Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
jungen Dienerin gleich im Anschluss. "Vielleicht bringst du wenigstens das zustande, wenn du nicht einmal jemanden am Betreten meiner Gemächer hindern kannst, solange ich mich in der Badewanne befinde!"
"Entschuldigt bitte, Herrin!", bat das Mädchen in Verbindung mit einer unterwürfigen Verbeugung. "Wenn Ihr mich für mein Versagen bestrafen wollt, verstehe ich das."
"Du verstehst es also, ja? Dummes Ding, gar nichts verstehst du! Gehe mir sofort aus den Augen und schicke eine andere Dienerin hierher, um diesen Dreck zu beseitigen! Danach wirst du dich unverzüglich zu Valira begeben und sie um eine Aufgabe bitten –
bitten
, hörst du? –, die einen ganzen Monat lang ausschließlich mit Putzen zu tun hat und bei der ich dich nicht sehen muss."
"Ich werde tun, was Ihr verlangt, Herrin", antwortete die Dienstmagd knapp und unter Tränen, ehe sie nahezu genauso schnell aus dem Zimmer verschwand wie Dynoran zuvor.
Dass eine solche Strafe ungerechtfertigt war, darüber war sich Altyra sehr wohl im Klaren. Immerhin war die junge Dienerin dem Prinzen von Palderan in keiner Hinsicht gewachsen. Aber der jungen Fürstin war das in diesem Augenblick herzlich egal.
Wie soll ich bitteschön mein Versprechen gegenüber Tylana auch nur annähernd einhalten, wenn dieser Vollidiot von einem Mann mich bei jeder einzelnen unserer Begegnungen zur Weißglut bringt?
Da es mit dem Entspannen nun endgültig vorbei war, stieg Altyra aus der Wanne und rieb sich mit einem flauschigen Handtuch trocken. Danach schlüpfte sie wahllos in eines ihrer einfacheren Kleider – ein dunkelgrünes mit hohem Kragen – sowie dazu passende Wildlederstiefel und verließ ebenfalls den Raum.
"Verzeiht, Herrin!", wurde sie bereits kurz nach dem Verlassen ihrer Privatgemächer von einem ihrer männlichen Bediensteten aufgehalten. "Dieser Brief wurde soeben für Euch abgegeben. Er trägt das Siegel des Königs."
Die junge Fürstin nahm den Brief wortlos entgegen, zerbrach das Siegel und las die Zeilen des Herrschers von Palderan während des Gehens.
Liebe Altyra,
zunächst einmal möchte ich dir mein herzlichstes Beileid über den Verlust deines Stiefvaters Pirag aussprechen. Sein Tod geht auch mir persönlich sehr nahe.
Da Pirag allerdings nicht nur als Mensch, sondern auch in seiner Rolle als oberster General von Palderan eine große Lücke hinterlässt, müssen wir schnell gemeinsam eine Entscheidung darüber treffen, wer seine Nachfolge antreten und unsere westlichen Grenzen vor den Barbaren aus Terilon beschützen soll.
Ich möchte dich daher bitten, so schnell wie möglich auf ein persönliches Gespräch zu mir nach Dangverun in den Drachenpalast zu kommen. Bringe zu diesem bitte auch meine beiden Kinder mit! Dynoran soll uns beim Finden unserer Entscheidung unterstützen. Und bezüglich Tylana möchte ich nicht, dass sie alleine auf Burg Falkenau zurückbleibt – obwohl ich mir natürlich darüber im Klaren bin, dass sie dort sehr wohl in Sicherheit wäre.
Ich wünsche dir eine schnelle und angenehme Reise.
Dein dich liebender Onkel
König Malron von Palderan
Da die junge Fürstin bereits auf eine Antwort des Königs bezüglich Fürst Pirags Tod gewartet hatte, überraschte sie dessen Nachricht nicht im Geringsten. Das plötzliche Erscheinen ihrer besten Freundin hinter der nächsten Biegung des Gangs erschreckte sie hingegen so sehr, dass sie sichtbar zusammenzuckte. Der Prinzessin von Palderan erging es allerdings nicht besser. Sie gab sogar einen lauten Schreckensschrei von sich.
"Du hast mich erschreckt!", gestand Altyra ihrer Freundin wahrheitsgemäß – allerdings mit einem breiten Grinsen, welches ihre Aussage ziemlich unglaubwürdig erscheinen ließ. "Wolltest du zu mir?"
"
Ich
soll
dich
erschreckt haben?", fragte die Prinzessin skeptisch nach. "Danach siehst du mir beim besten Willen nicht aus. Ich hingegen habe gerade beinahe einen Herzinfarkt erlitten!"
"Jetzt übertreibst du aber maßlos, liebste Tylana. Denn auch wenn
ich
es schaffe, meinem Schrecken nahezu keinen Ausdruck zu verleihen, würdest
du
bei einem Herzinfarkt doch ein wenig anders aussehen."
"Du weißt genau, was ich meine … ach, lassen wir das! Ich wollte tatsächlich zu dir. Darf ich fragen, was du da in deiner Hand hältst?"
"Das ist ein Brief deines Vaters, in dem er mir auf meinen letzten Brief bezüglich Pirags Tod antwortet."
"Was genau schreibt Vater dir?"
"Er bekundet mir sein Beileid zum Verlust meines Stiefvaters und bittet mich
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