
"Ihr seid mindestens ebenso krank wie Euer Bruder. Ich werde Euren Worten keinen Augenblick länger zuhören. Mein Auftrag lautet, Euch zu töten. Daher werde ich jetzt genau das tun. Solltet ihr Widerstand leisten, wird es nur länger dauern und schmerzhafter für Euch werden. Daher gebe ich Euch den gutgemeinten Rat, Euer Schicksal zu akzeptieren und Euch zu ergeben. Im Gegenzug verspreche ich Euch einen schnellen und weitgehend schmerzfreien Tod."
"Bevor wir uns dem unvermeidlichen Höhepunkt dieser Nacht zuwenden, lass mich dir noch genau zwei Dinge sagen! Erstens: Ich werde mich dir niemals ergeben, sondern bis zu meinem letzten Blutstropfen kämpfen, um dich tot zu sehen. Und zweitens: Das ganze Ambiente, nach welchem du vorhin gefragt hast, diente ausschließlich dem Zweck, dich vor unserem Zusammentreffen zu schwächen und zu ermüden. Denn wie ich bereits erwähnte, kenne ich dich sehr genau. Und ich bin nicht so lebensmüde, dir gegenüberzutreten, während du dich im Vollbesitz deiner Kräfte befindest." An der Stelle machte Ogalian eine betonende Pause, ehe er fortfuhr: "Jetzt können wir kämpfen."
Während dieser letzten Worte drehte sich der Baron um und ergriff sein Schwert, welches hinter ihm auf einem Ständer lag. Mit einer weiteren halben Drehung wandte er sich abermals seiner erklärten Todfeindin zu und stürmte ohne Vorwarnung auf sie los.
Trotz seines auf den ersten Blick ungefährlichen Aussehens ist er verdammt schnell
, dachte sich die Assassine, nachdem sie die ersten Angriffe pariert hatte.
Ich muss bei ihm mehr als nur gut aufpassen.
Ihr jetziges Gegenüber war in der Tat mit einem einzigen Schwert ein gefährlicherer Gegner als der Krieger mit den zwei Schwertern im Labyrinth.
"Du brauchst dir gar nicht erst die Mühe zu machen, meinen Kampfstil analysieren zu wollen", teilte Ogalian ihr kurz darauf zwischen zwei seiner Attacken mit. "Fünf Jahre der Vorbereitung waren mehr als genug, um einen Schwertmeister aus mir zu machen. Daher wirst du weder irgendwelche Lücken in meiner Deckung noch irgendwelche Wiederholungsschleifen in meinem Kampfstil entdecken. Weshalb fängst du also nicht sofort an, richtig zu kämpfen? Immerhin will ich auch diesen Kampf bis zu seinem letzten Augenblick voll auskosten können."
Die Überheblichkeit dieses Kerls in Verbindung mit seiner weltfremden Denkweise über Leben und Tod trieb Todesklinge endgültig so sehr zur Weißglut, dass es ihr außerordentlich schwer fiel, die Ruhe zu bewahren und sich ausschließlich auf den Kampf zu konzentrieren. Der Vorteil davon war, dass die Raserei ungeahnte Kräfte in ihr weckte, welche ihren Schlägen ein Vielfaches mehr an Wucht verliehen. Auf der anderen Seite hatte es allerdings den großen Nachteil, dass die Assassine ihre Deckung sträflich vernachlässigte.
Insgesamt führe diese Situation nach einer ganzen Weile zu folgendem Ergebnis: Es war keinem der beiden Kontrahenten gelungen, den jeweils anderen zu töten.
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