Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
fallen. Natürlich tat sie es trotzdem nicht gerne. Sie hasste es, überhaupt lügen zu müssen. Aber in diesem speziellen Fall sah sie absolut keinen anderen Ausweg.
"Wo bist du gewesen?", wollte die Prinzessin von Palderan sofort wissen, als sie ihre beste Freundin erkannt hatte.
Gleich im Anschluss rannte sie auf Altyra zu und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige.
"Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie sehr ich mich um dich gesorgt habe? Ich dachte du bist tot oder schlimmeres!"
Die Fürstin von Falkenau hatte mit so etwas absolut nicht gerechnet und wusste noch viel weniger, wie sie darauf reagieren sollte. Im ersten Moment konnte sie sich nur über ihre schmerzende Wange streichen und ihre beste Freundin fassungslos anstarren.
"Entschuldige bitte, liebste Freundin!", machte Tylana eine Reaktion nur einen Augenblick später überflüssig. "Ich wollte das nicht. Es ist nur so … ich hatte solche Angst. Und jetzt stehst du plötzlich vor mir, als wäre nichts geschehen … ich meine … wie siehst du überhaupt aus? Dein Kleid ist völlig zerknittert. Und wo sind deine Schuhe? Was ist mit dir passiert?"
"Ich muss mich bei dir entschuldigen, Tylana!", entgegnete Altyra ihrer Freundin, umarmte diese und drückte sie fest an sich. "Ich wollte dir wirklich keine so großen Sorgen bereiten. Setzen wir uns erst einmal, dann werde ich dir alles erklären."
Während sie sich von der Prinzessin löste und sich auf ihrem Bett niederließ, setzte sich Tylana in einen der bequemen Sessel des Raums.
"Du solltest dir besser eine sehr überzeugende Entführungsgeschichte oder irgendetwas dergleichen einfallen lassen", äußerte die Prinzessin von Palderan in bitterernstem Tonfall, aber mit einem Gesichtsausdruck, der ihren Worten die Härte nahm. "Denn etwas Geringeres werde ich als Ausrede für dein plötzliches Verschwinden nicht akzeptieren."
"Ich muss dich enttäuschen, liebste Freundin! Mit etwas so Dramatischem kann ich leider nicht dienen. Mein Verschwinden hatte lediglich zwei Gründe: meinen Kopf und mein eigenes Ungeschick."
"Das musst du mir schon genauer erklären, Altyra! Unter diesen knappen Worten kann ich mir überhaupt nichts vorstellen."
"Immer langsam, liebste Freundin! Du willst den jungen Fohlen doch nicht die Beine brechen, oder? Lass mich erst kurz meine Gedanken sortieren!" Altyra schloss kurz ihre Augen und tat so, als würde sie nachdenken, bevor sie weitersprach. "Nachdem ich dich und Tarsin vorgestern Vormittag so übereilt wegen deinem Bruder verlassen hatte, begab ich mich alleine in das Nordgebirge, um dort ein wenig nachdenken und meinen Kopf freibekommen zu können. Ungeschickt wie ich bin, verlief ich mich während all des Nachdenkens hoffnungslos und fand den Weg zurück erst am Ende des gestrigen Tages wieder. Die vergangene Nacht verbrachte ich nach einem Alptraum, den ich in den Bergen hatte, in Tarsins Zimmer. Mehr steckt nicht hinter meiner langen Abwesenheit."
"Allein für diese Dummheit sollte ich dich ein weiteres Mal ohrfeigen, Altyra", kommentierte Tylana wütend. "Weshalb hast du niemandem Bescheid gesagt? Und warum musstest du dich überhaupt dorthin begeben? Kannst du woanders nicht nachdenken?"
"Ich weiß, dass es wirklich dumm von mir war, und wenn du willst, verspreche ich dir auf der Stelle bei allem was mir lieb und teuer ist, dass so etwas kein zweites Mal vorkommen wird. Es ist nur so, dass ich dringend Zeit für mich alleine gebraucht habe. Und egal an welchen Ort ich mich innerhalb der Burg auch begebe, es dauert nie besonders lange, bis mich irgendjemand findet und etwas von mir als Fürstin will. Hätte ich auf der anderen Seite irgendjemanden über mein Vorhaben informiert, wäre ich in den Bergen nicht allein gewesen, sondern hätte mindestens ein halbes Dutzend Krieger um mich herum gehabt, die mich vom Nachdenken abgehalten hätten."
"Auf dieses Versprechen komme ich jetzt sofort zurück. Das wird kein zweites Mal vorkommen – auch dann nicht, wenn ich nicht mehr hier auf Burg Falkenau bin!", forderte Tylana todernst. "Hast du mich verstanden?"
"Ich habe verstanden. Und du kannst mir glauben: Ich würde es auch ohne ein solches Versprechen niemals wieder tun. Denn nachdem ich dort draußen in den Bergen den Rückweg verloren hatte, hatte ich mindestens genauso viel Angst wie du hier in der Burg."
"Wenn das so ist, nehme ich deine Entschuldigung hiermit an. Ich sollte jetzt besser gehen und Dynoran von deiner Rückkehr in Kenntnis
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