Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
retten. Ich habe deine Augen ganz genau gesehen. Du warst kurz davor durchzudrehen. Also versprich mir bitte, dass du dich auf der Stelle beruhigen wirst, und ich werde dich im Gegenzug unverzüglich loslassen!"
Nach einem erneuten Nicken seiner Schwester löste er beide Arme von ihr und machte einen Schritt zurück.
"Für das, was du gerade getan hast, schuldest du mir mehr als diese halbherzige Entschuldigung,
Bruder
!", sagte Tylana zwar ruhig, aber noch immer voller Wut, während sie Dynoran einen vernichtenden Blick zuwarf.
"Ich mache dir einen Vorschlag: Ich werde mich richtig bei dir entschuldigen, wenn du dich bei mir dafür bedankst, dass ich dich vor dem Ausrasten bewahrt habe."
"Das ist überhaupt …", wurde Tylana sofort wieder laut, was Dynoran dadurch kommentierte, dass er seinen Kopf zur Seite legte und einen Ich-habe-recht-Blick aufsetzte. "Das ist überhaupt nicht wahr!", senkte die Prinzessin daher abermals ihre Stimme. "Nun ja, vielleicht ein bisschen … aber …"
"Kein aber! Du warst kurz davor, die Kontrolle über dein Temperament zu verlieren, und ich habe das verhindert."
"In Ordnung, du hast recht. Vielen Dank, dass du mich davor bewahrt hast auszurasten!"
"Das klang zwar nicht gerade überzeugend, aber ich nehme deinen Dank an. Entschuldige bitte, dass ich getan habe, was nötig war, um dich wieder zur Ruhe zu bringen!"
"Das klang genauso wenig überzeugend."
"Dann sind wir damit wohl Quitt", äußerte Dynoran lachend. "Verrätst du mir jetzt, weshalb du so aufgebracht bist?"
"Es ist wegen Altyra. Nachdem sie sich gestern so übereilt vom Schießplatz zurückgezogen hatte, empfing sie ihrem Sekretär Elordin zufolge noch einige Bittsteller, ehe sie sich wortlos zurückzog. Seit jenem Zeitpunkt hat sie kein Mensch, den ich gefragt habe, zu Gesicht bekommen."
"Das müsste somit ungefähr seit gestern Mittag sein, oder?", stellte Dynoran eine Frage, die seine Schwester mit einem Nicken bestätigte. "Weißt du wirklich nicht, was in dem Brief steht, den sie gestern erhielt, oder wolltest du es mir nur nicht sagen, Schwesterchen?"
"Es gibt überhaupt keinen Brief", beantwortete Tylana die Frage ihres Bruders mit der Wahrheit. "Altyra wollte dich in dem Augenblick einfach nicht sehen und bat mich, eine Ausrede für ihr plötzliches Verschwinden zu erfinden."
"Oh!", erwiderte der Prinz von Palderan sichtlich verletzt. "Dann … weiß Tarsin auch nicht, wo seine große Schwester abgeblieben ist?"
"Ich wollte ihn nicht fragen. Er soll sich keine unnötigen Sorgen um Altyra machen."
"Aber du machst dir Sorgen um sie, nicht wahr?"
"Ich komme fast um vor Angst um meine beste Freundin. Was ist, wenn ihr irgendetwas zugestoßen sein sollte?"
"Was sollte ihr hier in ihrem eigenen Zuhause schon passieren?"
"Es ist einfach nicht ihre Art, einfach so zu verschwinden, ohne mir vorher auch nur ein Wort gesagt zu haben. Und hast du etwa die Tatsache vergessen, dass Altyras Stiefvater vor wenigen Tagen in seinen eigenen Schlafgemächern inmitten dieser Burg ermordet wurde?"
"Ich …", setzte Dynoran zu einer Antwort an, wusste aber nicht, was er weiter sagen sollte.
An den Tod des Fürsten hatte er bei seiner vorherigen Frage in der Tat keinen einzigen Gedanken verschwendet.
"Ich mache dir einen Vorschlag: Du begibst dich jetzt zu deinem geliebten Neffen Tarsin und lässt dich von ihm ein wenig ablenken. Ich werde mich währenddessen auf die Suche nach Altyra machen. Einverstanden?"
"Wie soll ich mich einfach hinsetzen können und tatenlos die Zeit vergehen lassen, wenn meiner besten Freundin vielleicht etwas Ernsthaftes zugestoßen ist?", wollte Tylana diesen Vorschlag mit einer rhetorischen Frage ablehnen.
"Glaube mir, Schwesterchen!", redete Dynoran daher betont ruhig und langsam auf die Prinzessin ein. "Falls überhaupt irgendjemand in dieser Burg Altyra finden kann, dann bin ich dieser jemand. Denn auch wenn du mir das vielleicht nicht glaubst, habe ich doch ziemlich viel Erfahrung in solchen Dingen. Also vertraue deinem großen Bruder und beschäftige Tarsin eine Weile, damit er nicht auf die Idee kommt, nach seiner großen Schwester zu fragen! Würdest du das für mich tun?"
"In Ordnung", stimmte Tylana schließlich zu.
Dynoran schloss sie daraufhin diesmal sanft in die Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange, ehe er sich abwandte und in der Richtung davoneilte, aus der er zuvor gekommen war.
Hoffnung und Angst
Ich bin gestorben!
, war der erste Gedanke, der Altyra bei ihrem
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