Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
dies eine gefühlte Unendlichkeit später mit eisernem Willen sowie unter höllischen Schmerzen gelungen und sie vor dem heruntergekommenen Haus angekommen war, welches einen der Zugänge zu den geheimen Hallen der Gilde darstellte, wollte ihr Körper sie zu einer Pause zwingen, indem er ihre Beine unter sich nachgeben ließ. Altyra zwang sich allerdings sofort wieder gewaltsam hoch.
Wenn ich jetzt eine Pause mache, werde ich sterben.
Von da an stolperte sie nur noch vorwärts und wäre beinahe die hölzerne Wendeltreppe hinuntergestürzt, wenn sie sich nicht im allerletzten Moment an deren Geländer hätte festhalten können. So zerrte sie sich lediglich den rechten Arm – damit waren ihre beiden Arme nutzlos – und musste den Hebel für die Falltür im Keller daher mit den Zähnen betätigen. Als sie schließlich auch die Treppe, die unter der Falltür tiefer in die Erde hineinführte, hinter sich gelassen und das Schloss der dahintergelegenen Tür endlich geknackt hatte, wurde sie wie immer von einer männlichen Stimme und einer Klinge an ihrer Kehle begrüßt.
"Wer bist du und was ist dein Begehr?"
"Todesklinge … Gildenmeister …!"
Nach diesen beiden einzelnen Wörtern kippte die junge Fürstin vornüber. Sie fiel einfach zu Boden, wobei sie noch vor dem Aufprall das Bewusstsein verlor.
Ich war zu langsam. Ich werde hier sterben
, waren ihre letzten Gedanken.
Sorge
"Was soll das heißen:
Ihr habt sie nicht gesehen
?", schrie Tylana die alte Amme der Fürstin von Falkenau aufgebracht an.
"Genau das, was ich gesagt habe, Prinzessin Tylana", entgegnete Valira bestimmt, aber dennoch mit einer für sie typischen, mütterlichen Ruhe. "Fürstin Altyra ist mir am heutigen Tag noch nicht begegnet."
"Wie könnt Ihr dabei so gelassen bleiben? Eure Herrin wurde seit gestern Vormittag von keinem Menschen mehr gesehen und Ihr macht Euch nicht einmal Sorgen?"
"Es tut mir leid, wenn ich …"
"Ich will Eure Entschuldigungen nicht hören!", unterbrach Tylana ihr Gegenüber sofort. "Anstatt mir zu erzählen, wie leid Euch irgendetwas tut, solltet Ihr Euch lieber unverzüglich auf die Suche nach Altyra machen!"
"Was ist denn hier los?", wollte Prinz Dynoran, der zufällig in der Nähe war und das Geschrei seiner Schwester gehört hatte, in dem Moment wissen. "Weshalb bist du so aufgebracht?"
"
Aufgebracht
? Ich bin nicht aufgebracht!", schrie Tylana ihren Bruder in einem Tonfall an, der ihre Worte Lügen strafte. "Ich wundere mich lediglich über diese alte Frau, die auf der einen Seite behauptet, Altyra treu ergeben zu sein, sich auf der anderen Seite allerdings nicht die geringsten Sorgen um ihre Herrin zu machen scheint."
"Ist das so?", fragte Dynoran rhetorisch, wonach er sich an die alte Amme wandte. "Ihr dürft Euch entfernen. Ich regele das."
Die Angesprochene verbeugte sich dankbar vor dem Prinzen und wollte sich schnell zurückziehen, wurde jedoch von Tylana zurückgehalten.
"Ihr werdet nirgendwohin gehen!", befahl diese der alten Frau und wandte ihren Zorn danach erneut gegen Dynoran. "Und was soll das bitteschön bedeuten:
Du regelst das
? Gar nichts wirst du regeln! Du …"
"Ihr dürft gehen, Valira", sagte Dynoran erneut zu der Amme, nachdem er blitzschnell hinter Tylana getreten war und ihr mit einer Hand den Mund zuhielt, während er sie mit dem freien Arm fest umklammerte. "Und keine Sorge wegen Tylana! Ich werde meine kleine Schwester schon wieder zur Vernunft bringen."
Die alte Frau blickte einen kurzen Moment unsicher zwischen Dynoran und Tylana hin und her, entschied sich am Ende aber dafür, die beiden Adeligen alleine zu lassen. Sie verbeugte sich noch einmal mit einem hastigen Knicks und eilte schnellen Schrittes davon.
Die Prinzessin von Palderan zappelte unterdessen so stark in den Armen ihres Bruders, dass dieser sagte: "Ich werde dich loslassen, wenn du mir versprichst, dich zu beruhigen und mir ohne Geschrei zu erzählen, was hier vorgefallen ist. Einverstanden?"
Auf ein Nicken seiner Schwester hin löste Dynoran zwar die Hand von ihrem Mund, hielt sie aber weiterhin fest.
"Was fällt dir ein, mich so zu behandeln?", rief Tylana wütend. "Und das vor den Augen …"
"Die Bedingung war, dass du dich beruhigst", erinnerte der Prinz von Palderan seine Schwester, während er ihr erneut den Mund zuhielt. "Es tut mir leid, was ich soeben getan habe! Doch es war die schnellste und einfachste Möglichkeit, dich ruhig zu stellen und die arme Frau vor deinem unkontrollierten Zorn zu
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