Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
Burg zu Gesicht bekommen."
"Natürlich bin ich mir sicher, dass es nur ein Alptraum war. Und ich kann in meiner eigenen Burg sehr wohl ungesehen bleiben, wenn ich das möchte. In Anbetracht dessen, was vor wenigen Tagen mit Pirag geschehen ist, habe ich ganz einfach ein wenig Zeit für mich alleine zum Nachdenken gebraucht. Versprichst du mir jetzt, dass du auf dich achtgeben und nirgendwohin alleine gehen wirst?"
"Nur wegen eines Traums halte ich das zwar für übertrieben, aber zu deinem großen Glück – und meinem Unglück – kann ich dir keine Bitte abschlagen, Schwesterchen. Ich verspreche es dir, wenn du mir im Gegenzug auch zwei Dinge versprichst."
"Gleich zwei Versprechen für ein einziges von dir? Du solltest ernsthaft darüber nachdenken, Kaufmann zu werden, Tarsin", spaßte Altyra, wurde jedoch sofort wieder ernst. "Was für Versprechen möchtest du von mir?"
"Erstens darfst du nie wieder so lange verschwinden, ohne mir vorher zu sagen, wohin du gehst. Hast du überhaupt eine Ahnung davon, wie viel Sorgen ich mir um dich gemacht habe?"
"Entschuldige bitte, kleiner Bruder! Ich hatte eigentlich nicht vor, so lange wegzubleiben. Doch ich hatte mich in die Berge begeben und den Rückweg von dort mehr als nur ein wenig unterschätzt. Ich verspreche dir, dass so etwas ohne dein Wissen nicht wieder vorkommen wird. Wie lautet deine zweite Bedingung?"
"Meine zweite Bedingung ist, dass du den Kriegern der Burg nichts hiervon erzählen darfst", antwortete der junge Fürst mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
"Einverstanden!", entgegnete Altyra lachend. "Ich verspreche, die Kuscheleinheiten mit meinem kleinen Bruder für mich zu behalten, du alberner Kerl."
"Dann verspreche ich dir auch, dass ich deiner Bitte nachkommen werde."
"Das beruhigt mich sehr, Tarsin. Doch jetzt werde ich mich besser in meine eigenen Gemächer zurückbegeben. Tylana ist wahrscheinlich halb krank vor Sorge, da sie mich genau wie du seit vorgestern Vormittag nicht mehr gesehen hat."
"Wann willst du eigentlich dein Verschwinden inmitten meiner Übungsstunde mit dem Bogen wiedergutmachen?"
"Auch dafür möchte ich dich um Entschuldigung bitten, kleiner Bruder. Ich weiß nicht, ob ich es heute schaffen werde. Aber wir werden die Stunde so bald wie möglich nachholen."
"Ein Nachholen wird nicht nötig sein, Schwesterchen. Wir können beim nächsten Mal bereits einen Schritt weitergehen. Denn Prinz Dynoran übernahm deine Aufgabe und brachte mir auch ein paar andere, nützliche Dinge bei. Tylanas Bruder ist wirklich ein außergewöhnlicher Krieger und richtig witzig. Ich hatte vorgestern sehr viel Spaß mit ihm."
"Tatsächlich?", fragte Altyra verwundert. "Nun ja, dann werde ich mir für unsere nächste Einheit mit dem Bogen wohl etwas anderes überlegen müssen. Fandest du Prinz Dynoran denn überhaupt nicht angeberisch oder arrogant?"
"Wie kommst du darauf, liebste Schwester? Das wären zwei der allerletzten Eigenschaften, die ich Dynoran zuschreiben würde. Ich fand ihn ganz im Gegenteil fast schon ein wenig zu bescheiden, da er seine Fähigkeiten in jeglicher Hinsicht herunterspielte."
"Ich verstehe", antwortete Altyra nachdenklich.
Scheinbar kann dieser eingebildete Königssohn wirklich nur mich nicht leiden
, dachte sie anschließend für sich.
Weshalb sonst sollte er mit seiner Schwester, Tarsin und keine Ahnung wem sonst noch bestens auskommen, während er sich mir gegenüber jedes Mal wie ein kompletter Vollidiot verhält?
Auf den Gedanken, dass Dynorans Verhalten ihr gegenüber nichts als Nervosität und Unsicherheit gepaart mit ein wenig Ungeschick bezüglich seiner Wortwahl war, kam die junge Fürstin nicht.
"Wie dem auch sei! Ich muss jetzt wirklich gehen, Tarsin", wechselte sie abrupt das Thema, da sie nicht weiter über den Prinzen von Palderan nachdenken wollte. "Ich wünsche dir einen schönen Tag und werde es dich wissen lassen, falls ich heute noch Zeit für dich und deinen Bogen finden sollte. Einverstanden?"
"Einverstanden, Schwesterchen", erwiderte der junge Fürst und gab Altyra einen Abschiedskuss auf die Wange.
Die Fürstin von Falkenau erhob sich daraufhin aus dem Bett und verließ barfuß das Zimmer. Draußen auf dem Gang wandte sie sich unmittelbar ihren eigenen Gemächern zu und betrat diese, ohne auch nur im Geringsten zu zögern. Nachdem sie es bereits geschafft hatte, ihren eigenen Bruder über die Gründe für ihr Verschwinden anzulügen, würde es ihr bei Tylana nicht mehr ganz so schwer
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